nterview mit der Fotografin Brea Souders.
Die Fotografien von Brea Souder können als Inbegriff des Pretty Ugly angesehen werden. Auf den ersten Blick irritieren sie, schrecken durch ihre strenge Komposition kombiniert mit rästelhaft, rauen Sujets ab. Auf einen zweiten Blick entfalten sie aber eine eigne Schönheit, durch die der Betrachter immer wieder das Bild zur Hand nimmt, um das Objekt seiner Faszination zu enträtseln. Brea Souders hat an der University of Maryland Baltimore studiert und arbeitet heute von New York aus für Kunden wie das New York Magazine, Vice Magazie und Vogue Paris. Sie sprach mit PAGE über das Hässliche und das Schöne. Mehr zu dem Thema »Das Andere Schöne« finden Sie in der PAGE 06.2012 und in dem Buch »Pretty Ugly«, das im Mai im Gestalten Verlag erscheint.
Pretty oder Ugly – Passen Ihre Fotografien in eine der Kategorien?
Meine Bilder fallen eher in die Kategorie Pretty, würde ich sagen. Auch wenn meine Farbwahl und viele Kompositionen für den Betrachter oft unerwartet sind, sind sie schön. Sie beanspruchen nur mehr Zeit, bis man ihre Schönheit versteht.
Was ist hässlich?
Für mich ist etwas hässlich, wenn ich das Bedürfnis habe, wegzuschauen. Es kann eine unangenehme Thematik sein, die mich dazu zwingt, einen Rückzieher zu machen oder eine Farbpalette oder Komposition: Das ist oft der Fall, wenn ein Bild visuell überreizt oder verwirrend ist.
Was definieren Sie als schön?
Für mich ist etwas schön, wenn es mich dazu bewegt, in neuen und unerwarteten Wegen zu denken. Manches Mal empfinde ich etwas als hässlich, entdecke aber später, dass es doch schön ist.
hre Fotografie ist im Buch »Pretty Ugly« zu finden. Warum erfüllt Ihre Arbeit beide Kategorien und steht damit für eine neue Ästhetik?
Ich untersuche Abstraktionen, gesättigte und leuchtende Farben, komponiere ungewöhnliche Strukturen. Obwohl ich in meinen Bildern schöne Dinge festhalte, braucht der Beobachter oft einen Moment, zu verstehen, was in diesem Bildausschnitt passiert.
Verfolgen Sie das Schön-Hässliche bewusst in Ihrer Fotografie?
Ich möchte einfach ein Bild schaffen, dass sowohl visuell als auch psychologisch herausfordert. Viele meiner neuen Arbeiten sind autobiographisch inspiriert und besitzen Referenzen zu meiner Familie, meinen Vorfahren und meinen Erinnerungen. Dafür versuche ich mein Unterbewusstsein durch Mediatation und Hypnose zu erkunden. Für die jeweiligen Sujet kombiniere ich anschließend Modelle mit Materialien wie Pflanzen, Spiegeln, Stoff, Gipsabdrücken und Magazinen- und Bücherausschnitten.
st gute Fotografie automatisch schön, kann sie auch hässlich sein?
Die besten Arbeiten sind schön und hässlich zugleich. Etwas, das schön ist, kann schnell langweilig sein und wird im nächsten Moment vergessen. Hässlich zu sein, ist dagegen wagemutig. Ich schätze Arbeiten, die angenehm anschauen sind. Aber ich denke erst über etwas nach, wenn es jenseits dessen liegt, was ich gewohnt bin, zu sehen oder zu diskutieren.