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Schreibschrift ade?

Der Grundschulverband will die Schreibschrift abschaffen.

Kinder sollen statt verbundenem Schreiben nur noch eine Druckschrift-Variante – die so genannte Grundschrift – lernen, und daraus dann eine eigene Handschrift entwickeln. Was halten Sie von dieser Initiative? Ist es für Sie eine pragmatische Lösung oder ein folgenschwerer Irrweg? Wir freuen uns, wenn Sie uns Ihre Meinung in Form eines Kommentars mitteilen.

Alle, die gerne noch etwas tiefer ins Thema eintauchen möchten, finden hier einen Text von Susanne Dorendorff, Gründerin des Vereins Lesbar schreiben e.V.

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Aus meiner Erfahrung halte ich Schönschreiben für das Wichtigste beim Schreiben lernen.
    Buchstaben sind abstrakte Zeichen, die nur durch allgemein anerkannte Übereinkunft eine Funktion zugewiesen bekommen haben und sich zum Zwecke der Wiedererkennung (= Kommunikation) in gewissen, festgelegten Normen bewegen müssen.

    Nur durch das ständige, korrigierte (!) Üben am Anfang wird gewährleistet, dass die Formen die für die Kommunikation so wichtige Allgemeingültigkeit bekommen.
    Ja, es ist mühselig, manchmal auch stupide, doch es gibt dabei keine Abkürzungen. (Komisch, beim Erlernen eines Instrumentes stellt keiner die Etüden in Frage.)
    Deshalb hat das auch nichts mit Perfektionswahn und Gleichmacherei zu tun, wie Boris Kochan kritisiert. Wir sind alle zum Glück immer noch eigen und individuell genug, dass sich auf Basis dieser Ausgangsschrift etwas eigenes entwickelt. Aber es bleibt so einigermaßen sicher gestellt, dass es für die Allgemeinheit lesbar bleibt.

    Drei Dinge sind meines Erachtens für den Erfolg dieses großen Projektes wichtig: Zeit, Wertschätzung (zum Vergleich: zu Goethes Zeit wurde an der Qualität der Handschrift der Charakter gemessen! – ja, ich weiß, das ist lange her, aber: Auch heute wagt es keiner, sich mit dreckigen Händen an den Tisch zu setzen, aber eine Sauklaue darf jeder haben??) und, vielleicht das Wichtigste: Auflockerung und Spiel!

    Man kann durch entsprechende, recht einfache Übungen den Kindern zeigen, dass es beim Schreiben nicht nur um Gleichmaß und Information geht, dass es mehr als nur eine technische Seite dieses Prozesses gibt, nämlich, dass man mit diesen Zeichen auch kreativ umgehen kann mittels Farben und anderer Werkzeuge; dabei werden mehr Sinne angesprochen (hilft beim Verinnerlichen), mehr Interesse geweckt (macht lockerer), und man kann sich zwischendurch „austoben“, um dann wieder die nötige Ruhe für die Konzentration auf die Übung der Feinmotorik zu haben.

    „Die Buchstaben haben dann Anmut, wenn sie nicht mit Unlust und Hast, auch nicht mit Mühe und Fleiß, sondern mit Lust und Liebe geschrieben sind.“
    Der olle Spruch von Bodoni trifft auch schon auf die Erstklässler zu!

    Ganz abgesehen von alldem geht es außerdem nicht nur um die Situation des Kindes, sondern man muss den Einfluss dieser erlernbaren Fähigkeit langfristig und ganzheitlich betrachten: Manch einer der heute Erwachsenen ist mit seiner Schrift unzufrieden oder schämt sich ihrer sogar. Sie macht halt auch 200 Jahre nach Goethe immer noch Eindruck, weil es ein persönlicher Ausdruck bleibt, wie man schreibt.

    An der Grundschule die Schreibschrift abschaffen zu wollen ist so kurzsichtig, wie die überall stattfindende Abschaffung der handwerklichen Fächer im Design-Studium. Das produziert nur Schmalspur-Designer, die vollends nutzlos werden, wenn man ihnen den Stecker zieht.

  2. Ich halte den Vorschlag, die Schreibschrift abzuschaffen, für einen folgenschweren Irrweg. Es heißt doch nicht umsonst “Schreibfluss”. Wie soll der bei einer unverbundenen Schrift entstehen? Und wie sollen die Kinder ohne Heranführung zu einer verbundenen Schrift kommen?
    Wenn die Kinder keine Chance mehr bekommen, zum Beispiel durch schreibschrift-vorbereitende Schwungübungen ihre Motorik und den richtigen Krafteinsatz bei der Stiftführung zu üben, wird wohl auch die Druckschrift sehr unleserlich ausfallen und das Schreiben für die Kinder sehr sehr anstrengend. Ist der nächste Schritt dann, das Schreiben in der Schule ganz abzuschaffen??
    Und das 1×1 benötigen Kinder im Zeitalter des Taschenrechners auch nicht mehr??
    Wir werden immer abhängiger von Maschinen und immer unselbständiger und unkreativer in unserem persönlichen Ausdruck. Das kann doch nicht ernsthaft pädagogisches Ziel sein!!
    Heißt die Grundschule nicht so, weil sie die Aufgabe hat, Grundlagen zu legen? Dazu gehört meines Erachtens auf jeden Fall das Erlernen einer verbundenen Schrift, aufgrund der richtigen Einführung leserlich geschrieben.

  3. Diese schulisch verordnete Gleichmacherei ist ein Übel. Zig Generationen haben es geschafft, das Schreiben zu lernen, nur die heutige hat Schwierigkeiten … Irgendwann wird man das Wasser im Freibad abschaffen, damit die Kinder einfacher Schwimmen lernen.

  4. Die Schreibschrift abzuschaffen ist eine schlechte Idee. Was man auf jeden Fall abschaffen sollte – die Druckbuchstaben, die die Kinder in der ersten Klasse zu schreiben lernen. In der zweiten kommt dann noch die Schreibschrift dazu, und seitdem kann mein zwölfjähriger Sohn, sowie viele andere seine Mitschüler, sich nicht wirklich entscheiden, wie er nun schreiben soll: in Schreibschrift oder in Druckbuchstaben. Meistens kommt dann eine gemischte Schreibweise zustande, die unleserlich und hässlich ist. Meine Meinung ist eindeutig: nur die Schreibschrift soll bleiben!

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