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»Ich habe beim ADC alles erreicht, was ich erreichen wollte«: Rädeker im Interview

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ochen Rädeker über das ADC Festival in Hamburg, das Ende seiner Amtszeit als Präsidiumssprecher und seine Professur an der Hochschule Konstanz.

PAGE: Was gab den Ausschlag für Hamburg als Standort des nächsten ADC Festivals?

Jochen Rädeker: Es war ein Wimpernschlagfinale zwischen Frankfurt und Hamburg. Hamburg hat ein sehr innovatives Konzept vorgelegt mit neuen Formaten und völlig ungesehenen Veranstaltungsorten. Außerdem ist die Stadt beim Thema Kreativwirtschaft per se gut aufgestellt und bietet die Aussicht, ein noch größeres Publikum zu erreichen. Für uns war es aber auch eine grundsätzliche Entscheidung, dass das ADC-Festival nicht auf einen Ort abonniert sein muss. Eine Dreijahres-Periode ist eine sinnvolle Zeit, um etwas zu entwickeln.

Können Sie schon genaueres zu den Veranstaltungsorten sagen?

Wahrscheinlich gehen wir mit der Ausstellung und dem Kongress in einen noch unentdeckten Güterbahnhof und mit der Awards-Show in ein repräsentatives Theater, das den Anspruch einer Gala-Veranstaltung entspricht. Zudem wird es einen Jury-Empfang durch Olaf Scholz im Rathaus geben, eine offizielle Würdigung des ADC und der besten deutschen Kreativen. Und ich würde mich sehr wundern, wenn nicht neben den offiziellen ADC-Events auch die eine oder andere Agentur in Hamburg eine Party schmeißt.

Verändert sich das Konzept des Festivals – oder bleibt es bei Ausstellung, Kongress und Award Show?

Wir wollen nach wie vor sämtliche eingereichten Arbeiten ausstellen – nicht nur Siegerarbeiten wie andere Awards. Und wir werden weiterhin spannende Themen mit kompetenten Gesprächspartnern in die Stadt hinein tragen. Ob das im Rahmen eines klassischen Kongresses passiert, wird sich zeigen. Natürlich bleibt es auch bei einer fulminanten Award Show. Die Parameter sind die gleichen, aber die Ausführung wird sich jeweils signifikant verändern. Wenn wir als Vertreter der kreativen Elite nicht mal Neues denken und zulassen würden, hätten wir unseren Job schlecht gemacht.

Sie haben sich entschieden, nicht mehr für das Amt des ADC-Präsidiumssprechers zu kandidieren. Wieso?

Ich habe mich acht Jahre lang neben der Arbeit in meiner inzwischen kräftig gewachsenen Agentur Strichpunkt intensiv im ADC engagiert. Nun ist ein guter Zeitpunkt aufzuhören, denn ich habe erreicht, was ich erreichen wollte: Der ADC ist kein Werberclub mehr, sondern bildet die kreative Spitze aller aktuellen Kommunikationsdisziplinen ab. Der Club ist mit einer völlig neuen Struktur organisatorisch und finanziell zukunftsfähig aufgestellt. Und das Wichtigste: Wir setzen wieder inhaltliche Themen.

Was ist die größte Herausforderung für Ihren Nachfolger?

Die Digitalisierung des Clubs. Die Kernkompetenz des ADC liegt im relativ analogen Festival. Die Bewertung von kreativen Arbeiten und die Diskussionen darüber finden aber zunehmend digital statt. Vielen jungen Designern ist es heute wichtiger, wie ihre Arbeiten in bestimmten Blogs besprochen werden als der Gewinn eines ADC-Nagels. Auf diese Strukturen muss der ADC reagieren. Neue Formate, mit denen wir unabhängig vom Kreativwettbewerb Akzente setzen werden, stehen in den Startlöchern. Dazu ist auch eine neue digitale Präsenz des Clubs nötig – denn die jetzige ist unterirdisch.

Ab dem Wintersemester 2012/13 übernehmen Sie eine Professur für Corporate Identity an der Hochschule Konstanz. Was haben Ihre Studenten zu erwarten?

Diese Professur wird die erste in Deutschland sein, die den Schwerpunkt auf Nachhaltigkeitskommunikation legt – ein Thema, das wir auch bei Strichpunkt stark vorantreiben. Dazu kommt der Praxisbezug: Wie auch bei meinen PAGE-Seminaren betrachte ich es nicht als geschäftsschädigend, die »Betriebsgeheimnisse« zu verraten, die Agenturen wie Strichpunkt erfolgreich gemacht haben und machen, im Gegenteil: Es gibt immer noch viel zu wenig gutes Design, und meine Studenten sollen später im Berufsleben nicht im Mittelmaß untergehen. Neben der Lehre werde ich auch Forschungsprojekte anstoßen, um Nachhaltigkeit weg vom Modewort hin zu einem belegbaren Kommunikationsfaktor zu definieren. Abgesehen davon bin ich sehr gespannt, was ich selber lerne. Aus meinen bisherigen Seminaren und Vorträgen weiß ich: Mit jeder Frage aus dem Auditorium wird man selbst schlauer.

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