»Wie werde ich als selbstständiger Gestalter erfolgreich?« Diese Frage stellte Markus Nebel für sein Buchprojekt 30 Gestaltern, die es wissen müssen. Im Interview erklärt er uns das Ergebnis.
»Wie werde ich als selbstständiger Gestalter erfolgreich?« Diese Frage stellte Markus Nebel für sein Buchprojekt 30 Gestaltern, die es wissen müssen. Im Interview erklärt er uns das Ergebnis.
Für seine Abschlussarbeit befragte Markus Nebel erfolgreiche Gründer von Büros und Agenturen zu ihrer Motivation dafür, als selbstständiger Gestalter zu arbeiten. Auf über 150 Seiten präsentiert er seine aus den Gesprächen gewonnenen Thesen – unter anderem »Entwickle eine Vision«, »Sei mutig« und »Vermarkte Dich«. Im Interview mit PAGE erläutert Markus Nebel seine Arbeit und beantwortet die Frage, wie man denn nun erfolgreich selbstständig wird.
PAGE: Das Buch »Psychogramm des Selbständigen« entstand im Rahmen Deiner Diplomarbeit an der FH Mainz. Wie kam Dir die Idee zum Thema?
Markus Nebel: Grundsätzlich war es mir sehr wichtig, in meinem Diplom ein Thema zu bearbeiten, das mir auch am Herzen liegt. Ich wollte auf keinen Fall ein reines »Gestalter-Diplom« machen – das obligatorische monothematische Magazin, in dem es in erster Linie darum geht, zu zeigen wie zeitgemäß ich gestalten kann und welche Veredelungstechniken ich kenne. Da mir schon seit meinem Praktikum klar war, dass ich mich selbständig machen will, oder anders gesagt, mir lediglich klar wurde, nicht Angestellter sein zu wollen, war die grobe Richtung schnell klar. Wie es sich dann letztlich entwickelt hat, war ein langer Prozess mit unzähligen Vor und Zurück.
Du hast in dem Projekt 30 selbstständige Gestalter interviewt. Nach welchen Kriterien hast Du Deine Gesprächspartner ausgewählt?
Die Auswahl der Interviewpartner oder vielmehr das Überzeugen dieser, war ein zentrales Element meiner Arbeit. Will man sich inhaltlich mit den verschiedenem Auslösern und vor allem Definitionen von Erfolg auseinandersetzen, kommt man nicht umher, Gestalter zu befragen, die zumindest selbst davon überzeugt sind, auf die eine oder andere Weise erfolgreich zu sein.
Die Bewertung des eigenen Erfolgs ist eine sehr subjektive und vor allem retrospektive Betrachtung und daher war es mir wichtig, Gestalter zu finden, die auch schon über einen größeren Erfahrungsschatz verfügen. Anfänglich war das natürlich nicht ganz einfach, aber je mehr bekannte Namen ich in den Anfragen für ein Interview bereits vorweisen konnte, desto einfacher wurde die Sache.
Welche Fragen hast Du den Gestaltern gestellt?
Ursprünglich hatte ich einen Katalog von über 100 Fragen. Selbstreden, dass ich nie dazu kam, alle zu stellen. Das war auch nicht die Absicht. Ich wollte anfangs herausfinden, welche Fragen gute Antworten liefern. Die ersten Interviews waren dann auch relativ unsicher und mit regelmäßig- hektischen Blicken auf meinen Fragenkatalog verbunden, aber nach dem vierten oder fünften Interview kannte ich meine Fragen auswendig und wusste vor allem, welche Fragen wirklich zielführend die Kernfrage beantworten: »Welche Faktoren glaubst du waren Maßgeblich für deinen Erfolg.«
Würde ich diese Frage direkt am Anfang des Interviews genau so formuliert stellen, hätte ich vermutlich nichts oder sehr wenig darüber erfahren. Es war sehr hilfreich, die Befragten eingangs ihre Lebensgeschichte als Gestalter resümieren zu lassen und mich eher auf Umwegen der eigentlichen Fragestellung zu nähern.
Was ist das Ergebnis Deiner Arbeit – in einem Satz zusammengefasst?
Das Resultat ist ein riesiger Schatz an Erfahrungen und Erkenntnissen, den ich so gut es geht mit allen Interessierten teilen möchte.
Wie wird man als selbstständiger Designer erfolgreich?
Ich denke, das Allerwichtigste ist, sich im Voraus mit der Selbständigkeit zu beschäftigen. Das betrifft vor allem eine kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Person. Ich behaupte, nichts ist abträglicher für den Erfolg als sich einfach treiben zu lassen. Nicht, dass ich dazu auffordern möchte, man solle sich jahrelang auf die Selbständigkeit vorbereiten und jeden dazu erhältlichen Ratgeber lesen. Es ist vielmehr die innere Suche nach dem, was einen wirklich antreibt, den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Dazu muss ich noch anfügen, dass ich mit der Selbständigkeit, wie ich sie beschreibe, das Gründen eines eigenen Büros meine.
Viel zu selten machen sich Gestalter Gedanken darüber, was ihre Arbeit besonders macht – die berühmte Geschäftsidee. Nirgendwo sonst kommt es vermutlich häufiger vor, dass sich Unternehmensgründer ohne eine richtige Geschäftsidee selbständig machen. Dabei ist diese Idee das wirklich Entscheidende und für fast alle anderen Unternehmensgründer obligat. Zusammenfassend: Setzt euch mit euch selbst und der Sache intensiv auseinander und daraus wird sich meist von alleine eine Idee entwickeln, die es dann leidenschaftlich umzusetzen gilt.
Du hast Dich bei Deinem Buch für eine ungewöhnliche Gestaltung entschieden, insbesondere im Hinblick darauf, dass es eine wissenschaftliche Publikation ist. Die Wahl der Typografie und das Layout überraschen. Was war Dein wesentliches Gestaltungskonzept?
In erster Linie war ein entscheidender Einfluss auf die Gestaltung ein Sachzwang.
Wir – ich muss im Bezug auf die Gestaltung hervorheben, dass Saskia Friedrich dabei federführend war – wollten das Buch in einer für ein Diplom ungewöhnlich hohen Auflage produzieren und mussten daher auf eine ganze Palette schöner Dinge verzichtet, unter anderem auf Farbe.
Da es aber eben nicht eine rein wissenschaftliche Publikation ist und unser Zielgruppe nahezu ausschließlich Gestalter sind, wollten wir diese natürlich auch grafisch unterhalten. Ein wenn man so will zentraler Gedanke der Gestaltung war, mit einfachsten und rein typografischen Mitteln Grafiken zu erzeugen.
Ein weiterer Aspekt war es, die inhaltliche Vernetzung der verschiedenen Thesen und Stichworte auch zu visualisieren. Wir haben uns daher bewusst für ein sehr transparentes Papier entschieden, um so über die Durchscheineffekte neue optische Zusammenhänge zu erschaffen. Das Buch ist ja nicht nur inhaltlich sondern auch optisch in zwei Hälften untergliedert. Der erste etwas verspielt wirkende Teil, der die zehn Thesen beherbergt, und das folgende Stichwortverzeichnis, das von seiner Gestaltung sehr ruhig daherkommt und auf eine gute Lesbarkeit optimiert ist. Auch wenn es vielleicht auf den ersten Blick so scheint, haben wir bei der Gestaltung kein einziges Element beliebig verwendet. Es erfordert manchmal nur eine genaueres Hinschauen, um diese Zusammenhänge zu entschlüsseln.
Warum gibt es noch eine interaktive Version des Buchs?
Es gibt keine interaktive Version des Buchs. Die Publikation verfügt vielmehr über ein digitales Quellenverzeichnis in Form einer kostenlosen App und für Leser ohne iPhone über ein interaktives PDF zum Download. Der Grund dafür ist, dass sich die Informationen in diesem Buch zu großen Teilen auf die Erfahrungen aus den Interviews mit den Gestaltern stützen. Es war mir daher ein Anliegen, diese zum Teil sehr persönlichen Eindrücke, die ich durch das direkte Gespräch gewinnen konnte, auch in dieser unmittelbaren Form an den Leser weiterzureichen. Darüber hinaus entschied ich mich auch dazu, sämtliche anderen Medien, die ich zur Erstellung des Inhaltes zu Rate gezogen habe, für den Leser zugänglich zu machen. Daher bietet das Interface die Möglichkeit des schnellen Zugangs zu sämtliche Quellen in Form von anderen Büchern, Weblinks, Bildern, Ton- und Videodokumenten.
Ich habe mich im Zuge dieser Arbeit auch mit dem Urheberrecht auseinandergesetzt und die These aufgestellt, dass Inhalte, in meinem Falle die Texte, zusehends frei zugänglich werden und der Leser in Zukunft für das schöne Gefühl ein Buch zu besitzen bezahlen wird. Warum also warten bis Googlebooks sich ungefragt an die kostenfreie Verbreitung deiner Texte macht? Dem komme ich doch lieber voraus, indem ich über die App die Möglichkeit biete, meinen Text direkt per E-Mail zu verteilen. Ich möchte ja, dass sich viele Leute mit meinem Inhalt auseinandersetzen, ob sie nun dafür bezahlen oder sich gratis darüber freuen.
Was mir vielleicht Recht gibt: Die erste Auflage von 400 Exemplaren ist bereits fast verkauft, obwohl jeder die Möglichkeit hätte, sich im App-Store den gesamten Inhalt kostenlos zu besorgen.
Möchtest Du Dich selbst, nach diesem Projekt und seinen Ergebnissen, als Gestalter selbstständig machen?
Den Weg in die Festanstellung hab ich mir mit meinem Buch wahrscheinlich auch gründlich verbaut. Ich würde mich ja selbst mit dem Wissen um dieses Buch nicht einstellen. Gedanklich setze ich mich ja bereits seit geraumer Zeit damit auseinander – und mit meinen beiden Partnern Saskia Friedrich und Andreas Dauerer geht es momentan an eine praktische Umsetzung. In den kommenden Wochen werden wir dann die Berliner Agenturenlandschaft unter dem Namen Leibniz Le Blon aufmischen.
Das Psychogramm des Selbständigen
Markus Nebel, gestaltet von Saskia Friedrich
Preis 19,90 Euro
Hier zu bestellen
Warum gibt es kein Hörbuch?
Wenn man den ganzen Tag auf den Bildschirm starren muss ist das eine willkommene Abwechslung die Augen zu entspannen und einfach nur zu zuhören. Aber bitte von geschulten Vorlesern.
als mitglied der Webred von design austria und abonent von page habe ich einen artikel dazu gepostet: http://www.designaustria.at/de/posts/875-erfolgreich-selbststandig
natürlich mit quellenhinweis. lg, r. grieder