Armes Berlin: Fotoband
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in neuer Berlin-Fotoband zeigt unglaubliche Bilder heruntergekommener Mietshäuser aus dem Berlin der sechziger Jahre.
Die Gentrifizierung Berlins erregt heute die Gemüter – vor fünfzig Jahren sahen die Probleme anders aus. Damals waren 56 000 Wohnungen so heruntergekommen, dass Bürgermeister Willy Brandt sie 1963 zum Abriss freigab. Rund 140 000 Menschen mussten ausziehen, pro Wohnung gab es eine Entschädigung von genau 2860 Mark. Überschrift: Stadtsanierung.
Nun waren die sechziger und siebziger Jahre bekanntlich überall in Deutschland die Zeit einer Modernisierung, der wir unzählige grottenhässliche Neubauten im Pseudo/Billig-Bauhaus-Stil und gnadenlose Stadtautobahnen zu verdanken haben.
Doch die Lage in den meist Ende des 19. Jahrhunderts gebauten Mietskasernen Berlins war teilweise tatsächlich dramatisch. Erster Weltkrieg, Wirtschaftkrise der Weimarer Republik, Zweiter Weltkrieg: Von Sanierung war in den überfüllten Häusern nie die Rede gewesen. Zigtausende Wohnungen hatten kein Bad, kein heisses Wasser, die Toilette auf dem Flur. Die Bewohner lebten zwischen bröckelnden Wänden und Schimmel.
Fotograf Heinrich Kuhn (1918-2001) wurde von der Stadt losgeschickt, um diese Zustände vor der Sanierung zu dokumentieren. Seine Fotos werden jetzt erstmals in einem Bildband von Edition Braus veröffentlicht. Faszinierende Bilder, die auch unseren heutigen Blick auf Berlin schärfen.
Armutszeugnisse
West-Berlin vor der Stadterneuerung in den sechziger Jahren
Fotografien von Heinrich Kuhn
Mit einem Essay von Boris von Brauchitsch
Hrsg. von Sabine Krüger
Hardcover
112 Seiten, 85 Abbildungen
Format 15 x 22 cm
€ (D) 29,95, € (A) 30,80, CHF 40,90
ISBN 978-3-86228-089-6
Edition Braus, Berlin 2014
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