Am Umeå Institute of Design entwickelten Niklas Muhs und Joel Sjödin ein Device zur Drogenkontrolle für die schwedische Verkehrspolizei.
Umeå Institute of Design. Im renommierten Masterstudiengang Advanced Product Design kooperieren Studierende mit ortsansässigen Unternehmen und Organisationen, um Produkte zu gestalten, die reale Bedürfnisse erfüllen.
So hatte Niklas Muhs während seines Auslandssemesters gemeinsam mit seinem schwedischen Kommilitonen Joel Sjödin Gelegenheit, ein neues Gerät für die Verkehrspolizei von Umeå zu entwickeln: substanz:ID.
In Interviews identifizierten die beiden Designer schnell ein Problem: Für die Beamt:innen ist es äußerst zeitaufwendig, festzustellen, ob eine auffällig fahrende Person unter Drogeneinfluss steht. Bis zu vier Stunden kann es dauern, um eine Blut- oder Urinprobe zu nehmen und auszuwerten.
Muhs und Sjödin recherchierten und stießen auf das Tech-Start-up Intelligent Fingerprinting. Das US-Unternehmen bietet einen Schnelltest an, der anhand von Schweiß aus einem Fingerabdruck erkennen kann, ob jemand illegale Substanzen konsumiert hat.
Basierend auf dieser Technik entwarfen die zwei eine Reihe von Prototypen – zunächst aus Pappe, dann erweitert um digitale Funktionen und ein Gehäuse und schließlich als High-Fidelity-Version, die sie jeweils mit den Polizist:innen testeten, um deren Feedback einzuholen.
Im Inneren des finalen Device-Konzepts steckt nun ein Arduino-UNO-Board, das die Fingerprint-Technologie simuliert. Der Code für die Anwendung entstand mit der visuellen Programmiersprache blokdots – etwa um den Druck bei der Eingabe zu messen – und HapticLabs, um das haptische Feedback zu programmieren.
Für Interaktionen und um den Prototyp mit dem Smartphone zu verbinden, nutzten sie ProtoPie, während User Journey und Interface in Figma entstanden.
Um das Testen zu erleichtern, erklärt substanz:ID zunächst das Vorgehen für die 5-sekündige Schweißabnahme und gibt eine haptische Rückmeldung über Erfolg oder Misserfolg der Eingabe. Hat es geklappt, starten die Polizist:innen über einen Knopf auf der Geräterückseite die chemische Analyse.
Nach deren Abschluss zeigt das Gerät mit einem roten oder grünen Licht vorerst nur den Beamtinnen und Beamten das Ergebnis an. Dieses verlinken sie anschließend per QR-Code und Smartphone mit den Personalien in einer Datenbank. Erst dann teilen sie den Betroffenen das Ergebnis mit – entweder um einen weiteren Test anzuordnen oder die Person schnell wieder weiterfahren zu lassen.
blokdots
Rapid Hardware Prototyping
Blokdots ist eine einfach erlernbare visuelle Programmiersprache, mit der sich interaktive Hardwareprototypen erstellen lassen, ohne dass man Code schreiben muss. Entwickelt hat sie Industrial Designer Olivier Brückner bereits 2017, weil ihn Kommiliton:innen an der HfG Schwäbisch Gmünd so oft um Hilfe bei der Programmierung baten. Die Software ist mit einer Reihe von Arduino-Boards sowie Sensoren kompatibel.
Dank ihrem übersichtlichen Interface und einfach nachvollziehbarer Tutorials eignet sie sich sehr gut für Einsteiger:innen und ist außerdem kostenlos. Darüber hinaus bietet blokdots in einer Pro-Version Integrationen für Figma und ProtoPie, sodass sich auch komplexere Interaktionen damit umsetzen lassen.
Joel Sjödin sammelte Auslandserfahrung am Johanneum Graz und macht zurzeit seinen Master am Umeå Institute of Design. 3D-Design und Fotografie sind seine beiden anderen Steckenpferde.
Bild: Andreas MuhsNiklas Muhs gewann mit seinen Projekten bereits bei mehreren Design-Awards. In seiner Bachelorarbeit an der HfG Schwäbisch Gmünd setzte er sich mit dem Thema »Design Augmentation durch KI« auseinander.
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