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Neue PAGE 08.2022: Unfassbar!

Chefredakteurin Gabriele Günder über die Herausforderungen der Gestaltung eines Monatsmagazins in unruhigen Zeiten, über Visionen für eine lebenswerte Welt – und über die wichtigsten Themen der neuen Ausgabe.

Cover Schrift Variable Font Bumpy Rigid von Beatrice Caciotti (PAGE 03.22, Seite 72 ff.)

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»Was ist jetzt noch unvorstellbar?«, fragte die »ZEIT« zu Beginn des Angriffskriegs gegen die ­Ukraine auf dem Cover ihres »Entdecken«-Teils. Auf der Folgeseite stand in kleinen Lettern: »Unsere Antwort ist eine weiße Seite.« Damit war so viel gesagt, wenn nicht sogar schon alles. Als wir kurz darauf versuchten, mit dem für ein Monatsmagazin üblichen Vorlauf die Hauptthemen der vorliegenden PAGE festzulegen und die ersten Artikel zu verteilen, lag denn auch vor uns ein großes weißes Blatt, im wörtlichen wie im übertragenen Sinne. Es war nicht zu über­blicken, in welchem Zustand sich die Welt befinden würde am Tag des Erscheinens dieser Ausgabe. Ein Fahren auf Sicht? Unmöglich.

Ich musste an den Künstler Salvatore Garau denken: »Die Abwesenheit ist die zentrale Protagonistin unserer Zeit«, hatte er einmal gesagt, als Anfang 2020 die Städte verwaisten und Botschaften wie »Stay Home« die Straßen säumten. Zu jener Zeit ersann er eine unsichtbare, immaterielle Skulptur, die auf einer 150 mal 150 Zentimeter großen Fläche ausgestellt und bei einem Mailänder Auktionshaus versteigert wurde. Nun gut, wenn sich weite Teile der Wirklichkeit – sei’s das Virus oder CO₂ – den Blicken entziehen, dann macht das nicht nur Angst, es macht erfinderisch. Doch im Gegensatz zu damals blickte jetzt auch die Kreativbranche auf eine Situation, der weder mit Fan­tasie noch mit Mitteln der Wissenschaft noch mit ver­nünftigen Argumenten beizukommen war. Im Gegen­teil, jede Reaktion werbung­treibender Unterneh­men wurde sogleich äußerst kritisch betrachtet.

Ja, man konnte fast den Eindruck gewinnen, nicht mehr gestaltend mitwirken zu können, dass alles verloren sei . . . doch dann kamen wir auf die Agenturen zu sprechen, die gemeinsam mit der nächsten Generation zukunftsorientierter Organisationen Vi­sionen einer lebenswerten Welt greifbar machen, diskutierten über Haltung und Verantwortung, über Vertrauen und Partizipation, über junge Direct-­to-Consumer Brands, deren Nähe zur Community sich gerade jetzt als großer Wettbewerbsvorteil erweist, darüber, wie Design immaterielle Werte sichtbar und erfahrbar macht, über Unternehmen, die sich komplett neu erfinden oder in Start-ups investieren – und dann waren sie da, die Themen dieser Ausgabe: New Brands (siehe Seite 16 ff.), Speculative Design (siehe Seite 84 ff.), Visual Storytelling für The Nature Conservancy (siehe Seite 96 ff.), NGO-Identities und -Kampagnen (siehe Seite 40 ff.) . . . Von wegen leeres Blatt Papier – packen wir’s an!

Also gleich PAGE 08.2022 besorgen – und lesen!

PDF-Download: PAGE 8.2022

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English version

At the onset of Russia’s war against Ukraine, week­ly newspaper DIE ZEIT asked on the front-page of its “Entdecken” (Explore) section: “What is still un­imaginable now?” The next page showed, printed in small letters: “Our answer is a blank page.” Which said so much, if not everything. Shortly after, when we ­were trying to define the main topics for this issue of PAGE, in keeping with the typical lead time for a monthly magazine, we found ourselves in front of big blank page as well, literally and figuratively. The state the world would be in on the day of publication was unpredictable. Proceeding with caution? Impossible.

I had to think of artist Salvatore Garau: “Absence is the absolute protagonist of our times,” he said ­once, when cities became deserted and “stay home”-messa­ges lined the streets in the beginning of 2020. At that time, he contrived an invisible, immaterial sculpture, which was displayed on a 150 cm by 150 cm area and sold by an auction house in Milan. Well, if wide ranges of reality – may it be the virus or CO₂ – are hiding from view, that doesn’t just trigger fear, but also ingenuity. But in constrast to those days, now the crea­tive industry too was facing a situation that couldn’t be overcome by the use of one’s imagination or sci­en­tific means, nor by reasonable arguments. On the contrary, any reaction of advertisers immediately became subject to extreme scrutiny.

Yes, it almost seemed like one couldn’t contrib­ute in a creative way anymore, that everything was lost . . . but then we started talking about the agencies, which, together with the next generation of ­future-­oriented organisations, realize visions of a world worth living in; we had a discourse on stance and responsibility, trust and participation, on young direct to consumer brands, whose closeness to the community proves to be a big competitive advantage these days, on companies that are completely re­inventing themselves or investing in start-ups – and there they were, this issue’s topics: New Brands (see page 16 ff.), Speculative Design (see page 84 ff.), Visu­al Storytelling for The Nature Conservancy (see page 96 ff.), NGO Identities and Campaigns (see page 40 ff.) . . . so much for the blank page – let’s get to it!

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