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Laufende Roboter und Solarautos: COLORS-Ausstellung in Shanghai

COLORS, das monothematische Magazin aus Benettons Thinktank Fabrica, widmet sich in der aktuellen Ausgabe dem Thema Transport. Dazu eröffnet jetzt eine Ausstellung in Shanghai. PAGE sprach mit Editorial Direcor Enrico Bossan und Creative Director Patrick Waterhouse.

COLORS, das monothematische Magazin aus Benettons Thinktank Fabrica, widmet sich in der aktuellen Ausgabe dem Thema Transport. Dazu eröffnet jetzt eine Ausstellung in Shanghai. PAGE sprach mit Editorial Direcor Enrico Bossan und Creative Director Patrick Waterhouse.

Wie kamen Sie auf Idee, eine COLORS-Ausgabe über Transport zu machen?

Das Transportwesen ist ein viel diskutiertes Thema, es ist ein unglaublich weites Feld. Transport ist überall impliziert: Jedes von Menschenhand geschaffene Objekt wird unzählige Male transportiert, oft über große Distanzen, sowohl in seinen einzelnen Bestandteilen als auch als komplett fertiggestelltes Produkt. Wir wollten herausfinden, wie wir uns fortbewegen, wenn das Unausweichliche geschieht: wenn die Ölreserven aufgebraucht sind. Und, vertiefend, wie Individuen Innovationen schaffen – im Gegensatz zu trägen Unternehmen.

Uns ist aufgefallen, dass Ideen oft von Menschen oder Orten kommen, die als außerhalb normaler Gesellschaften betrachtet werden. Durch ihre Andersartigkeit haben sie weniger Anteil an bereits bestehenden Bewegungssystemen. Das erlaubt ihnen – oder zwingt sie dazu -, über andere Möglichkeiten nachzudenken. In diesem Sinne sind die Geschichten über die Menschen im Magazin symbolisch für einen größeren Zusammenhang. Zum Teil geht es um Menschen, die – ohne sich dessen bewusst zu sein – nachhaltige Projekte erschaffen, einfach aus den Umständen heraus. Das Heft tut mehr, als ihre Geschichten zu erzählen: Es hat die Form einer Überlebensanleitung, die zeigt, wie man Transportmöglichkeiten von Haus aus baut.

Wie haben Sie diese spektakulären Gefährte und ihre Erfinder gefunden?

Wir recherchieren überall, im Netz, in Printmedien und Büchern. Alles kann eine Inspirationsquelle sein. Das ist eine Kombination aus dem Einsatz von Rechercheuren, Korrespondenten und endlosem Brainstorming im Redaktionsteam. Wir haben auch mit vielen Spezialisten über die verschiedenen Aspekte von Transport gesprochen, die wir untersucht haben.

Wie haben Sie die Ausstellungsstücke nach Shanghai transportiert?

Die Ausstellung im Shanghai besteht hauptsächlich aus Fotografien, mit echten Gefährten von zwei chinesischen Erfindern: Wu Yulu, Schöpfer eines humanoiden Roboters und Wang Qiang, der ein handgemachtes Flugzeug gebastelt hat. Außerdem gibt es Illustrationen, Videos und Workshops.

Was ist Ihre Absicht hinter der Transport-Ausstellung?

Die Ausstellung ist inspiriert von der entsprechenden COLORS-Ausgabe und untersucht, wo, wie und warum Menschen Mittel und Wege finden, um sich fortzubewegen. Getrieben von regionalen Hindernissen oder schlicht ihren Träumen folgend, sind die Erfinder in dieser Ausstellung Beweis für die Macht menschlicher Erfindungsgabe bei der Lösung von Problemen.

Was ist das Konzept von COLORS?

COLORS wurde 1991 gegründet, unter der redaktionellen Leitung von Oliviero Toscani und Tibor Kalman. Basierend auf Marshall McLuhans Konzept des globalen Dorfes ist COLORS ein vierteljährliches, monothematisches Magazin, dass in über 40 Ländern vertrieben wird und in verschieden Sprachen erscheint (Englisch und Italienisch, Französisch, Spanisch und Koreanisch). Der Untertitel sagt eigentlich alles: Es ist ein Magazin über den Rest der Welt. Wir widmen uns Menschen, Geschichten und Dingen, die selten im Scheinwerferlicht stehen und enthüllen fundamentale und obskure Situationen auf unkonventionelle und unmittelbare Art.

Was ist das besondere an COLORS im Vergleich zu anderen Corporate Magazinen?

COLORS war eine der ersten sozial engagierten und monothematischen Zeitschriften – als es gegründet wurde, war es vollkommen anders als alles, was es bis dahin gab. Über die Jahre hat sich das Heft radikal verändert, hat dabei aber seine DNA behalten, ist weiterhin sozial engagiert und beschäftigt sich mit Themen, denen andere Magazine keinen redaktionellen Platz einräumen würden.

Wie gehen Sie an die Erstellung einer Ausgabe heran?

Es ist von Vorteil, mit so vielen Menschen zu sprechen wie möglich und Ansichten mit ihnen zu teilen. Auch offene Diskussionen über das Internet helfen bei der Themenfindung, besonders über unsere neue Website www.colorsmagazine.com.

Welche Rolle spielt die Marke Benetton in und für COLORS?

COLORS wird von Fabrica herausgegeben, dem Kommunikationsforschungszentrum von Benetton. Wir haben 100%-ige redaktionelle Freiheit – sowohl was die Themenwahl angeht als auch die redaktionelle Umsetzung.

Was sind die kreativen Ambitionen von COLORS?

COLORS war schon immer neugierig auf die Welt, das Ziel ist die Interaktion mit Gesellschaft und Lesern. Das Magazin richtet sich an jeden, der sich für das interessiert, was um ihn herum passiert, jeden, der neugierig ist und erpicht darauf, mehr über unsere Welt und seine große Vielseitigkeit an menschlichen Geschichten und Situationen zu erfahren.

Bilder waren schon immer das grundsätzliche Kommunikationsmittel von COLORS. Die Bildsprache wird dazu genutzt, komplexe Ideen und menschliche Geschichten zu erzählen. Die Titel wechseln zwischen anspruchsvollen und ernsten Themen (Ökologie, Krieg, Kampf gegen Aids) und respektlosen Betrachtungen von Themen wie Shopping, Mode, Spielzeug und Sammlertum. Formal gehen wir Themen immer in einem typisch unkonventionellen Stil an.

COLORS hat sehr früh mit Augmented Reality experimentiert. Verfolgen Sie diesen Weg weiter?

Vorerst nicht. Wir widmen uns jetzt anderen interaktiven Online-Zukunftsprojekten.

Worum geht es in der nächsten Ausgabe von COLORS?

Die nächste Ausgabe (Nr. 82, erscheint Oktober 2011) widmet sich Abwassersystemen – das ist die elegante Art zusagen: Es geht um Scheiße. Die Idee fußt auf dem Buch „The Big Necessity“ von Rose George, einer ehemaligen COLORS-Autorin. Sie erforscht darin menschliche Ausscheidungen und die Probleme rund um ihre Aufbereitung und Entsorgung.

Enrico Bossan und Patrick Waterhouse


Die COLORS-Ausstellung läuft vom 6. bis 8. September 2011 in der Hong Miao Gallery, einem ehemaligen Taoistischen Tempel in Shanghai.

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