Kommunikationsdesignern stehen nach ihrer Ausbildung viele Richtungen offen. Hier beleuchten wir die Arbeit in einer Werbeagentur.
Martin Strobel hat sich bewusst für ein Studium an der FH Vorarlberg im österreichischen Dornbirn entschieden. Denn dort gibt es den Studiengang InterMedia, der vergleichbar mit einem deutschen Kommunikationsdesignstudium ist, aber eine Menge verschiedene Disziplinen abdeckt.
Dort konnte er von Typografie und Plakatgestaltung über Bewegtbild bis zum Screendesign alles ausprobieren. Nach seinem Bachelor wollte Martin Strobel eine Richtung vertiefen, deshalb schloss er ein Masterstudium mit Schwerpunkt Branding und Communication, ebenfalls an der FH Vorarlberg, an.
Nach diesen zwei Jahren wusste er: Seine Stärken liegen in der Marken- und Kampagnenentwicklung. Seit Januar 2014 arbeitet er bei Kolle Rebbe in Hamburg. Wir sprachen mit Martin Strobel über Zielstrebigkeit, das weiße Blatt und den Super Bowl.
Berufsbezeichnung Kommunikationsdesigner, Grafikdesigner, Designer Ausbildung Kommunikationsdesignstudium oder Ausbildung zum Mediengestalter Verdienst (Brutto) Einstiegsgehalt von etwa 26 000 Euro im Jahr bis zu 85 000 Euro Jahresgehalt als Kreativdirektor
Wie kommt man von Österreich an die Elbe? Martin Strobel: Für meine Masterarbeit »Die gute Idee« habe ich einige Kreative aus unterschiedlichen Bereichen interviewt, unter anderem Stefan Kolle. Als ich ihm ein Belegexemplar schickte, sagte er, falls ich einen Job benötige, sollte ich mal in Hamburg vorbeikommen. Also bin ich vorbeigekommen und geblieben. Zunächst als Grafiker, seit einiger Zeit als Artdirektor.
Mursal Nasr, unsere Designerin vom letzten Mal, nannte als Voraussetzungen für den Job in einer Designagentur Abstraktions-, Einfühlungs- und Durchhaltevermögen, dazu Stressresistenz, Fantasie sowie die Fähigkeit, Ideen, die man im Kopf hat, umzusetzen. Gilt das auch für die Arbeit in einer Werbeagentur?
Ja, allerdings würde ich noch einen gewissen Ehrgeiz und Zielstrebigkeit hinzufügen, um immer das bestmögliche Ergebnis zu errreichen. Tatsächlich habe ich mir diese Eigenschaften im Studium angeeignet. Mein Professor hat uns während des Semesters oft sehr kritisches Feedback gegeben, was einen im ersten Moment entmutigte. Aber am Ende des Semesters hatte man dann ein tolles Ergebnis vor sich liegen. Er wollte immer die letzten Prozente aus einem herausholen, damit das Projekt noch besser wird.
Was gehört zu Ihrem Job?
Ich arbeite hauptsächlich an umfangreichen Kampagnen für Netflix. Das ist sehr vielseitig, weil verschiedene Disziplinen gefragt sind. Zunächst geht es darum, eine Idee für die Kampagne zu finden. Dann überlegen wir, in welchen Medien sie wie gespielt werden soll. Anschließend geht es an die Umsetzung für die einzelnen Kanäle. Zum Beispiel gestalte ich Plakate und Onlinebanner, bin aber auch bei der Entwicklung der Trailer dabei. Am Anfang waren meine Tätigkeiten mehr ausführend, inzwischen habe ich deutlich mehr Verantwortung. Ich muss mich etwa für den Trailer mit dem Schnitt abstimmen oder mit dem Programmierer die Animation festlegen.
Sie müssen also von verschiedenen Disziplinen ein bisschen Ahnung haben.
Gute Kenntnisse in den klassischen Programmen Photoshop, InDesign oder Illustrator sollte man natürlich haben, aber das lernt man ja im Studium. Darüber hinaus ist es hilfreich, in die verschiedenen Disziplinen hineingeschnuppert zu haben. Und dann lernt man im Agenturalltag jeden Tag Neues dazu.
Ist es üblich, sich hauptsächlich um einen Kunden zu kümmern?
Ich arbeite auch für andere Kunden, aber Netflix hat momentan so einen Speed und so eine Workload, das hält uns alle ganz schön unter Strom.
Bevorzugen Sie als Medium Print oder Online?
Im Studium stand Print im Vordergrund, das ist also meine alte Liebe. Für Netflix arbeite ich in beiden Medien, und es macht beides sehr viel Spaß. Auf jeden Fall ist Print eine gute Basis für Online.
Worin liegt die Faszination Ihres Jobs?
Das Faszinierende ist zugleich die große Herausforderung. Dass man fast jedes Mal wieder bei null anfängt, von einem weißen Blatt ausgeht, und dann am Ende ein riesiges, sichtbares Ergebnis hat.
Ängstigt Sie das weiße Blatt Papier auch mal?
Klar, einen ganz kurzen Moment. Aber wenn man anschließend anfängt, über die Aufgabe nachzudenken, kommen die Ideen, und man sitzt ja auch nicht alleine davor.
Könnten Sie sich vorstellen, auch noch mal in einem anderen Bereich zu arbeiten?
Aktuell habe ich Lust auf das, was ich mache, und da bin ich noch lange nicht am Ende angekommen. Irgendwann in der Zukunft könnten auch andere kreative Bereiche interessant sein. Eine Option wäre auf jeden Fall, eines Tages als Dozent mein Wissen an Studenten weiterzugeben.
Werbung hat ja immer noch ein schillerndes Image. Was ist dran?
Zunächst mal ist es einfach ein Job wie jeder andere. Man geht in die Agentur, verdient sein Geld und muss für den Kunden arbeiten. Auf der anderen Seite ist es natürlich großartig, wenn man sich für tolle Kunden coole Sachen ausdenken, im Kopf ein bisschen herumspinnen kann. Und am Ende kommt dann etwas heraus, über das bestenfalls jemand draußen auf der Straße oder auf der Couch zu Hause sagt: »Wow, das ist cool.«
Sind das die besten Augenblicke, wenn Sie die fertigen Kampagnen auf der Straße im Fernsehen oder im Web sehen?
Es sind schon schöne Momente, wenn ich auf dem Weg zur U-Bahn-Station die Plakate oder zu Hause beim Fernsehgucken den Trailer sehe, an dem ich kurz vorher noch gearbeitet habe. Mindestens genauso schön ist es, wenn ich beim Ausdenken einer Kampagnenidee eine Erleuchtung habe.
Was war bislang Ihr spannendstes Projekt?
Da muss ich zwei nennen. Zum einen die »Better Call Saul«-Kampagne. Das war mein erster großer Job für Netflix, der sehr viel positives Feedback im Social Web bekommen hat. Das andere Projekt – »Smart Draft« für 25hours hotels – entstand gemeinsam mit meinem Textpartner Alexander Michaelsen. »Smart Draft« ist eine Zapfanlage, die Freibier ausgibt, allerdings im Gegenzug den Akku des Smartphones entlädt (www.martin-strobel.com/smartdraft.html). Der Gedanke dahinter: Anstatt sich an den Theken der Hotelbars miteinander zu unterhalten, starren viele Gäste lieber in ihr Smartphone. Also Freibier statt Akku. Von der Idee bis hin zur finalen Umsetzung kam alles von uns beiden. Konzeption, Produktdesign und Technik der Zapfanlage, bis zum Dreh vor Ort.
Und an was für einem Projekt würden Sie gerne mal arbeiten?
An einem TV-Spot für den Super Bowl. Nicht weil ich ein Riesenfan von American Football bin, sondern weil die Spots, die dort gezeigt werden, ein tolles Niveau haben – die machen richtig Spaß.
Ausbildung zum Kommunikationsdesigner
Grundsätzlich kann man sich für ein Kommunikationsdesignstudium an einer (Fach-)Hochschule oder eine Ausbildung zum Mediendesigner entscheiden. Die Wahl der Hochschule sollte nicht nur nach ihrer geografischen Lage erfolgen, sondern auch nach ihren inhaltlichen Schwerpunkten. Manche Ausbildungsstätten haben einen eher künstlerischen Fokus, bei anderen ist das Erlernen von Programmierkenntnissen Teil des Curriculums. Für die Bewerbung in einer Werbeagentur reicht in der Regel ein Bachelorabschluss – und natürlich eine tolle Mappe. Hochschulen, die ihren Schwerpunkt eher im Bereich Werbung haben, sind unter anderem:
Miami Ad School Europe, Hamburg. Die staatlich anerkannte Privatschule bietet zweijährige Ausbildungen für Artdirektoren, Werbetexter und Grafikdesigner an. Studierende können sich nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz unterstützen lassen. Ausbildungskosten: rund 21.000 Euro
Führung übernehmen – ja oder nein? ++ Social Design: Take Action! ++ Haptik-Trend ++ Brands: Neue Narrative ++ SPECIAL Cabeza Patata ++ Rebranding als transparenter Prozess ++ CD/CI: Design remote bei Fuenfwerken ++ Digitale Schriftmuster