PAGE online

Money Talk: »Mein Einstiegsgehalt ist für eine Designerin relativ hoch«

Lasst uns über Geld sprechen! Wir stellen Kreative und ihre finanzielle Situation in anonymen Porträts vor. Heute: Fest angestellte Produktmanagerin (Schwerpunkt UX Design), 26 Jahre, aus Hannover

Die Fotos zu unseren anonymen Porträts erzeugt unsere Artdirek- torin in Midjourney. Der Prompt lautete: close up portrait of a 26 years old female Product Designer, focus on UX Design, employed, Hannover, photography, her starting salary is relatively high for a designer
Die Fotos zu unseren anonymen Porträts erzeugt unsere Artdirektorin in Midjourney. Der Prompt lautete: close up portrait of a 26 years old female Product Designer, focus on UX Design, employed, Hannover, photography, her starting salary is relatively high for a designer

Offen über das Gehalt zu ist immer noch unüblich. Dabei ist Transparenz bei Gehältern und Honoraren so wichtig – zum Beispiel, um die eigene Leistung monetär besser einschätzen zu können – das gilt für Freelancer:innen genauso wie für Angestellte. Wir stellen euch deshalb in unregelmäßigen Abständen Kreative und ihre finanzielle Situation in anonymen Porträts vor.

Mehr zum Thema Jobchancen, gefragte Skills und welche Jobs in der Kreativbranche derzeit am besten bezahlt werden, findet ihr auch in unserem Impuls 5|2024.

Werdegang

Als ich anfing zu studieren, wollte ich ursprünglich ins Game Design, wechselte dann aber zu Motion Design und entdeckte über mein erstes Pflichtpraktikum meine Passion für UX Design. Ich schätze daran vor allem die strategische und metho­dische Vorgehensweise. Während meines Studiums habe ich viele Praktika gemacht, um mich in dem Bereich weiterzuentwickeln, unter anderem bei ei­ nem Softwarekonzern, in der öffentlichen Verwal­tung, bei einer Unternehmensberatung und in einer Designagentur. Dabei habe ich festgestellt, dass ich lieber länger an einem Projekt arbeite – der ständige Wechsel ist nicht so meins. 2022 habe ich meinen Masterabschluss in Design gemacht und arbeite seit­ dem in meinem ersten Job.

 

Arbeitssituation

Ich bin Vollzeit als Produktmana­gerin in einem Start­up tätig und übernehme dabei auch UX­-Design­-Aufgaben. Wir arbeiten 100 Prozent remote, alle drei Monate treffen wir uns im Office in Berlin zum Austausch. Den Trip ins Büro kann ich als Reisekosten abrechnen. Meist habe ich eine 40­ Stun­den­Woche, Überstunden kann ich abbummeln. Bei meiner Arbeitgeberwahl spielte neben dem Gehalt auch eine Rolle, dass ich mich weiterentwickeln kann und dass im Unternehmen User Research betrieben wird. Außerdem wollte ich Verantwortung überneh­men und mit meiner Arbeit Impact generieren.

Einnahmen

Mein Einstiegsgehalt liegt bei 60 000 Eu­ro. Ich weiß, dass das für die Designbranche relativ hoch ist, und fühle mich sehr privilegiert. Es ist krass, wie sehr die Einstiegsgehälter im Design variieren. Kommiliton:innen mit demselben Abschluss wurde teils ein Jahresgehalt angeboten, das 20 000 Euro un­ter meinem liegt. Besonders Agenturen geben hier kein gutes Bild ab. Allgemein gilt: Mit einem Master kann man auf jeden Fall höher einsteigen als mit ei­nem Bachelor. Ich hatte sogar ein anderes Angebot, wo ich noch mehr bekommen hätte.

Ausgaben

Ich wohne in Hannover in einer gemein­samen Wohnung mit meinem Freund und zahle rund 500 Euro Warmmiete. Ansonsten habe ich nicht vie­le Ausgaben – ich rauche nicht, habe keine Haustie­re und kein Auto. Ich lege jeden Monat 1000 Euro in ETFs an. Das Wissen dazu habe ich mir über You­Tube und Podcasts selbst angeeignet. Mit dem Port­folio bin ich derzeit sehr zufrieden und betrachte das auch als Altersvorsorge. Außerdem lege ich jeden Monat 500 Euro zurück für ein größeres Ziel – ich möchte ein Auto kaufen, um damit zu reisen. Unge­fähr 500 Euro plane ich für Diverses ein, Lebensmit­tel, Essengehen et cetera. Daneben habe ich noch ei­nen Puffer von 10 000 Euro, falls mal was passiert – eine kaputte Waschmaschine oder so.

Um einen Überblick darüber zu behalten, wie viel ich für was ausgebe, habe ich verschiedene Unterkon­ten eingerichtet, auf die ich zum Monatsbeginn mein Geld aufteile. Zum Beispiel eins für Aktivitäten, mit dem ich auch Urlaube bezahle, oder eins für »Human Capital«, das ich für Anschaffungen wie Fachbücher verwende. Generell versuche ich, meine Fixkosten so niedrig wie möglich zu halten.

Ausblick

Ich bin jetzt ein Jahr im Unternehmen und möchte demnächst ein Gehaltsgespräch führen. Und ich möchte natürlich gucken, wie ich mich inhalt­lich weiterentwickeln kann – insbesondere wieder mit stärkerem Fokus auf UX Design. Das kann früher oder später auch einen Jobwechsel bedeuten.

Tipps

Fragt immer nach ein bisschen mehr Gehalt, als ihr für realistisch haltet. Niemand wird euch des­wegen absagen. Schlimmstenfalls sagt ein Unterneh­men, das sprengt das Budget, und macht euch ein anderes Angebot. Wer zu niedrig einsteigt, wird aus­genutzt. Solche Gespräche sind zwar für alle unange­nehm, aber es lohnt sich. Man lernt mit der Zeit, für sich einzustehen. Mir haben meine Praktika und Tä­tigkeiten als Werkstudentin dabei sehr geholfen.

Dieser Artikel ist erstmals in PAGE 2.2024 erschienen. Lest auch, was ein Junior Designer oder freier Grafikdesigner und Illustrator über ihre Gehaltssituation berichten. Ihr wollt auch mitmachen? Dann meldet euch mit dem entsprechenden Betreff unter info@page-online.de!

  1. Money Talk Kreativbranche: »Ich muss kaum mehr über faire Preise diskutieren«
  2. Money Talk Kreativbranche: »Ob ich mir dieses Jahr einen Urlaub leisten kann, weiß ich nicht«

Weitere Artikel zu Gehalt & Karriere in der Kreativbranche

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Das könnte dich auch interessieren