
Money Talk: »Mein Einstiegsgehalt ist für eine Designerin relativ hoch«
Lasst uns über Geld sprechen! Wir stellen Kreative und ihre finanzielle Situation in anonymen Porträts vor. Heute: Fest angestellte Produktmanagerin (Schwerpunkt UX Design), 26 Jahre, aus Hannover
Arbeitssituation
Ich bin Vollzeit als Produktmanagerin in einem Startup tätig und übernehme dabei auch UX-Design-Aufgaben. Wir arbeiten 100 Prozent remote, alle drei Monate treffen wir uns im Office in Berlin zum Austausch. Den Trip ins Büro kann ich als Reisekosten abrechnen. Meist habe ich eine 40 StundenWoche, Überstunden kann ich abbummeln. Bei meiner Arbeitgeberwahl spielte neben dem Gehalt auch eine Rolle, dass ich mich weiterentwickeln kann und dass im Unternehmen User Research betrieben wird. Außerdem wollte ich Verantwortung übernehmen und mit meiner Arbeit Impact generieren.
Einnahmen
Mein Einstiegsgehalt liegt bei 60 000 Euro. Ich weiß, dass das für die Designbranche relativ hoch ist, und fühle mich sehr privilegiert. Es ist krass, wie sehr die Einstiegsgehälter im Design variieren. Kommiliton:innen mit demselben Abschluss wurde teils ein Jahresgehalt angeboten, das 20 000 Euro unter meinem liegt. Besonders Agenturen geben hier kein gutes Bild ab. Allgemein gilt: Mit einem Master kann man auf jeden Fall höher einsteigen als mit einem Bachelor. Ich hatte sogar ein anderes Angebot, wo ich noch mehr bekommen hätte.
Ausgaben
Ich wohne in Hannover in einer gemeinsamen Wohnung mit meinem Freund und zahle rund 500 Euro Warmmiete. Ansonsten habe ich nicht viele Ausgaben – ich rauche nicht, habe keine Haustiere und kein Auto. Ich lege jeden Monat 1000 Euro in ETFs an. Das Wissen dazu habe ich mir über YouTube und Podcasts selbst angeeignet. Mit dem Portfolio bin ich derzeit sehr zufrieden und betrachte das auch als Altersvorsorge. Außerdem lege ich jeden Monat 500 Euro zurück für ein größeres Ziel – ich möchte ein Auto kaufen, um damit zu reisen. Ungefähr 500 Euro plane ich für Diverses ein, Lebensmittel, Essengehen et cetera. Daneben habe ich noch einen Puffer von 10 000 Euro, falls mal was passiert – eine kaputte Waschmaschine oder so.
Um einen Überblick darüber zu behalten, wie viel ich für was ausgebe, habe ich verschiedene Unterkonten eingerichtet, auf die ich zum Monatsbeginn mein Geld aufteile. Zum Beispiel eins für Aktivitäten, mit dem ich auch Urlaube bezahle, oder eins für »Human Capital«, das ich für Anschaffungen wie Fachbücher verwende. Generell versuche ich, meine Fixkosten so niedrig wie möglich zu halten.
Ausblick
Ich bin jetzt ein Jahr im Unternehmen und möchte demnächst ein Gehaltsgespräch führen. Und ich möchte natürlich gucken, wie ich mich inhaltlich weiterentwickeln kann – insbesondere wieder mit stärkerem Fokus auf UX Design. Das kann früher oder später auch einen Jobwechsel bedeuten.
Tipps
Fragt immer nach ein bisschen mehr Gehalt, als ihr für realistisch haltet. Niemand wird euch deswegen absagen. Schlimmstenfalls sagt ein Unternehmen, das sprengt das Budget, und macht euch ein anderes Angebot. Wer zu niedrig einsteigt, wird ausgenutzt. Solche Gespräche sind zwar für alle unangenehm, aber es lohnt sich. Man lernt mit der Zeit, für sich einzustehen. Mir haben meine Praktika und Tätigkeiten als Werkstudentin dabei sehr geholfen.
Dieser Artikel ist erstmals in PAGE 2.2024 erschienen. Lest auch, was ein Junior Designer oder freier Grafikdesigner und Illustrator über ihre Gehaltssituation berichten. Ihr wollt auch mitmachen? Dann meldet euch mit dem entsprechenden Betreff unter info@page-online.de!
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