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Harsche Kritik von Designern an der Stiftung Buchkunst

Einige von Deutschlands führenden Designer haben in einem offenen Brief an die Stiftung Buchkunst harte Vorwürfe erhoben.

Huiuiui, ganz schön harter Tobak, was in dem offenen Brief steht, den einige von Deutschlands führenden Designern unterzeichnet haben. Die Stiftung Buchkunst missverstehe schöne Bücher als »als marktgerechtes Erbauungsaccessoires mit Renditepotenzial« und blende den »Diskurs kritischer Buchästhetik systematisch aus«.

Und es kommt noch drastischer: Am Ende heißt es, man mache sich für eine »alternative Institution buchkünstlerischen Diskurses stark«, falls sich an der Ausrichtung der Stiftung nichts ändert. Der gesamte offene Brief ist in diesem Facebook-Post nachzulesen, aber auch etwa auf den Websites von HfBK Hamburg und HGB Leipzig.

Initiatoren der Aktion sind drei in Deutschland höchst angesehene Designprofessoren: Markus Weisbeck von der Bauhaus-Universität Weimar, Markus Dreßen von der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst und Ingo Offermanns von der Hamburger Hochschule für Bildende Künste.

Die Liste der Unterzeichner liest sich wie das Who is Who des Grafikdesign bzw. der Designlehre, darunter Lars Harmsen, Fons Hickmann, Andrea Tinnes, Heike Grebin, Anna Berkenbusch, Andreas Uebele, Sascha Lobe oder Ludovic Balland.

Tatsächlich war die Stiftung Buchkunst noch nie als Hochburg kritischer Designdiskurse bekannt, lange Zeit kam sie als elitäres Grüppchen von Schöngeistern daher. Das hat sich gründlich geändert, seit Katharina Hesse 2013 Geschäftsführerin der Stiftung wurde. Der Veranstalter der wichtigsten deutschen Preise für Buchdesign (»Die schönsten deutschen Bücher«, »Förderpreis für junge Buchgestaltung« sowie »Schönste Bücher aus aller Welt«) wirkte frischer, offener und deutlich weniger selbstverliebt.

Wie versteht die Stiftung selbst ihre Mission? Lesen wir auf der Website nach. Man begleite »kritisch die deutsche Buchherstellung« heisst es einerseits. Andererseits aber auch: »Das Gebrauchsbuch steht dabei im Mittelpunkt.« Traditionell sind aus letzterem Grund nicht nur Gestalter, sondern auch Herstellungs- und Produktionsleiter großer Verlage sowie Buchhändler bei den Wettbewerbsjurys dabei.

Dies Jahr wirkten die eher mittelmäßigen Ergebnisse des Wettbewerbs teilweise tatsächlich so, als ginge es mehr um massentaugliche Verwertbarkeit von Design als um anspruchsvolle, das Denken anregende Gestaltung. Man lese dazu auch unser Interview mit Franziska Morlok, die 2018 Teil der Jury war. Tatsächlich schwärmte sie vor allem von einigen Büchern, die es nur auf die Shortlist schafften. Wir hatten die ganze Problematik in dem Interview bereits thematisiert.

Die gute Shortlist beweist: An den Einsendungen kann es nur zum Teil gelegen haben, dass die Auswahl der »Schönsten deutschen Bücher« dies Jahr nicht allzu aufregend geriet. Muss die Stiftung also grundsätzlich ihr Konzept vom »Gebrauchsbuch« und die Auswahl ihrer Juroren überdenken? Wir sind gespannt, wie es weitergeht, und werden den Disput natürlich weiter verfolgen.

Auf der Frankfurter Buchmesse kann man übrigens in Halle 4.1. Stand H74/H77 von 10. bis 14. Oktober über 1000 Bücher aus den Wettbewerben der Stiftung Buchkunst anschauen und sich selbst ein Urteil bilden. Dazu gibt es ein reichhaltiges Veranstaltungsprogramm. 

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Kommentar zu diesem Artikel

  1. yeah! genau! richtig so! dieser esoterische verein bildet das gestrige, hangeschöpfte und mit dem munde gemalte ab. alle unsere bücher bekommen überall preise aber nie dort. die initiative ist richtig und gut. endlich findet eine designdebatte statt. nächstes thema: design awards. hahaha.

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