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Existenzgründung – Fallbeispiele, Fakten, Tipps

Ab sofort im Handel: PAGE 03.2011

Editorial: Wertschöpfung

Unter Kreativen lautet ein gern zitierter Rat: „Finde das, was du am liebsten machst, und mach das dann besser als alle anderen.“ Und dabei fehlt auch meistens der Zusatz nicht: „Ziele nicht zuerst auf den wirtschaftlichen Erfolg“. Klingt verlockend. Und ist es wohl auch – der Trend zur Exis­tenz­gründung in den kreativen Berufen ist und bleibt ungebrochen. Den schöpferischen Ambitionen nachgehen und sein eigener Chef sein, dieses Arbeitsmodell steht hoch im Kurs.

Doch wer sich in der Kreativbranche selbstständig macht, benötigt nicht nur gestalterisches und technisches Talent. Nach dem Motto: Der Rest wird sich schon finden. Nein, wer sein eigener Chef ist, ist auch ganz allein für seine Einnahmen verantwortlich und muss sich professionalisieren; denn die unweigerlich enge, emotionale Bindung zu unserer Entwurfsarbeit erhöht nicht nur die Motivation, sondern auch die Leidensfähigkeit und verleitet daher nur allzu gern zu leichtfertigen Zugeständnissen bei der Vergütung.

Je geschulter das eigene kaufmännische Geschick, desto selbstbestimm­ter können wir unserer Leidenschaft nachkommen. Warum also Geld verschenken? Dass zum Beispiel das Finanzamt einem sogenannten Klein­un­ter­neh­mer das Ausweisen der Mehrwertsteuer und damit den administra­tiven Aufwand für die Steuervoranmeldung erspart, mag ja schön und gut sein. Aber wie unprofessionell wirkt das wohl auf unsere Auftraggeber und mindert damit auch deren Wertschätzung? Außerdem können auch gerade die Anfangsinvestitionen in Hard- und Software zu erfreulichen Rückerstattungen von Mehrwertsteuer führen.

Also: Wie positioniere ich mich und meine Dienstleistung? Welchen Mehrwert generiere ich? Wie kalkuliere ich eine Kreativleistung? Wie wickle ich einen Auftrag professionell ab, und wie kann ich mich gegen Berufsrisiken absichern? Welche Rechtsform wähle ich? Aber darüber hinaus auch: Welche Werte sind mir wichtig? …

Fragen über Fragen, die es allesamt im Vorfeld zu klären gilt. Doch dass dann die Rechnung aufgeht, zeigen nicht nur unsere Praxisbeispiele ab Seite 20, sondern auch unser diesjähriges Kreativranking auf Seite 42 ff.: Die ausgezeichneten Büros und Agenturen, sie alle haben einmal klein angefangen und spielen heute ganz oben in der Wertschöpfungskette mit – und das nicht zuletzt wegen der Haltung, die sie vertreten. Darum haben wir sie denn auch eingeladen, ihre „Werte“ zu visualisieren.

Gabriele Günder,
Chefredakteurin/Publisher

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