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Blick nach vorn: Designtrends 2014

Zum Jahresende drohen traditionell Rückblicke und Pro­gnosen. Oder beides.

Zum Jahresende drohen traditionell Rückblicke und Pro­gnosen. Oder beides.

Beim Blick zurück gibt es selten Streit über die Inhalte … allein die Form der Präsentation sorgt für Diskussionsstoff: Kerner oder Jauch? »Spiegel« oder »stern«? »SZ« oder »FAZ«? Prognosen dagegen nehmen Leser und Zuschauer gern sportlich, wie ein Quiz: Alle wollen mitmachen. Selten werden sie 12 oder 24 Monate später auf ihre Treff­sicherheit überprüft. Warum auch? Ers­tens sind sie Schnee von gestern, zweitens macht es viel mehr Spaß, neue Vorhersagen zu treffen oder diese zu verreißen.

Und so liefere ich gleich zwei Prognosen zum Jahreswech­sel 2013/2014: Designtrends im Web und in Print. Machen Sie damit, was Sie wollen, aber legen Sie die Vorhersagen bitte nicht auf die Goldwaage. Das mache ich dann selbst, vielleicht in einem Jahr. Wenn die eine oder andere These bis dahin als Kompassnadel dienen kann, umso besser …


Trends im Webdesign

1 Mobile und Responsive
Das sind zwei Merkmale, die ganz klar zusammen­gehören. Der Tag naht, an dem mehr Websites von unterwegs als am Schreibtisch aufgerufen werden. Vergrößern mit zwei Fingern ist eine nette UX-Funktion. Noch besser: Inhalte sind sofort lesbar. Am allerbesten: Der User muss sich darum keinen Deut kümmern, weil die Site das Ausgabegerät automatisch erkennt und darauf reagiert.

2 Kein Flash
Das SWF-Format ist tot. Im August 2012 hat Adobe den Flash-Player für Android aus dem Google Play Store genommen. Auf iOS lief Flash noch nie. Alle wichtigen Flash-Aufgaben lassen sich daten- und energiesparend mit HTML lösen, den Rest haben wir sowieso gehasst wie die Pest: animierte Intros und nervige Werbebanner.

3 Parallax Vertical Scrolling
Meine Sorge bei dieser Darstellungsmethode, die vertikales Scrollen mit der automatischen Präsenta­tion von Inhalten auf sich verschiebenden Ebenen ohne Klick verbindet: Sie könnte sich schon bald totgelaufen haben, weil Designer sie für jeden Mist einsetzen (siehe zum Beispiel www.angela-merkel.de). Doch eigentlich sind Werkzeuge erst mal unschuldig – nur unüberlegt ein-
gesetzt werden sie zur Folter.

4 Weiß und leicht
Lange hat’s gedauert, bis das Webdesign eine grafische Qualität entdeckt hat, die im Papierdesign seit Jahrhunderten geschätzt wird: leere Flächen, Leichtigkeit. Dabei kostet Fläche im Netz gar nichts, anders als auf Papier. Das Verschwinden realistisch nachgeahmter Oberflächen und plastischer Bedienelemente hat dem Webdesign die Augen für die große Regie geöffnet.

5 Webfonts
Schaut einfach, wie es die »Süddeutsche Zeitung« macht: Web, Print und App … die gleiche maß­geschneiderte Typografie. Man nennt es auch Lesefreundlichkeit, Markenpflege inbegriffen. Schluss mit faulen typografischen Kompromissen!


Trends im Printdesign

1 Veredelung
Je mehr sich Information auf Bildschirme verlagert, umso stärker wird sich Print auf seine unbestreitbaren Qualitäten besinnen: Materialität, Haptik, Volumen, Schärfe, Farbraum. Freuen wir uns auf raffiniert ausgestattete Bücher und Magazine im kommenden Jahr.
 
2 Weniger Werbemüll
Auch Massendrucksachen sollen schöner werden, was natürlich Geld kostet. Das zwingt Versender dazu, die Empfänger von Mailings nicht mehr nach dem Gießkannenprinzip zu beliefern. Wenn wir bald nur noch Drucksachen im Briefkasten haben, die uns interessieren und die auch noch ordentlich gestaltet sind, wird 2014 ein gutes Jahr.

3 Blöcke, Grids
Man sieht es zum Beispiel am Redesign des Magazins »stern«: Die vom Bildschirm bekannte Navigation gewinnt im Gedruckten an Bedeutung. Printdesigner nehmen sich das Beste aus dem Web, zum Beispiel Links (= Fußnoten), Infokästen, Marginalien und Infografiken. Alles nichts Neues, aber heute mit einem anderen Blick für die Leser arrangiert.

4 Weiß und leicht
Im Papier immer wieder mal in Vergessenheit geraten, 2014 das große Comeback: leichte Schriften, Weißraum, Farbflächen, Ruhezonen … Inseln in der Informationsflut.

5 Geometrische Sans Serifs
Helvetica ist bei Designern gesetzt, nicht zuletzt durch die Sturheit der iOS-Entwickler. Die Schrift gehört zu den statischen Sans-Serif-Schriften, die 2014 den Ton angeben werden. Aber greift bitte zu den jüngeren Alternativen, die alle mit Light- und Thin-Schnitten ausgestattet sind, beispielsweise Avenir Next, Fakt, Mark, Neue Haas Grotesk oder Proxima Nova.

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Hallo Herr Gebhardt,

    Sie haben Recht: meine Formulierung war missverständlich. Es steht natürlich jedem frei, die Technik des Parallax Scrolling einzusetzen. Es gibt allerdings Anwendungen, bei denen diese Technik (quasi automatisch) vertiefende Erkenntnisse liefert, die eine statische Seite nicht liefern könnte. Das meinte ich mit »nicht für jeden Mist einsetzen«. Was ich damit auf keinen Fall sagen wollte: dass die Website http://www.angela-merkel.de Mist ist. Ist sie nicht!

  2. Ich hätte jetzt keine Veranlassung, im Bereich Webdesign unter Punkt 3 “Parallax Vertical Scrolling” das verlinkte Beispiel in die Kategorie “Mist” einordnen zu müssen. Die Art und Weise der Einschätzung entfernt sich für mich auch irgendwie von fachlichen Aspekten.

  3. Gute Zusammenstellung, Jürgen. Insbesondere die Trends hin zur leichten, weissen Fläche und zu mehr inhaltlicher Qualität kann ich 100% bestätigen. Darf ich mich gleich anschließen, mit 14 Designtrends, die sich im nächsten Jahr hauptsächlich auf das Produktdesign auswirken? -> http://bit.ly/1chNOgm
    Einen guten Rutsch wünsche ich…

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