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Analoge Empfangsbestätigung 

Die Welten der analogen und der di­gitalen Kommunikation sind, technisch betrachtet, nicht miteinander kompatibel. Vielleicht sind sie es auch menschlich nicht. Wie sonst ist zu erklären, dass mir jahrzehntelang keine QSL-Karte begegnet ist?

Auf QSL-Karten lassen sich drahtlose und visuelle Kommunikation auf wunderbare Art verbinden. Eine Freun­din kramte jüngst einen Karton mit der QSL-Kartensammlung ihres Vaters hervor. Er funkte unter dem Rufzeichen DL8WW in den 1970er und 1980er Jahren aus Hamburg. Die Buch­stabenkombination QSL ist ein sogenannter Q-Schlüssel, also ein Kürzel aus der Mor­setelegrafie, und bedeutet »Ich gebe Empfangsbestätigung.«

 

Lange vor Mobilfunk und Internet war es ein besonderes Ereignis, wenn ein Amateurfunker mit dem selbst ­gebauten 10-Watt-Sender Kontinente überbrückte. Zum Nachweis sol­cher Funkverbindungen wurden Post­kar­ten hinterhergesendet – als greifba­re Erinnerung an ein flüchti­ges Ferngespräch, das Wochen zuvor über Tausende von Kilometern für ein paar Minuten aufgebaut war.

 

Weil die QSL-Karte die Funktionen einer Visitenkarte erfüllte, wurde ihre Vor­der­seite gerne individuell gestaltet. Ei­ne Grafik oder ein Foto verriet etwas über den Operator, seine Funkstation oder den Ort, von wo aus er funkte. Pflicht­angaben waren das verwendete Rufzei­chen, das Rufzeichen der Ge­gen­sta­tion, Datum und Uhrzeit der Funkverbindung in UTC, Betriebsart, Frequenz, Signal-Rapport und die Un­terschrift des Operators. Heute sind die meisten Funker dazu übergegangen, ihre »Gesprächsquittung« über ei­nen Service elektronisch zu versenden.

 

Als der Instant-Messaging-Dienst WhatsApp Anfang November die »Ge­­lesen«-Quittung einführte – ein klei­nes blaues Häkchen –, waren Zehntau­sende Nutzer empört. Sie fühlten sich ausspioniert, weil das System ei­nem Sender automatisch meldet, dass seine Nachricht gelesen wurde und even­tuell mit einer baldigen Antwort zu rech­nen sei. Schon wenige Tage nach der Einführung nahm WhatsApp die Zwangs­quittung zurück. Nun gilt wieder die traditionelle Empfangsbestätigung, ei­ne getippte Antwort mit in­di­viduel­lem Profilbild … die moderne Form der QSL-Karte.

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