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Kiek ma eena an! Die Berliner Schnauze erklärt – und knorke illustriert

Icke, det und knorke und dazu gibt es Jrützköppe und Bücklingskisten: Berlinerisch ist ein eigener Schnack. Bereits 1932 hat Hans Oswald ihn erklärt und jetzt erscheint das Buch leuchtend, keck und mitreißend illustriert von Marcus Gruber neu.

©Marcus Gruber

Nachdem der Berliner Goldschmied Hans Oswald (1873-1940) kurz nach dem Abschluss seiner Lehre arbeitslos wurde, schlug er einen ganz anderen Weg ein.

Er wurde zu einem der wichtigsten Kulturhistoriker Berlins, der, mit Blick auf untere sozialen Schichten und auf Randgruppen, Stadtforschung betrieb – und das mit dem Anspruch, nicht nur für die Gebildeten zu schreiben, sondern für alle, die es interessiert.

Unglaubliche 50 Bände hat seine Buchreihe zur Stadtforschung – und auch dem Berlinerisch nahm er sich an.

Natürlich. Schließlich ist die Berliner Schnauze so gefürchtet wie legendär, eigensinnig, drollig und einfach unique.

Erstmals 1932 veröffentlicht, ist »Kiek ma eena an!« jetzt erneut erschienen – und schlägt nicht nur mit dem Untertitel »So quatscht Berlin«, sondern vor allem auch mit den Illustrationen von Marcus Gruber eine Brücke zum Heute.

In drei leuchtenden Sonderfarben und mit Motiven, auf denen Berliner Tauben qualmen, man am Döner-Imbiss steht und im punkigen Netzstrumpf-Outfit in der U-Bahn schaukelt, tief in die Currywurst-Schale geschaut wird und der Weg auch zum Kotti, zum Görli und zum Berghain führt.

©Marcus Gruber

Rasante Illustrationen

Auf die Hauswände sind Sprüche gesprüht, im Fenster wehen 1. FC-Union-Flaggen, man sonnt sich auf dem Tempelhofer Feld. Es wird gedealt, sich nackig gemacht und auch Gangs treiben ihr Unwesen während in der Sandkiste gekabbelt wird und auf der Bühne gefeiert.

Schließlich kennt der Illustrator Marcus Gruber sich aus. Aus Sachsen ist er für das Illustrations-Studium an die Berliner Universität der Künste (UdK) gezogen und lebt dort seither – bis auf einige Unterbrechungen, in denen er länger in Alaska war.

Spitz, frech und rasant wie auch das Berlinerisch sind seine Illustrationen und versehen sachliche Überschriften wie »Tonfall und Wortbildung« oder »Wie der Berliner die Buchstaben spricht« mit jeder Menge Schwung.

 

Steif ist es von Hans Oswald sowieso nicht geschrieben worden. Es ist vielmehr von unglaublichem Wissen und zahlreichen Anekdoten durchzogen und erzählt gut gelaunt von icke, det und knorke, von Jrützköppen (Dummköpfen), von Lorke (schlechter Kaffee) oder Bücklingskiste (U-Bahn-Waggon).

Und wissen Sie was ein Jesichtserker ist? Und warum das Berlinerische jegliche Grammatik ignoriert? Und die Aussprache gleich mit? Warum ein j statt eines g gesprochen wird und ein f statt eines pf?

Besonders schön ist auch, dass man beim Aufschlagen als Kapitalband erstmal das flirrende Muster der Berliner U-Bahnsitze sieht. Das ist eines der zahlreichen launigen Details, die das Buch durchziehen.

Und wer Berlinerisch lernen – oder verstehen – möchte, oder zumindest einige Begriffe, für den gibt es ein umfangreiches Lexikon am Ende.

Auch Jesichtserker ist dort zu finden, was Nase heißt.

Marcus Gruber: Kiek Ma Eena An! So quatscht Berlin, 72 Seiten, zahlreiche Illustrationen, gebunden. 18 Euro, ISBN 978-3-96849-126-4

©Marcus Gruber
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