Ins Schwarze: Shoot! bei c/o Berlin
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nlegen, zielen, abfeuern: c/o Berlin widmet sich der Schießwut.
Tolles Thema der Fotogalerie c/o Berlin, die vor allem mit Einzelausstellungen großer Fotografen wie Peter Lindbergh, Annie Leibovitz und aktuell Robert Mapplethorpe die Scharen anzieht. In »Shoot!« steht jetzt nicht ein Werk, sondern ein Thema im Vordergrund: das »Foto schießen« in vielfachem Sinne – vom Schuss selbst über das Kirmesbudenschießen zum »Kunst«-Schuss.
Schießwütige von Ria van Dijk bis Simone de Beauvoir
Zu den berühmtesten Hobby-Schützen gehört wohl Ria van Dijk, deren Kirmesbuden-Fotos in die Hände von Erik Kessels von KesselsKramer gerieten, der ein Band seiner Reihe »in almost every picture« damit herausgab. Seit 1936 legt die heute 88jährige die Waffe auf dem Volksfest ihres holländischen Heimatkaffs an und die 68 Fotos führen so durch ihr Leben. Nahm sie Anfangs als pummeliger Teenie mit dicker Brille ihr Ziel ins Visier, liegt heute auf der Ablage ihr Krückstock.
Aber auch Simone de Beauvoir legte die Knarre an, Federico Fellini, François Truffaut, Man Ray, Deleuze… und zahlreiche Künstler, die mit der Doppeldeutigkeit des Schusses, des Schießens spielen. Die Ausstellung führt durch die verschiedensten Ansätze, zeigt Berühmtheiten am Schießstand, Émilie Pitoisets collagierte Schussfotos, die Patronen-Porträts von Jean-François Lecourt, die zerschossenen Filme des Rudolf Steiner, die Farb-Schüssen von Nicki De Saint Phale und das Opfer-Foto von Patrick Zachmann, den ein Reuters-Fotograf ablichtete als er von zwei Kugeln getroffen am Boden lag.
Selbst zum Schützen werden
Aber auch der Besucher selbst kann die Waffe anlegen. In der Ausstellung ist die Rekonstruktion eines echten Schießstandes aufgebaut an dem man von sich selbst ein Porträt »erzielen« kann.
Eröffnet wird »Shoot!«am 4. Februar um 19 Uhr und läuft bis zum 3. April.
Simbeck’s Fotoschießen, 1980
Foto oben: Rudolf Steiner: Pictures of me, shooting myself into a picture, Private collection, 1997
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