Man kennt ihn eher von illustrierten Plakaten und Flyern für die Musikszene, darunter kultige Technoclubs wie das Robert Johnson in Offenbach. Dabei arbeitet Philipp Deines schon seit einigen Jahren gerne im Comic-Stil. Das meiste liegt allerdings in der Schublade – nur Ausschnitte finden sich mal auf Bomberjacken oder Badehosen wieder, denn der Zeichner betätigt sich ebenso modisch.
Nun legt er jedoch ein Megaprojekt vor: eine Graphic Novel über die wohl erste abstrakte Malerin der Welt, die Schwedin Hilma af Klint (1862–1944). Deren Arbeit und Leben kennt er gut, denn seine Frau Julia Voss schrieb die erste große Biografie über die zeitlebens verkannte Künstlerin. Die jahrelange Buchrecherche erlebte Philipp Deines hautnah mit, auch auf Reisen nach Schweden, wo sie noch Nachfahren von af Klint kennenlernten. Selbst eher ein »rationaler Typ«, begeisterte er sich immer mehr für die spirituelle Malerin, deren Bilder oft durch Einflüsterungen von Geistern entstanden . . . Ende Mai erscheint sein Buch zeitgleich auf Deutsch und Englisch bei den Kunstverlagen Hatje Cantz in Berlin sowie David Zwirner Books in New York. Vorbestellungen sind bereits möglich.
Den ersten Comic-Kick, so berichtet Philipp Deines, hatte er durch »Akira« erlebt. Der Manga von Katsuhiro Otomo aus den 1980ern beeindruckte ihn vor allem durch »wahnsinnigen zeichnerischen Aufwand«. Ähnliches kann man wohl jetzt von seiner eigenen Arbeit sagen. Nichts ist dort von der Zeitökonomie zu sehen, mit der sonst viele Comic Artists arbeiten. »Zwischendurch habe ich mich gefragt, ob es eine gute Idee war, so aufwendig zu zeichnen – die 120 Seiten schienen kaum zu bewältigen.« Doch die Motivation war riesig, zudem passierte Erfreuliches: Er bekam eines der vom Berliner Senat vergebenen Comicstipendien und verlegte sein Atelier zwei Wochen lang ins Schaufenster der Galerie Grisebach – eine Kamera zeigte draußen im Detail, wie er arbeitete.
Die Originale seiner Hilma-Bilder sollen bald in einer Ausstellung zu sehen sein. Mit einem befreundeten »Robotik- und KI-Nerd« plant er zudem ein Event, bei dem ein Roboterarm parallel zu ihm zeichnet. Ein bisschen so, wie af Klint von Geisterhand geführt malte.
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