Aufsehenerregendes Fotoprojekt von der Grenze zwischen Mexiko und den USA
Viele Jahre lang arbeitete der Fotograf Tom Kiefer an der US-Grenze zu Mexiko und erzählt auf besondere Art die Geschichten der Migranten.
Elf Jahre lang war Tom Kiefer Hausmeister bei der Grenzkontrolle an der Grenze der USA zu Mexiko. In Arizona, wo mexikanische Migranten nach einer gefährlichen und Kräfte zehrenden Flucht durch die Wüste stranden.
Eine der zahlreichen Aufgaben Kiefers bestand darin, den Müll zu entsorgen. Und irgendwann wurde er skeptisch.
Waren die Kämme, Kinderschuhe, Tagebücher, Rosenkränze, Rucksäcke und Medikamente wirklich Dinge, die die Migranten zurückgelassen hatten?
Er konnte es einfach nicht vorstellen. Sie sollen Hunderte Kilometer mit ihnen geflüchtet sein und dann so persönliche wie wichtige Dinge einfach wegwerfen?
Tausende Gegenstände fotografiert
Kiefer begann, die Gegenstände heimlich aus dem Müll zu holen, sie in Kisten zu verstauen und zu sammeln.
Mehr als 100.000 kamen so zusammen. Als der Stauraum bei ihm zu Hause nicht mehr reichte, hat er sie bei Freunden und Familie untergestellt.
Irgendwann begann der Fotograf das Gesammelte abzulichten. Geordnet und fein säuberlich aufgereiht und vor unifarbenen Hintergründen.
Zu sehen sind seine Fotografien noch bis zum 8. März in dem Museum Skirball Cultural Center in Los Angeles – und haben ein großes Echo ausgelöst.
Auch wenn die Gegenstände zum Teil schon fast 10 Jahre alt sind, ist die Debatte unter Trumps aggressiver Grenzpolitik und einem propagierten Mauerbau besonders aktuell.
Kunstvolles und bewegendes Storytelling
»Ist dieses das Land, das wir sein möchten? Eines, das so brutal ist und hilflosen Menschen ihr einziges Hab und Gut einfach abnimmt? Ihre persönlichen Dinge? fragt Kiefer – und erzählt mit seinen Bildern potentielle und herzergreifende Geschichten.
Von Glitzerspangen und bunten Kämmen, CDs mit Lieblingsmusik, Zahnbürsten oder Schmerzen. Migränetabletten fanden sich im Müll, Kohletabletten, Pillen gegen Magenschmerzen und sogar Insulin.
Auch Liebesbriefe hat er gefunden. Einer beginnt mit den Worten: »Blanca, ich möchte dir sagen, dass ich dich von dem Moment an als wir uns trafen geliebt habe.«
Man kann die Besitzer der Gegenstände imaginieren, ihre Leben und ihre Lieben. Und vor allem fragt man sich: Was ist wohl mit ihnen geschehen? Und wo sind diese Menschen, die so unmenschlich behandelt wurden, heute?
El Sueño Americano | The American Dream: Photographs by Tom Kiefer, Skirball Cultural Center, Los Angeles, bis 8. März 2020
Das könnte dich auch interessieren