Die Designerin Mathilda Della Torre sammelt seit Jahren die Stimmen Geflüchteter, mittlerweile sind sie in 60 Städten weltweit plakatiert. Jetzt ist ein Buch ihrer »Conversations from Calais« erschienen. Mit dabei: Ai Weiwei.
Die Designerin Mathilda Della Torre kam als freiwillige Helferin in die Geflüchtetenlager in Calais. 2018 war das und fast genauso lange hat sie mit ihrem Projekt »Conversations from Calais« die Lebensgeschichten Geflüchteter, die in den elendigen Camps an der französisch-britischen Grenze gestrandet sind, aufgezeichnet – und öffentlich gemacht.
Auf Plakaten, die mittlerweile in 60 Städten weltweit zu sehen waren, bekommen die Stimmen, die sonst nicht gehört werden, ein Forum.
Geflüchtete erzählen von ihren vorherigen Leben als Arzt oder Olympionike, von ihren Hoffnungen, ihren Familien und ihren Nächten im Zelt. Sie teilen ihre Hoffnungen auf ein neues Leben, Gerichte aus ihrer Heimat, erzählen von ihren Lieben, von Sehnsüchten und humorvollen oder einfach schönen Momenten.
Überlebensgroß hat die Agentur Buildhollywood die ergreifenden Gespräche plakatiert, unter Conversations Calais stehen sie zum Selbstausdrucken bereit.
Und jetzt sind sie wunderbarerweise als Publikation »Conversation from Calais« bei Welbeck Publishing London/Sydney erschienen.
Sie ist ein Archiv der Gespräche, zeigt zahlreiche der Plakate und enthält spannende Essays von dem chinesischen Künstler Ai Weiwei, von der syrischen Dokumentarfilmerin und Aktivistin Waad Al-Kateb, dem britischen Comedian Nish Kumar und vielen anderen.
Die Idee zu dem Buch, das zudem mit Illustrationen von Papierbooten, von dampfenden Kaffeebechern, Handys oder Stacheldrahtzäunen versehen ist, entstand bei Mathilda Della Torre während des ersten Lockdowns 2020.
»Ich fing an, über die Schaffung eines Archivs nachzudenken, das über Mauern und soziale Medien hinausgehen sollte«, sagt Mathilda Della Torres. »Ich wollte, dass diese Gespräche in unsere Häuser, unsere Klassenzimmer und unsere Bibliotheken gelangen.«
Entstanden ist das Buch gemeinsam mit der britischen Hilfsorganisation Freedom From Torture und mit jedem verkauften Buch geht eine Spende an sie.
»Ich sah zum ersten Mal eines von Mathildas Plakaten an einer Bushaltestelle; es ließ mich nicht mehr los, es war so einfach, so direkt und so menschlich, dass es mir nicht mehr aus dem Kopf ging«, sagt Jo Lal, Herausgeber bei Welbeck Balance.
»Seitdem sind ein paar Jahre vergangen, und die Situation scheint sich noch verschlimmert zu haben. Ich hoffe, dass “Conversations from Calais” die Herzen berühren, das Bewusstsein schärfen und zum Handeln anregen wird.«
Conversations From Calais: Sharing Refugees Stories, 204 Seiten, English, Welbeck Publishing Group,
18,65 Euro, ISBN 978-1801292450