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Frauen im Typedesign – zeigt euch!

Längst ist Schriftgestaltung keine von Männern beherrschte Domäne mehr. Dennoch könnten Typedesignerinnen mit ihrer Arbeit deutlich präsenter sein! Netzwerke wie Alphabettes.org unterstützen sie dabei.

Indra Kupferschmid (links) und Amy Papaelias haben vor vier Jahren Alphabettes.org gegründet, um Typedesignerinnen eine Plattform zu bieten und ihre Arbeit zu unterstützen. Wir sprachen mit ihnen über die (weitere) Entwicklung des Netzwerks und darüber, wie sich die Position von Frauen in der Type-Industrie stärken lässt.

An einem Abend im August 2015 war Indra Kupferschmid, Typografin und Professorin an der Hochschule der Bildenden Künste Saar, wieder mal ziemlich genervt vom TypeDrawers-Forum. Hauptsächlich männliche Schriftgestalter diskutierten dort – teils in recht forschem Ton und ohne wirklich viel zu sagen –, während Frauen sich kaum beteiligten. Sie beschloss, jetzt auch einfach überall ihren Senf dazuzugeben – so wie die Männer. Nach acht bis zehn Posts startete sie eine E-Mail-Kette und bat befreundeten Gestalterinnen, ihr zur Seite zu springen. Die Betreffzeile: »Let’s take over TypeDrawers«. Nach vielen, immer unübersichtlicher werdenden E-Mails an diesem einen Abend meldete Indra die Runde auf einer anderen Diskussionsplattform an und die Frauen fingen an, sich weiter auszutauschen. Das Forum sollte einen Namen bekommen und Amy Papaelias, Associate Professor für Graphic Design an der State University New York, erwähnte, dass es auf Typophile.com eine Gruppe mit dem Namen Alphabetties gab. Das klang ihnen aber etwas zu girlyhaft. Ohne lange darüber nachzudenken, entschieden sie sich für den Namen Alphabettes. Schon wenige Tage später diskutierten sie über eine eigene Website, jede lud weitere Gestalterinnen ein und es kam eins zum anderen: Alphabettes.org war geboren.

Ist Alphabettes.org eine feste Gemeinschaft oder mehr ein loses Netzwerk?

Indra: Es ist ein loses Netzwerk, in dem wir uns eine gewisse Aktivität wünschen. Das kann organisatorisch sein, oder ein Beitrag für die Website. Texte zum Beispiel oder Schriftzüge für unseren Header, der alle zwei Wochen wechselt.

Seid ihr zufrieden mit dem, was ihr in den vier Jahren erreicht habt?

Amy: Absolut. Als wir mit Alphabettes anfingen, hat keine von uns damit gerechnet, dass der Blog vier Jahre später noch existieren würde. Denn es ist schwierig, den Anfangsschwung über längere Zeit aufrechtzuerhalten. Der Mangel an Struktur ist für mich eine schöne Abwechslung zu meiner täglichen Arbeit im akademischen Bereich, bei der jede kleine Entscheidung fünf Ausschüsse erfordert. Ich sehe unserenAnsatz als eine Art radikale feministische Reaktion auf die typischen, patriarchalischen Hierarchien der meisten anderen Berufsorganisationen. Bei Alphabettes.org gibt es keine offizielle Redaktion, keinen Peer-Review- Prozess und keine Sponsoren, nur ein paar Freiwillige hinter den Kulissen. Auch trotz des recht bequemen Modells konnten wir im Laufe der Jahre einige hervorragende Artikel veröffentlichen.

Das heißt, ihr kuratiert angebotenes Material nicht, sondern veröffentlicht im Prinzip alles, was nicht gegen die guten Sitten verstößt?

Indra: Wir haben schon ein Auge darauf, dass es unseren Prinzipien entspricht – also ein weiblicher Autor und passender Inhalt –, aber im Grunde kann jede posten, was sie für interessant und wichtig hält, auch in anderen Sprachen als Englisch und auch in nicht so perfekter Grammatik. In der Gruppe findet sich zwar immer jemand, der über einen Text liest und hilft, aber ich finde, wir sollten das Ganze niedrigschwellig halten, denn das ist genau, was so viele Frauen davon abhält, zu schreiben oder etwas auf einem Blog zu posten: die Angst, der Text könnte nicht gut genug sein.

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