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Crowd-Design: Chance oder Falle für Designer und Kunden?

Den Kunden werden schnelle und günstige Logos und andere Designleistungen versprochen. Doch wie gut sind Crowd-Design-Plattformen wirklich? Ein Interview.

Die Euphorie über all das, was die Crowd gemeinsam bewerkstelligen kann, war in den Jugendtagen des Internets groß. Dass die Realität heute gerade in der Kreativbranche weniger gut aussieht, schildert Florian Alexander Schmidt in seinem neuen Buch »Crowd Design. From Tools for Empowerment to Platform Capitalism«, das jüngst bei Birkhäuser erschien. Es basiert auf einer Doktorarbeit, die der Gestalter am Londoner Royal College of Art abgeschlossen hat. Wir wollten von Florian Alexander Schmidt wissen, welche Erkenntnisse er bei seiner Recherche gewonnen hat.

 

Billig-Logo-Plattformen sind ein wichtiges Thema in ihrem Buch. Standen Sie den Plattformen von Anfang an skeptisch gegenüber?

Nein, ich wollte eher tolle Möglichkeiten der Kollaboration aufzeigen. Aber dann habe ich zunehmend eine Ausbeutungsproblematik gesehen. Wobei es Unterschiede gibt: Marktführer 99designs ist der Fast-Food-Discounter mit 1,5 Millionen angemeldeten Designern, von denen sicher nicht alle aktiv sind. Jovoto ist etwas hochwertiger und fairer, bleibt aber eine Nische.

Warum lassen sich Gestalter freiwillig ausbeuten?

Man findet dort Berufsanfänger, Designer, die keine anderen Kunden haben, Amateure. Globalisierung spielt ebenfalls eine Rolle mit Mitgliedern etwa aus Indien oder Indonesien. Manche sind auch digitale Nomaden, die irgendwo am Strand sitzen.

Kann man denn sein Strandleben in Thailand so finanzieren?

Eher nicht. Es ist eine typische Long-Tail-Kurve. Ein paar verdienen, die anderen zahlen drauf. Wie beim Lotto. Und wer bei 99designs einen Kunden gefunden hat, muss die nächsten zwei Jahre alle Geschäfte mit ihm über die Plattform abwickeln oder bezahlt 2500 Dollar Strafe.

Was bringt Crowd Design dem Kunden?

Bei 99designs liegt der durchschnittliche Gegenwert für ein Logo bei 2,30 Euro. Viele laden da einfach Stock- oder Clip-Art hoch, ohne dass der Kunde es merkt. Andere Designer melden das dann, was eine unangenehme Atmosphäre erzeugt. Manche Logos sind technisch sehr schlecht oder nicht druckbar, andere durchaus gelungen.

Erkennen die Kunden das bei so vielen Entwürfen?

Nicht unbedingt, viele sind überfordert und entscheiden sich am Ende für die gruseligsten Arbeiten.

 

Florian Alexander Schmidt: Crowd Design. From Tools for Empowerment to Platform Capitalism. Basel (Birkhäuser) 2017, 256 Seiten. 49,90 Euro. 978-3-0356-1067-3. Link

 

 

 

 

 

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Kommentar zu diesem Artikel

  1. Für das schnelle Logo für den Friseur um die Ecke mögen solche Plattformen der richtige Weg sein. Für Unternehmen, die Wert auf ein gescheites und durchdachtes Corporate Design legen, ist die Leistung, die auf diesen Marktplätzen angeboten werden kann, sicher unzureichend.

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