Eine Amour Fou in Shanghai zwischen einer Schweizer Fotografin und einem chinesischen Punk – analog fotografiert, digital erweitert …
Drei Jahre lang war die Zürcher Fotografin Martina Strul wahnsinnig in den Punk Superman aus Shanghai verliebt. Kennengelernt hatten die beiden sich an einem CD Stand in der chinesischen Metropole – lebten später eine offene Beziehung für die Strul immer wieder nach Shanghai reiste und zwischenzeitlich auch ein Jahr dort lebte.
Die Underground Clubs, Punk Konzerte, Kaschemmen, aber auch das Leben auf der Straße fing sie während dieser Zeit ein – und immer wieder Superman: an der Schnellstraße, in der U-Bahn, auf Konzerten, im Bett oder beim posen mit einem blauen Hähnchen.
Shanghai war wie ein visueller Rausch für sie, sagte Strul in einem Interview, und nicht nur Superman war für sie ein umwerfendes Motiv, sondern auch jede Straßenecke, der einstige Mao-Anhänger mit Kippe im Mund, die Nachbarin im Bademantel oder die Bauern neben den Businessmen in den Straßen.
Die Beziehung scheiterte nach turbulenten Jahren und erst als Strul die Fotos erneut durchsah, kam ihr die Idee, ein Buch daraus zu machen. Schließlich hat man Shanghai so noch nicht gesehen, denn statt spiegelnder Oberflächen gibt es jede Menge Chinese Underground und dazu eine persönliche Liebesgeschichte von den ersten Wochen miteinander bis zum Ende.
Gestaltet hat das Buch, das mit zahlreichen QR-Codes versehen sind, die zu Filmaufnahmen und noch mehr Fotografien führen, das Berner Kreativbüro Collibri (hier im ausführlichen PAGE Porträt), das die Amour Fou in schönstes Asia Red tauchte, mit Farbverläufen versah und chinesische Schriftzeichen einarbeitete, das immer wieder ruhige Seiten in satter Farbigkeit einstreut – und einen ansonsten in verschiedenen Bildformaten, in Farbe und Schwarzweiß durch die leuchtende Metropole, zu persönlichen Momenten und großen Gefühlen führt.
Shanghigh – Love Hate Punk: Martina Strul; Offizin Verlag, 224 Seiten, 160 Fotografien, Deutsch, 36 Euro, ISBN 978-3906276144