Interview mit Koichiro Tanaka
Er gilt als einer der bedeutenden Kreativköpfe der digitalen Werbung, am nächsten Wochenende spricht er auf der see Conference #10
Bekannt gemacht haben ihn vor allem seine Kampagnen für den japanischen Textilkonzern Uniqlo, inzwischen hat der Creative Director über 100 internationale Auszeichnungen erhalten, unter anderem 15 Cannes Lions. Tanaka arbeitete lange in der Film- und Digitalproduktion, bevor er 2004 mit »Projector« sein interdisziplinäres Studio mit Sitz in Tokyo gründete. PAGE sprach mit dem Kreativen, der seit 2013 in New York lebt.
PAGE: Der Schwerpunkt des see-Conference lautet »Visualisierung von Informationen«. Inwiefern beschäftigen Sie sich mit diesem Thema?
Koichiro Tanaka: Mein Gebiet ist weniger die Datenvisualisierung sondern das visuelle Erzählen. Ich fange oft mit unsichtbaren Dingen an, wie zum Beispiel den Beziehungen zwischen den Menschen. Oder auch mit Konzepten, die aus der Philosophie oder der Literatur stammen. Dann produziere ich kleine Visuals im Stile von Business-Grafiken, um diese Konzepte zu verstehen und zu sehen, welches Potenzial sie bieten, um etwas Neues zu schaffen. Aber diese Visualisierungen sind nur der Ausgangspunkt für meine Arbeit, nie das Ergebnis.
Visualisierungen sind nur der Ausgangs-
punkt meiner Arbeit, nie das Ergebnis.
Worüber werden Sie auf der Konferenz sprechen?
Ich werde über Archetypen sprechen, menschliche Archetypen. Sich mit den Strukturen menschlicher Vorstellungs- und Handlungsmuster zu beschäftigen, so wie es die analytische Psychologie tut, ist wichtig, wenn das Ergebnis gleichzeitig leicht verständlich aber auch solide sein soll. Ich werde daher über meinen Arbeitsprozess sprechen, nicht nur über die Ergebnisse.
Ihre Arbeit wird weltweit wahrgenommen. Gibt es so etwas wie universelle Geschichten?
Es gibt kulturelle Unterschiede. In Japan beispielsweise erleben wir Zeit als Kreis. In Deutschland dagegen nimmt man Zeit als linear wahr. Kulturelle Unterschiede wie diese sind wichtig für das Storytelling.
Was ist ihre Inspiration als Designer?
Ich sehe mich nicht als Designer. Meine Inspirationen kommen mehr aus Philosophie, Psychologie und Literatur. Ich habe die Werke von Psychologen wie Carl Gustav Jung oder Autoren wie Michael Ende und Joseph Campbell gelesen. Meine Eltern waren Kommunisten. Ich bin kein Kommunist, aber ich lese Marx. Das dialektische Prinzip, These – Antithese – Synthese, hat auch etwas archetypisches, das ich für meine Arbeit als inspirierend empfinde.
Koichiro Tanaka spricht am 18. April auf der see Conference #10 im Alten Schlachthof in Wiesbaden, für die noch Restkarten erhältlich sind.
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