PAGE online

ADC-Nachwuchs-Gewinner im Interview

Bei den ADC Awards in New York und Deutschland holten Joschka Wolf und Peer Dräger für ihr Theater-Online-Game »Impresario« Gold. Wir sprachen mit ihnen über das Projekt.

Bild Impresario

Bei den ADC Awards in New York und Deutschland holten Joschka Wolf und Peer Dräger für ihr Theater-Online-Game »Impresario« Gold. Wir sprachen mit ihnen über das Projekt.

Bei seinen 90. Annual Awards in New York verlieh der ADC fünf mal Gold in der Kategorie »Interactive«. Eine Auszeichnung davon ging an Joschka Wolf und Peer Dräger für ihr Theater-Online-Game »Impresario!«, das sie im Rahmen ihrer Bachelor-Arbeit entwickelten. Auch im deutschen ADC Nachwuchs-Wettbewerb wurden sie mit einem Goldenen Nagel prämiert.

Grund genug, sich das Projekt einmal genauer anzuschauen.
»Impresario« ist ein Multiplayer-Game, konzipiert für die Xbox360, in dem Spieler aus aller Welt ihr schauspielerisches Talent unter Beweis stellen müssen und dabei ihre Stimme, Gestik, Körperhaltung und Mimik trainieren.

Wie funktioniert das? Durch seine Stimme und Bewegungen haucht der Spieler einem virtuellen Schauspieler in einem Wandertheater – und damit einer Rolle – Leben ein. Der Avatar wird dabei allein durch die Bewegungen des Spielers vor der Kamera seiner Xbox gesteuert. Ob er sich dabei genau an das ursprüngliche Script des Stückes halten oder seine Rolle in völlig freiem Tempo improvisieren möchte, entscheidet der Spieler selbst mit der Wahl des Improvisationsgrades. Auch das Aussehen seines Avatars im virtuellen Wandertheater kann der Spieler selbst designen. Dafür stehen frei kombinierbare Elemente zur Verfügung.

Bild Impresario

Neben der zeitlich begrenzten sozialen Interaktion der Spieler, die zusammen auf der Bühne stehen, bietet »Impresario« auch eine dauerhafte Community. Nach jedem beendeten Spiel kann der Spieler einen von fünf Spielmitschnitten in sein Portfolio aufnehmen. Dieses können sich andere Spieler auf der »Impresario«-Webseite ansehen und bewerten.

Klingt nach viel Spaß und einer erfolgsversprechenden Idee.

PAGE sprach mit den »Impresario«-Machern Joschka Wolf und Peer Dräger.


Foto: links Joschka Wolf, rechts Peer Dräger

PAGE: Was inspirierte Sie zu »Impresario«?

Joschka Wolf: Wir wussten, dass Microsoft mit der Kinect-Bewegungssteuerung für die Xbox in den Startlöchern stand. Also war es unser Ziel, die Möglichkeiten dieser Plattform auszuschöpfen.
Peer Dräger: Bewegungs- und Sprachsteuerung auf sehr simple Weise einzusetzen und dennoch ein tiefes, kreatives und frisches Spielgefühl zu erzeugen – so kamen wir auf das Online-Mehrspieler-Theater.

Wie lange haben Sie insgesamt an dem Projekt gearbeitet?

Wolf: Von der Idee über das Konzept bis zum fertigen Trailer ist alles im zeitlichen Rahmen unserer Bachelor-Thesis entstanden: 14 Wochen.

Wie lief der Kreationsprozess ab?

Dräger: Da wäre natürlich einmal das Sichten der erhältlichen oder angekündigten Spiele sowie Kinect-Präsentationen, damals noch »Project Natal«, um die Möglichkeiten der Plattform abzuklopfen.
Wolf: Dann natürlich auch etwas Hintergrundforschung, was Theater überhaupt ausmacht, wie Gestensteuerungen funktionieren und wie man ein bewegungsgesteuertes Interface geeignet aufbauen kann.
Dräger: Ganz wichtig war uns die Detailarbeit an der Anmutung der Spielwelt über Moodboards und lange Skribble- bzw. Photoshop-Runden zur Look-Entwicklung.
Wolf: Last but not least das Interface sowie dessen Funktion und Zusammenspiel mit den restlichen Komponenten und der Optik des Spiels.

Bild Impresario

Wie funktionierte Ihre kreative Zusammenarbeit?

Dräger: Wir lieben beide Interaktionsdesign und dessen Konzeption, und
ergänzen uns hervorragend. Nur so konnten wir in der kurzen Zeit, da wir
neben der Bachelorarbeit ja noch Vorlesungen hatten, das Projekt in angemessener Qualität zu Ende bringen.
Wolf: Ich glaube, dass es bei uns genau die richtige Mischung aus Schnittmenge und Kontrarität war: Wir haben immer für unsere Schwerpunkte gekämpft und das Beste daraus gemacht.

Wer ist die Zielgruppe von »Impresario«?

Dräger: »Impresario« ist von Optik, Inhalt und Steuerung komplett als Casual-Game konzipiert. Daher im Grunde jeder, der sich gerne ein wenig bewegen und aus sich heraus gehen möchte. Für alle, die gerne in neue Rollen schlüpfen. Also im Prinzip jeder, der gerne mal selbst so etwas wie Theater spielen möchte. Ganz ohne Lampenfieber.

Welche Theaterstücke lassen sich mit »Impresario« spielen?

Wolf: An sich jedes nur vorstellbare Stück. Voraussetzung ist, dass es auf fünf bis zehn Minuten gekürzt werden kann. Generell beinhaltet die Idee von »Impresario« auch für den User das Entwerfen von eigenen Inhalten – seien es Kostüme, Bühnenbilder oder ganze Stücke.

Was unterscheidet »Impresario« von anderen bewegungsgesteuerten Games?

Wolf: Es verzichtet auf aufgesetzte, komplizierte Eingaben und verwendet die Bewegungssteuerung sehr natürlich. Es ist auch, unserer Meinung nach, eines der ersten Konzepte, bei dem tatsächlich die ganze Tragweite der Ganzkörper-Bewegungserkennung von Kinect genutzt wird. Gerade beim Theater macht der Einsatz von Körpersprache und Bewegung den großen Unterschied beim Auftritt.
Dräger: Das Spiel erwartet keine abstrakten Bewegungen um irgendeine Aktion im Spiel auszulösen, sondern tut das, was Bewegungssteuerung so interessant macht: eins zu eins das abzubilden, was der Spieler tut.

Und was unterscheidet es von anderen Online-Games?

Dräger: In erster Linie unterscheidet sich »Impresario« dadurch, dass es sich um eine Art des Theaterspiels handelt. Das gibt es in dieser Form noch nicht auf dem Markt. Sprach- und Bewegungserkennung sind hier ein essentielles Kernelement. »Impresario« fördert auch wie in kaum einem anderen Spielkonzept den individuellen Ausdruck des Spielers. Er wird sozusagen eins mit der Konsole und versinkt im Spielgeschehen auf der Bühne.

Was planen Sie für die Zukunft mit dem Projekt?

Wolf: Wir hoffen, dass sich Menschen durch das Projekt inspiriert fühlen. Falls es darüber hinaus Interessenten gibt, »Impresario« als Spielkonzept mit uns zur Serienreife weiterzuführen, dürfen sich diese gerne bei uns melden.


Mehr Nachwuchs-Themen

Hier geht’s zum PAGE-Interview mit dem »ADC Talent des Jahres« Christian Rolfes.

Eine Übersicht über Nachwuchs-Projekte finden Sie hier.

Produkt: Download PAGE - VR Design trifft Hirnforschung - kostenlos
Download PAGE - VR Design trifft Hirnforschung - kostenlos
Virtual Reality und die Neurowissenschaften: Das müssen VR-, UX- und Interaction Designer wissen. Internationale Studien und Experimente, Ethikstandards

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Das könnte dich auch interessieren