Dieses Jahr verlieh der ADC erstmals echte Nägel an die besten Jungkreativen im deutschsprachigen Raum. PAGE sprach mit Christian Rolfes, der für sein Projekt «andandand.net» als »ADC Talent des Jahres» ausgezeichnet wurde.
Dieses Jahr verlieh der ADC erstmals echte Nägel an die besten Jungkreativen im deutschsprachigen Raum. PAGE sprach mit Christian Rolfes, der für sein Projekt «andandand.net» als »ADC Talent des Jahres» ausgezeichnet wurde.
Kurzfilme, Installationen, Plakate, Facebook-Kampagnen, Bücher, Fotografien, Verpackungen, und noch viel mehr. Über 2.200 Arbeiten von Studenten aus kreativen Fachrichtungen und Junioren aus Agenturen oder Unternehmen begutachtete die Jury des ADC dieses Jahr, um die besten Nachwuchs-Kreativen aus Deutschland auszuwählen. Zum ersten Mal wurden die ADC Nägel in Gold, Silber und Bronze auch an den Nachwuchs verliehen. Insgesamt erhielten 7 Arbeiten einen goldenen, 24 einen silbernen und 36 einen bronzenen Nagel. Noch dazu gab es 54 Auszeichnungen.
Den Titel »Focus Student Award/ ADC Student des Jahres» holten Florian Friedrich Dünzen und Alke Marianne Scherrman für ihren »Lada Niva«-Spot. »ADC Junior des Jahres« wurde Eva Stetefeld von Ogilvy Frankfurt mit der Kampagne »Initiative Money for Music – Kopiert ruhig weiter» für das Rolling Stone Magazin.
»ADC Talent des Jahres« ist Christian Rolfes. PAGE stellte ihm einige Fragen zu seinem Foto-Projekt »andandand.net«.
PAGE: Was war Ihre Inspiration für andandand.net?
Christian Rolfes: Als große Inspirationsquelle diente auf jeden Fall »Chatroulette». Es war unheimlich und beeindruckend, in so kurzer Zeit zufällig bei wildfremden Menschen in die Privatsphäre einzudringen (damals war noch nicht jedes zweite Bild ein Penis). Das, in Kombination mit einem guten Gespräch mit einem Freund, Fabian Kropp, der mit mir studiert hat, führte zu andandand.net.
Was steckt hinter dem Namen des Projekts?
Der Name soll Vielfältigkeit zeigen: Zum einen soll es immer und immer mehr Menschen geben, die mitmachen und zum anderen gibt es viele Möglichkeiten der fotografischen Ansätze.
Seit wann existiert andandand.net?
Andandand.net gibt es jetzt seit etwas über einem Jahr. Im Sommer 2010 habe ich damit mein Diplom abgeschlossen, der Startschuss fiel im April letztes Jahres. Das Projekt läuft auch noch weiter, es ist also kein Ende in Sicht.
Was, denken Sie, motiviert Menschen bei andandand.net mitzumachen?
Die Motivation ist relativ klar: sie finden das Projekt cool! Ein Freund nannte es »Gegenwartsnostalgie«, weil die Optik der unbearbeiteten Bilder an alte Fotos oder Super8-Filme erinnert. Hochdigital und doch analog. Und das alles ohne eine »Hipstamatic App« oder ähnlichen Schnickschnack. Vielleicht ist es aber auch die Ehrlichkeit der Bilder, weil sie unbearbeitet sind und alles andere als perfekt wirken, im Gegensatz zur Werbung zum Beispiel.
Gibt es Kriterien nach denen Sie Ihre Models auswählen?
Wer mich kontaktiert, ist dabei. Ohne Ausnahme.
Wie ist Ihre Arbeitsweise bei andandand.net?
Nach der Kontaktaufnahme, sei es durch das Model oder mich, verabreden wir uns zu einem Shooting bzw. Videochat. Die einzigen Anweisungen: suche dir doch schonmal dein Lieblingsoutfit aus und den Hintergrund. Manchmal wundere ich mich über die ungewöhnlichen Requisiten. Durch einige Anweisungen optimiere ich das Licht oder den Hintergrund, wenn es nötig ist. Meistens reden wir erst, um uns kennen zu lernen und dann geht’s direkt mit dem Shooting los. Danach erstelle ich eine Auswahl meiner Favoriten, die ich per Mail zum Model schicke und absegnen lasse. Nach grünem Licht und unterzeichnetem Veröffentlichungsvertrag lade ich die Bilder auf andandand.net, Facebook, tumblr und Twitter hoch.
Was bewirkt die besondere Studio-Situation bei Ihnen als Fotograf und bei den Models?
Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt, aber anfangs war die Situation sehr merkwürdig. Auch wenn ich schon oft den Videochat genutzt hatte, hatte ich so noch nie fotografiert: da war die Person in meinen Raum »gebeamt« und wir konnten ganz normal kommunizieren – sei es auch nur durch Handbewegungen – und das klappte erstaunlich gut. Beim ersten Shooting fühlte es sich ein bisschen wie bei Frankenstein und der Erweckung seines Monsters an: ich war schockiert und freudig überwältigt zugleich. Die Models brauchen, wie sonst auch, etwas Zeit um sich an die Kamera zu gewöhnen, aber andandand.net zeigt, dass trotz räumlicher Distanz Vertrauen aufgebaut wird.
Pascal Monaco, Felix Meyer, und Torsten Strer erhielten für »35 mm«, ihren Film voller komprimierter Anspielungen aufs Kino, eine Auszeichnung.
Weitere Beispiele prämierter Arbeiten aus dem ADC Nachwuchswettbewerb zeigen wir in der Galerie.