Immer mehr Fußballklubs erkennen die Notwendigkeit eines konsistenten Brandings und entwickeln zusammen mit Designbüros professionelle Erscheinungsbilder – oft mit einem Corporate Font. Für Kreative eine spannende, weil hochemotionale Aufgabe.
Bild: Stefan Holtzem | holtzem.com
»Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.« Seit dieser Weisheit aus dem Mund des damaligen Bundestrainers Sepp Herberger in den 1950er Jahren hat sich der Fußball massiv verändert. Längst ist er nicht mehr nur ein Sport, sondern internationales Business. Die Vereine sind zu globalen Marken geworden, die neben den eingefleischten Fans eine breite Zielgruppe ansprechen wollen. Dafür brauchen sie ein zeitgemäßes Branding, das der Vielzahl an Kommunikationskanälen und Touchpoints gerecht wird und im Stadium ebenso funktioniert wie in Social Media. Für die Kreativen, die in den letzten Jahren die Corporate Designs von Fußballvereinen aufgeräumt und erneuert haben, also ein Job wie jeder andere – wären da nicht die Fans. Die bewachen mit Argusaugen jede kleinste Veränderung im Erscheinungsbild ihres Vereins, insbesondere wenn es um das Logo, bei vielen Klubs gleichzeitig das Vereinswappen, geht.
»Das Wappen ist eine Art Heiligtum, als Fan hat man über die Jahre viele Trikots mit diesem Bildzeichen gesammelt, die Geschichten erzählen«, weiß Stefan Berndt, Designer bei Fuenfwerken in Berlin und selbst Union-Berlin-Fan. »Zusammen mit den Vereinsfarben schafft das Wappen die stärkste emotionale Bindung – und sorgt bei einem Rebranding für den größten Reibungspunkt.« Und wenn auch sein Designerherz das Wappen seines Clubs nicht so optimal findet, käme sein Fanherz nicht auf die Idee, es verändern zu wollen. »Wenn man es aber durch eine starke eigene Hausschrift und einen visuellen Auftritt schafft, Logo und Farben auf dem Spielfeld unterstützend in Szene zu setzen, kann man die Marke modernisieren und viele Fans mitnehmen.«
Emotional in beide Richtungen
Wesentlich weniger behutsam gingen Juventus Turin und die Agentur Interbrand 2017 bei der Gestaltung der neuen visuellen Identität des italienischen Serie-A-Klubs vor, die auch das Logo deutlich veränderte. Nur noch zwei Farben (Schwarz und Weiß), der Schriftzug »Juventus« und zwei Zeichen, ein J und ein Irgendwas, das auch ein J sein könnte oder auch einfach einer der typischen Juve-Balken, wie man sie vom Trikot kennt. Die Reaktion der Fans auf diese tiefgreifenden Veränderungen reichten von tiefer Bestürzung bis zu großer Begeisterung.
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Bei den erwähnten Logos muss ich leider sagen, dass sie jeweils aus Sicht eines Typedesigners nicht spitze umgesetzt sind. Juve wie auch Inter könnten mit der selben Designidee besser aussehen, hätten die Agenturen da noch jeweils ein bisschen was dran machen lassen — von Schriftgestalter:innen 😉
Die hier erwähnten Schriften für die Klubs sind nämlich allesamt klasse geworden. Das Können und die Erfahrung von Schriftexpertinnen und Experten kann aber eben auch bei Logos noch das Quäntchen an Qualität bringen, ohne das sie schnell eher billig aussehen.
Und ich bitte vielmals um Entschuldigung, aber das neue Inter Mailand Wappen ist echt nix, rein aus der Sicht der technischen und optischen Detailumsetzung.
Toller Artikel!
Bei den erwähnten Logos muss ich leider sagen, dass sie jeweils aus Sicht eines Typedesigners nicht spitze umgesetzt sind. Juve wie auch Inter könnten mit der selben Designidee besser aussehen, hätten die Agenturen da noch jeweils ein bisschen was dran machen lassen — von Schriftgestalter:innen 😉
Die hier erwähnten Schriften für die Klubs sind nämlich allesamt klasse geworden. Das Können und die Erfahrung von Schriftexpertinnen und Experten kann aber eben auch bei Logos noch das Quäntchen an Qualität bringen, ohne das sie schnell eher billig aussehen.
Und ich bitte vielmals um Entschuldigung, aber das neue Inter Mailand Wappen ist echt nix, rein aus der Sicht der technischen und optischen Detailumsetzung.