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Pulpo, eine sympathische Schrift für Lesetexte

Die neue Schriftfamilie von Felix Braden ist ein Allrounder – auf Papier und am Screen.

2017 entschied sich der Kölner Typedesigner Felix Braden, einen ganzen Satz Glyphen für einen manuellen Druckvorgang zu schneiden, der später als digitalisierte Schrift namens Kontiki bei Myfonts und als Pulpo Rust bei Adobe erschien. Als Basis suchte er damals eine fette Schrift nach dem Clarendon-Muster, die er schließlich selbst auf der Grundlage einer seiner Lieblingsschriftarten, Century Schoolbook, zeichnete. Die Skizzen dieser Clarendon gefielen ihm dann so gut, dass er sich dazu entschied, die Zahl der Schnitte auszubauen, um Kursiven zu erweitern und als eigenständige Familie mit dem Namen Pulpo auf den Markt zu bringen.

Pulpo ist eine gut lesbare Clarendon mit dem Skelett der Century Schoolbook. Längere Ober- und Unterlängen geben dem Text Luft zu atmen und verbessern die Lesbarkeit in Fließtextgrößen. Trotz der Kraft und der Stabilität des Designs wirken die Formen freundlich und in jedem Detail offenbart sich der handgemachte Charakter. Die Buchstaben wecken vertraute Erinnerungen und wirken ein wenig nostalgisch – eben wie aus der guten alten Zeit.

Die Familie verfügt über 10 Schnitte, von Light bis Black (einschließlich Kursiven) und eignet sich ideal für Editorial-Design, Werbung und Verpackung sowie für Web- und App-Design. Ein massiver, stabiler Aufbau in Kombination mit geringem Strichstärkenkontrast, betont die horizontalen Elemente, und macht Pulpo zur guten Wahl für Lesetexte am Bildschirm und kleine Schriftgrößen auf Naturpapier. Jeder Schnitt enthält 489 Glyphen, Versal- und Mediävalziffern für Fließtext und Tabellensatz sowie mathematische Zeichen und gängige Währungszeichen. Um den Bedürfnissen der globalen Kommunikation gerecht zu werden bietet Pulpo eine umfangreiche Sprachunterstützung für alle west-, ost- und mitteleuropäischen Sprachen. Momentan gibt es die gesamte Pulpo-Familie bei Myfonts zum Einführungspreis von gut 40 statt 200 Euro.

Um die aufrechten Schnitte der Pulpo zu erstellen, zeichnete Felix Braden über das Skelett der Century Schoolbook und entwarf eine Clarendon, indem er den Kontrast reduzierte und typische Elemente wie lange Aufschwünge und waagerechte Abschlüsse hinzufügte. Einige Buchstaben, zum Beispiel a oder g musste er komplett überarbeiten, da sich die Buchstabenform von der Clarendon-Tradition unterschied. Für die Italics war Jonathan Hoeflers Sentinel eine gute Inspirationsquelle, aber Felix Braden wollte, dass seine Italics eher statisch und weniger handschriftlich wirkten. »Meiner Meinung nach hat Aldo Novarese es mit seiner Egizo Serie Corsiva etwas zu weit getrieben, aber ich liebe die Kursiven von Matthew Carters New Century Schoolbook,« so der Typedesigner. Als sehr wichtiges Konstruktionsmerkmal ist der obere linke Abschluss des n in Pulpo Italic wie in den Aufrechten eine Serife und kein hakenförmiger Abstrich. Auf der anderen Seite wurden die waagerecht geschnittenen Aufschwünge abgemildert und an die vom Schreiben abgeleitete Form angepasst. Da die Schrift auch in längeren Texten gut lesbar sein sollte, entschloss Felix Braden sich, einige dekorative Elemente zu entfernen, die bei kleinen Textgrößen nicht gut funktionieren. Insbesondere die weniger exzentrischen Zahlen unterscheiden sich von den historischen Clarendon-Beispielen.

 

 

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