Neue Helvetica erschienen: Helvetica Now!
Bei Monotype erschien jetzt eine komplett überarbeitete Version des Klassikers von Max Miedinger und Eduard Hoffmann. Neue Zeichen und optische Größen sollen Helvetica Now fit für gestalterische Anforderungen von heute machen.
Seit ihrer Erstveröffentlichung vor rund 60 Jahren entwickelte sich Helvetica in vielen Märkten der Welt zur populärsten Schrift, die bei unzähligen Unternehmen und Kreativen in Abermillionen Bereichen zum Einsatz kam und immer noch kommt. Helvetica und die 1983 erschienene Neue Helvetica wurden zum Sinnbild für klares, minimales Design, ein Status, den die jetzt von Monotype entwickelte Helvetica Now mit Erweiterungen fortsetzen möchte, die die typografischen Ansprüche der Kreativen von heute erfüllen sollen.
»Die letzte Überarbeitung – Neue Helvetica – liegt 36 Jahre zurück«, sagt Monotype Type Director Charles Nix, der die künstlerische Leitung des Projekts hatte. »Seitdem fanden fundamentale Technologiewechsel statt, denken wir nur an PostScript und das Desktop-Publishing, die Erfindung des Internets und den Siegeszug der mobilen Kommunikation, bei denen Helvetica stets eine wichtige Rolle spielte, ohne irgendwelche metrischen oder ästhetisch Anpassungen … was die Schrift einerseits auszeichnet, aber irgendwann auch an ihre Grenzen brachte.«
Die Schriftfamilie ist eine Gemeinschaftsarbeit des Monotype Font Design-Studios unter der künstlerischen Leitung von Charles Nix, Steve Matteson, Hendrik Weber und Alexander Roth. Die Ursprünge der Helvetica Now reichen aber viel weiter zurück. Schon im Mai 2014 hatte Otmar Hoefer, Director Font Marketing bei Linotype, ein Konzept vorgelegt, das drei optische Größen vorsah und alternative Zeichenformen, die er im Archiv fand. Mit diesen Ideen gingen Hoefer und Monotype Marketing Direktor Jürgen Siebert im November 2014 zu Erik Spiekermann, um das Konzept gemeinsam weiter zu entwickeln.
Drei optische Größen: Micro, Text und Display
Die Helvetica Now Familie bietet mit Micro, Text und Display drei optische Größen. Micro eliminiert die jahrzehntelangen Abstands- und Lesbarkeitsmängel der digitalen Single-Master-Versionen im Größenbereich Fußnoten und Kleingedrucktes (4 bis 7 Punkt). Ihr Zeichensatz bietet offenere Formen, breitere Lettern, eine größere Mittellänge, großzügigere Buchstabenabstände, größere Akzente sowie gestalterische Anpassungen bei schwierigeren Buchstaben, um auch in sehr klein gesetzten Texten einen erstklassigen Lesekomfort zu gewährleisten. Helvetica Now Text ist ein echtes Arbeitstier, mit acht Strichstärken von Thin bis Black, sowie fein abgestimmter Spationierung und Unterschneidungen. Damit ist Helvetica nicht nur in Mengentexten einfach und angenehm zu lesen, sondern für mehr Einsatzbereiche als je zuvor gerüstet – digital, wie analog.
Helvetica Now Display kommt in zehn Strichstärken – von Hairline bis Extra Black –, ist etwas enger zugerichtet als Text und Micro und damit für Texte von 14 Punkt aufwärts bestens geeignet. Nie mehr Zeichenabstände verringern oder am Kerning schrauben, wenn große und fette Helvetica-Statements gefragt sind; auch die Größenanpassung oder Verschiebung von Satzzeichen ist Geschichte.
Alternativzeichen
Eine zweite wichtige Erweiterung der Schrift sind die die alternativen Buchstabenformen. „Für einige Zeichen gibt es Varianten, die manche Benutzer möglicherweise nie vermisst haben … oder man hat sich an die Standardformen gewöhnt: das versale G und das versale R zum Beispiel, oder die Kleinbuchstaben a, l, t und u,“ so Charles Nix. „Die neuen, populären Spielarten sind der Standard in vielen Sans-Schriften und geben Helvetica nun einen optionalen zwanglosen Twist.“ Darüber hinaus bekam der Zeichensatz runde Punkte (in Satzzeichen und Akzenten), wohlgemerkt als Alternative, nicht als neuen Standard.
Verbesserte Lesbarkeit
Jeder Buchstabe, jede Ziffer, jedes Satzzeichen und jedes Symbol in der Helvetica-Now-Familie – insgesamt fast 40.000 Zeichen – wurde neu gezeichnet, abgestimmt und auf beste Lesbarkeit und Leistung hin getestet. »Heute erwarten wir von einer Helvetica noch mehr, als ihr bereits in den vergangenen Jahrzehnten abverlangt wurde. Frühere Versionen der Schrift waren nicht für Einsatzbereiche gedacht, die erst in den letzten 30 Jahren entstanden sind. Daher konnten ältere Versionen zuletzt nicht mehr in allen Bereichen überzeugen.« sagt Charles Nix.
Noch bis zum 24. Mai 2019 gibt es die komplette Familie bei Myfonts zum Einführungspreis von knapp 300 Euro, Einzelschnitte der Helvetica Now kosten 35 Euro. Bis zum 8. Juli 2019 steht Helvetica Now Display Black als kostenloser Testfont zur Verfügung. Seit heute lässt sich Helvetica Now auch über Monotypes Cloud-Lösung Mosaic verwenden.
In PAGE 06.2019 können Sie einen Kommentar von Typedesignerin Nina Stössinger zur Helvetica Now lesen. Auch wenn Nina Stössinger schon seit einiger Zeit bei Tobias Frere-Jones in New York arbeitet, hat sie als Schweizerin doch ein besonderes Verhältnis zur Helvetica.
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Hallo,
ich stehe gerade vor einem akutem Problem. Wie kann man typografisch richtig aber auch schön gendern? Leider finde ich nur Halbwahrheiten im Internet.
Vielen Dank für eure Hilfe.
Liebe Grüße
Björn