Die Redewendung Eierlegende Wollmilchsau trifft ziemlich gut auf die Schrift Franziska zu. Zurückhaltend, funktional und dennoch mit viel Charakter ist Franziska nach zehn Jahren bei Monotype nun bei TypeMates zu Hause.
Franziska verbindet einen dynamischen Aufbau – inspiriert durch die Breitfeder der Renaissance – mit einem statischen Erscheinungsbild – angelehnt an die Spitzfeder des Klassizismus. Das Ergebnis ist ein Schriftbild, das für Lebendigkeit und leichte Lesbarkeit steht, ohne mit etablierten Konventionen zu brechen.
Franziska umfasst zwanzig Schnitte – zehn Stärken von Hair bis Black plus Kursive sowie einen Variable Font mit der Achse Weight. Sie eignet sich gleichermaßen für Print und Screen, egal, ob beim Lesen der Tageszeitung ohne Brille oder beim Spielen mit einer App nach fünf Bier – durch ihren robusten Grundcharakter bleibt Franziska auch unter schlechten Darstellungsbedingungen oder bei Unschärfe gut erkennbar. Ganz ausführlich stellt TypeMates die Franziska Familie auf der Website vor.
Auch nach ein paar Bier sind die Buchstaben der Franziska noch recht gut zu erkennen.
FF Franziska begann als Jakob Runges Masterarbeit an der Muthesius Kunsthochschule unter der Leitung von Albert-Jan Pool und André Heers. Sie überzeugte auch Erik Spiekermann und wurde 2014 als FF Franziska beim legendären Label FontFont angenommen. Kurz danach wurde Fontshop von Monotype übernommen, alle FontFonts gingen in die Monotype Bibliothek über, die Reaktionen der Branche waren damals durchaus gemischt. Jetzt, zehn Jahre später, laufen viele der alten Verträge aus. Einige Typedesinger entschieden sich, ihre Schriften bei Monotype zu lassen. Albert-Jan Pool zum Beispiel, weil seine DIN dort als Produkt sehr etabliert ist. Andere, etwa Henning Skibbe oder eben auch Jakob Runge kündigten ihre Verträge und bieten ihre Fonts nun unter eigenem Label an. Wir sprachen mit Jakob Runge über seine Entscheidung und darüber, was er mit der Franziska vorhat.
Franziska bleibt wie sie ist: Zeitlos nutzbar für alle die sie bisher schon passend fanden.
Jakob Runge, Mitgründer der Foundry TypeMates, Ortenburg
Warum hast du dich entschieden, Franziska jetzt über eure Foundry TypeMates anzubieten?
Franziska war meine erste ernstzunehmenden Schriften und ihre Anerkennung als FontFont ein Sprungbrett auf dem Weg zum professionellen Type Designer.
Dabei stand für ich immer FontFont im Fokus: mit der Qualität, der Liebe zum Detail, dem feinen Marketing und der Auswahl der soliden, aber dennoch spannenden Schriften. Die Übernahme von Fontshop durch Monotype hat mich damals sehr enttäuscht und ich habe meinen Vertrag gleich gekündigt, mit Wirkung zum 1. März 2024. Heute bin ich nicht mehr emotional, sondern verfolge ganz entspannt die Strategie, dass Monotype für mich und TypeMates nicht der richtige Partner ist.
Aber die Verkaufszahlen der Franziska waren bei Monotype nicht so schlecht, oder?
Sie waren sogar ziemlich gut, ich weiß nicht ob sie das bei TypeMates weiter einspielen wird. Aber letztlich arbeite ich nicht fürs Geld, sondern weil ich irrsinnige Freude daran habe Schriften zu gestalten. Auch wenn ich froh bin, dass sich die Passion mit allen meine Schriften und den Custom Fonts, die wir als TypeMates anbieten, in der Summe lohnt.
Wie beurteilst du Franziska heute, zehn Jahre nach ihrer Entwicklung?
Beim Aufbereiten der TDC-prämierten Microsite zur Schrift und dem Durchgehen der Daten ist mir wieder aufgefallen wie umfangreich und facettenreich die Franziska ist. Das hatte ich fast schon vergessen. So emotional und persönlich die Schrift gestalterisch wie auch namenstechnisch für mich ist – sie ist meiner Frau Franziska gewidmet, die für mich schon vor der Entdeckung der Serifen große Bedeutung hatte – spiegelt sie einen Gestaltungstil wider, den ich mit einigen geometrischen und rationaleren Schriften wie Cera, Grato oder Harrison schon hinter mir gelassen habe.
Witzigerweise lande ich jetzt, da ich seit zwei Jahren an einer modellierten nicht konstruierte Serif namens Gregory sitze, die ich als Gegenpol zu meinen vergangenen Schriften gestalte, wieder beim Schriftbild der Franziska — robust, lesbar und dennoch organisch und detailreich. Gregory soll im Herbst diesen Jahres erscheinen.
Im Herbst diesen Jahres soll bei TypeMates die Gregory erscheinen, die der Franziska im Textbild in Teilen ähnelt.
Hast du Franziska für heutige Bedürfnisse überarbeitet?
Es waren keine großen Änderungen nötig, um Franziska an die aktuellen Anforderungen anzupassen: Antonia Cornelius, die auch viel an den neuen DIN Slab und Stencil Varinaten von Albert-Jan Pool mitgewirkt hat und mit der ich im Frühsommer die Cera Mono herausbringen werde, hat Franziska trotzdem ausgiebig hinterfragt, an den TypeMates Produktionsstandard angepasst und die Variable Fonts aufgesetzt. Dabei bleiben die Schriftdaten aber weiterhin kompatibel mit der bewährten FontFont-Version.
Steht noch ein Ausbau für andere Schriftsysteme an?
Da ich die Gregory, die der Franziska im Textbild in Teilen ähnlich ist, schon weit ausgebaut habe — zum Beispiel mit Griechisch, Kyrillisch, Micro-Size, Head-Condensed und einer begleitenen Grotesk — bleibt die Franziska erstmal wie sie ist: zeitlos nutzbar für alle die sie bisher schon passend fanden.
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