Die schönsten neuen Pixelschriften!
Ein bisschen retro und richtig cool: Pixelfonts erleben ihr Comeback. Wir stellen neue Interpretationen des Genres und inspirierende Anwendungen vor
Alles kommt irgendwann wieder: Junge Frauen tragen Jeans, die bis knapp unter die Brust reichen, und auch Pixelfonts feiern ein Comeback. Vielleicht weil wir uns in Zeiten von Retinadisplays nach etwas Unperfektheit sehnen. Oder weil man beim Gestalten mit Pixelfonts wunderbar nostalgisch und sehr digital zugleich sein kann. Einige dieser neuen alten Schriften halten sich an ein ebenso strenges oder gar strengeres Raster wie ihre Vorgänger. Andere wiederum interpretieren das Genre freier, Pixel erscheinen nicht nur quadratisch, sondern auch als Herzchen, Sterne oder in verschiedensten geometrischen Formen.
Dass Brands wie die Web3-Plattform Pixels solche Schriften in ihrem Auftritt nutzen, ist naheliegend. Immer wieder aber sieht man sie auch in ganz anderen Zusammenhängen, denn Pixelfonts lassen sich spielerisch, aber auch seriös einsetzen und machen einfach Spaß. Gerade in Kombination mit Vektorfonts können sie einem Design das gewisse Etwas verleihen.

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Pixelfonts: Das sind die spannendsten Interpretationen
1. Analo Grotesk
- Designer Alessio Pompadura, Massimiliano Vitti, 2019
- Foundry Due Studio
- Schnitte 1
- Preis rund 50 Euro
Analo Grotesk verbindet die Stärke eines Rasters mit der Essenz einer Groteskschrift. Hört sich ziemlich streng an. Alessio Pompadura und Massimiliano Vitti von Due Studio aus Perugia warfen die Ordnung allerdings bei einigen Quadraten über den Haufen – eine Art Pixelaufruhr. Bei der Gestaltung von Pixelfonts ist es ja so, dass die Beschränkungen, denen man dabei unterliegt, wichtige Entscheidungen auf der Konstruktionsebene bestimmen. Platziert man ein Modul auf die eine oder andere Weise, kann derselbe Buchstabe lesbar oder unlesbar werden. Bei Analo Grotesk bestand die Herausforderung darin, unterschiedliche formale Entscheidungen zu treffen, damit die Glyphen sowohl in Groß als auch in Klein funktionieren. Das ist Pompadura und Vitti sehr gut gelungen. Analo Grotesk ist in nicht zu kleinem Fließtext erstaunlich gut lesbar und hat trotzdem einen ganz eigenen Charakter. Und eine Reihe schöner Icons gibt es auch.
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2. Low Def
- Designer Daniel Brokstad, 2022
- Foundry MyFonts
- Schnitte 5
- Preis rund 100 Euro
Daniel Brokstad ist ein norwegischer Grafikdesigner und Illustrator, der auch Schriften entwirft. Nach seinem Studium am Royal Melbourne Institute of Technology und einigen Jahren in norwegischen Agenturen, reiste er als Freelancer durch die Welt und landete schließlich in New York bei Sagmeister & Walsh. Nach vier Jahren dort (bis 2019) gründete er Brokstad, sein eigenes Designstudio. Vier Schriften hat er bislang entworfen, Low Def ist die illustrativste von ihnen und interpretiert das Genre Pixelfonts etwas freier. Der Name steht für »Low Definition«, die Pixel erscheinen leicht geglättet und laufen ineinander – wie in der Darstellung auf alten Röhrenmonitoren. Low Def gibt es in den fünf Schnitten Extra Narrow, Narrow, Regular, Wide und Extra Wide, die Familie bietet jede Menge Möglichkeiten für kreative Gestaltung, wie Daniel Brokstad auf seiner Website zeigt.
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3. Convulse Variable
- Designerin Daytona Mess, 2022
- Schnitte 3 statische und 1 Variable Font
- Preis rund 50 Euro
Daytona Mess, mit bürgerlichem Namen Anne-Dauphine Borione, faszinieren die Möglichkeiten, die sich in einem einfachen Quadrat verbergen. Außerdem schätzt sie die Einschränkungen, die ein Raster bietet – da war die Gestaltung einer Pixelschrift logische Konsequenz. Kürzlich versuchte die in Paris lebende Gestalterin, eine Schrift mit quadratischen Pixeln so generativ wie möglich und mit so wenig Schritten wie möglich in eine Schrift mit runden Pixeln umzuwandeln. Das Ergebnis heißt Convulse Variable und erschien letztes Jahr zu Halloween. Am liebsten würde Daytona Mess ihren Font mal in Bewegung sehen – gern in einem Horrorfilm. Wer Convulse Variable haben möchte, schreibt ihr eine E-Mail.
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4. Pixel Pattern
- Designer Manuel Viergutz, 2021
- Foundry Typo Graphic Design
- Schnitte 11
- Preis rund 15 Euro
Seit Einführung der Spielkonsole Super Nintendo ist Manuel Viergutz aus Berlin ein Fan von Games und digitalen Pixelwelten. 2022 entschied sich der Type- und Grafikdesigner, selbst einen Pixel-font zu entwerfen und in seinem Schriftverlag Typo Graphic Design zu veröffentlichen. Pixel Pattern bietet 11 Schnitte und über 100 dekorative Extras wie Icons, Pfeile, Symbole oder Emojis. Da ist für jede Website, jedes Plakat oder Editorial Design etwas dabei.
5. Pixel Castle
- Designer Leonhard Katschner, 2022
- Foundry Brave Type
- Schnitte 1
- Preis Freefont
In Berlin betreibt Leonhard Katschner seine Foundry Brave Type, in der er momentan sechs Retail Fonts und drei Freefonts anbietet. Jede seiner Schriften soll einen ganz eigenen Charakter haben – da war es nur eine Frage der Zeit, bis auch mal ein Pixelfont an der Reihe war. Pixelcastle entstand 2022 unter dem auch sehr schönen Arbeitstitel Rüpelraster. Anfang 2023 stellte Leonhard Katschner den Font auf seiner Website zum kostenlosen Download zur Verfügung. Wenn er entsprechende Rückmeldungen bekommt, möchte er Pixelcastle gerne ausbauen. Also schnell den Font herunterladen, vielleicht gibt es dann auch noch mehr dieser wunderbaren Type-Sample-Plakate.
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6. Ikat
- Designerin Lipi Raval, 2022
- Foundry Future Fonts
- Schnitte 1
- Preis rund 15 Dollar
Die indische Typedesignerin Lipi Raval erlegte sich bei der Gestaltung ihrer winzigen Ikat strenge Regeln auf: Die x-Höhe sollte lediglich 3 Pixel betragen. Dafür musste sie die Buchstaben ganz schön abstrahieren. Die größte Schwierigkeit bestand denn auch darin, gestalterisch konsistent zu bleiben. Die beste Lösung für eine Glyphe im vorgegebenen Raum war nicht zwingend auch diejenige, die am besten zu den anderen passte. Um hier die richtige Balance zu finden, tüftelte die Schriftgestalterin, die 2017 an der KABK in Den Haag ihren Type-Media-Master machte, an einigen Zeichen ganz schön lange herum. Inspiriert ist ihre Schrift von den gleichnamigen Textilien aus Indien. Bei dieser Webtechnik wird das Garn vor der Verarbeitung teilweise eingefärbt und die Motive haben häufig geometrische, pixelartige Motive. Ikat gibt es fürs lateinische und thailändische Schriftsystem.
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7. Pixel Grid
- Designer Martin Činčár, 2021
- Foundry Caron twice
- Schnitte 200 statische, 36 Variable Fonts
- Preis rund 145 Euro
Um alle Möglichkeiten der Pixel-Grid-Familie auszuloten, muss man sich ein bisschen Zeit nehmen. Martin Činčár, Gründer der Foundry Caron twice in Prag, gestaltete nicht weniger als 200 statische Schnitte und 36 Variable Fonts. Es gibt drei Arten der Rasterauflösung (S, M, XL) und zwölf Varianten der einzelnen Segmente: darunter klassisch quadratische oder runde Pixel, aber auch farb- und tintensparende Formen für den Druck, Herzen oder Wellen. Das alles in Stärken von Thin bis Bold – kein Wunder, dass Činčár sechs Jahre mit der Entwicklung der Pixel Grid beschäftigt war. Nostalgische, an die Computerästhetik der 80er Jahre erinnernde Artworks lassen sich mit ihr ebenso gestalten wie moderne.
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8. Neue Pixel
- Design M35, 2022
- Schnitte 3
- Preis rund 160 Dollar
Die Designagentur M35 aus Sydney suchte für ein Projekt nach einer perfekt zur Helvetica passenden Schrift, die eine zeitgemäße, verspielte und digitale Ästhetik vermitteln sollte. Da sie nichts Geeignetes fanden, beschlossen die Kreativen, selbst einen solchen Font zu gestalten. Nach anderthalb Jahren war Neue Pixel in den Schnitten Regular, Round und Ultra fertig und ist jetzt für jedermann zu kaufen.
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Dieser Artikel ist in PAGE 05.2023 erschienen. Die komplette Ausgabe können Sie hier runterladen.



