Simples UI – komplexer Prozess: so funktioniert das Spenden bei »Refill The Shelf«
Designer und Developer Kilian Sonnentrücker hat die Spendenplattform »Refill The Shelf« entwickelt. Nicht nur das Interface, auch der Spendenprozess ist so einfach konzipiert, dass wir genau wissen wollten, wie er funktioniert.
Anfang April berichteten wir online über die schweizer Spendenplattform »Refill The Shelf«. In PAGE 06.20 griffen wir sie erneut auf: als Beispiel für eine Spendenwebsite, wie sie in der überarbeiteten Fassung der DIN-ISO-9241 Teil 110 zu Interaktionsprinzipien vorgeschlagen wird.
Dort heißt es zum neuen Grundsatz der Nutzerbindung, »dass interaktive Systeme für die Benutzer-Bevölkerung attraktiv sein sollten, ohne Abstriche in Bezug auf Effektivität und Effizienz.« Als Anmerkung findet sich: »Einfachheit kann Aufmerksamkeit und Anziehungskraft hervorrufen.« und es folgt das theoretische Beispiel einer Spendenwebsite:
»Die Website einer Wohltätigkeitsorganisation zeigt lediglich ein großformatiges Bild dieser Wohltätigkeitsorganisation in Aktion, zusammen mit dem Namen der Organisation sowie den Schaltflächen »Spenden«, »Newsletter abonnieren« und »Mehr«.«
Äußerlich also möglichst minimalistisch, aber jeder weiß, dass beim Spenden der Moment der Bezahlung sehr kritisch für die User Experience ist. Zu oft sind Checkouts umständlich und verlangen zuviele Angaben vom User, etwa die Eingabe des vollen Namen, der Adresse, Kreditkarten-Angaben, oder es wird eine bestehende Mitgliedschaft bei einem bestimmten Zahlungsanbieter vorausgesetzt.
Das ist alles extrem blockierend und führt zum Absprung vieler Nutzer. Es galt also unbedingt all das zu vermeiden: »Ich habe mir deshalb sehr viele Gedanken darüber gemacht, wie die Bezahlung möglichst niederschwellig, schnell und unkompliziert funktionieren könnte. SMS ist dabei die ideale Lösung für ein breites Publikum«, so Sonnentrücker.
Und so funktioniert der SMS-Spendenprozess:
Grundsätzlich besteht der Prozess aus drei Ebenen. Der technischen, der administrativen und der direkt sichtbaren, die eine aktive Nutzerinteraktion erfordert. Letztere wird ziemlich klar im About unter Wie bediene ich Refill the Shelf beschrieben:
- Im nächsten Schritt gibst du nun deine Handynummer ein (die ich übrigens nicht speichere, siehe Datenschutz) und bestätigst die erhaltene SMS mit JA. ⚠️Bitte schliesse die Seite nicht, nur so kannst du im Anschluss selbstständig deinen refill speichern.
- Kehre nun zu Refill the Shelf zurück und wähl »Abschließen«. Sobald deine SMS-Spende erfolgreich überprüft wurde, solltest du eine Bestätigung und deinen Eintrag im Regal sehen.
Wie das technisch funktioniert, erklärt Sonnentrücker selbst: »Nach der Eingabe der Telefonnummer wird diese zusammen mit dem Spendenbetrag an den Fundraising Anbieter Raisenow übertragen. Dieser löst eine SMS aus welche der Nutzer wiederum mit JA bestätigt muss.«
Danach stellt Raisenow beim Telefonanbieter sicher, dass Kurznummern bei dieser Rufnummer verfügbar sind. Ist dies der Fall, wird eine Bestätigungs-SMS versendet und der Nutzer dazu aufgefordert, zu »Refill the Shelf« zurückzukehren. Durch den Klick auf »Abschließen« checkt »Refill the Shelf« dann in der passenden Raisenow-Datenbank, ob die Spende tatsächlich bestätigt wurde und reagiert entsprechend.
Administrativ wird dann vom Telefonanbieter der Spendenbetrag auf der Handyrechnung aufgeführt. Bei der Bezahlung wird dieser Betrag wiederum an Raisenow überwiesen, die das Geld an den finalen Empfänger, Caritas Schweiz, weiterleiten. »Es gibt nur eine kleine Einschränkung: Spenden über 99 CHF sind nicht via SMS möglich. Da sich die Durchschnitts-Beträge bei Refill the Shelf aber deutlich darunter befinden, ist das kein Problem«, so Sonnentrücker.
Neue Bezahlmethoden seit Ende April
Neben SMS ist es jetzt auch möglich mit TWINT, einer populären Schweizer Mobilepayment-App und Paypal zu bezahlen. Der eindeutige Vorteil von Paypal: es bedarf keiner Schweizer Mobilnummer oder eines Schweizer Bankkontos, um zu spenden. Auf Kreditkarten-Zahlungen verzichtet Sonnentrücker weiterhin bewusst, weil die Eingabe von Kontakt- und Kreditkartenangaben der Experience schadet.
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