Zunehmend werden in Web- und Mobile-Projekten Tools eingesetzt, mit denen man nicht nur Designs erzeugen, sondern über Schnittstellen dem Programmierer bereits Code zuspielen kann …
Diese Bildbearbeitungsprogramme heißen Affinity Photo 1.0, Sketch, Macaw oder Webflow und kommen immer häufiger zum Einsatz, um Interfaces zu konzipieren und zu gestalten. Natürlich ist Adobes Schlachtschiff in Sachen Bildbearbeitung nach wie vor das Maß der Dinge.
Aber den Ansprüchen zeitgemäßen Interaction Designs wird es nicht mehr gerecht. Dafür war es allerdings auch nie konzipiert, wurde aber aus Mangel an Alternativen über Jahre hinweg im Web- und Mobile-Design eingesetzt. Aber Websites sind heute keine starren Gebilde mehr, sondern Anwendungen mit dynamischen Inhalten, die den erweiterten gestalterischen Rahmen aktueller Technologien wie HTML5, CSS3 und JavaScript nutzen. Diese Designtools eint, dass sie ebendiese Technologien unterstützen. Wir stellen einige dieser Tools vor:
Als »Photoshop-Killer« (Abbildung oben) wird Affinity Photo 1.0 gefeiert. Ist es aber nicht wirklich. Tatsächlich erscheint mit der App des britischen Entwicklers Serif seit langer Zeit wieder ein Bildbearbeitungstool für den Mac, das es halbwegs mit dem Branchenführer aufnehmen kann.
Affinity Photo ist für professionelle Produktionen einsetzbar. Die wichtigsten Werkzeuge für Retusche und Composing stehen zur Verfügung. Gerade bei der Ebenenverwaltung weist das Tool bis hin zu den Icons eine frappierende Nähe zu Photoshop auf.
Derzeit dürfte es jedoch für professionelle Anwender vor allem an der fehlenden Kompatibilität zu den Adobe-Tools scheitern … Mit knapp 50 Euro ist Affinity Photo aber erheblich günstiger.
Sketch eignet sich insbesondere als Gestaltungstool fürs UI Design: Da es vektorbasiert ist, lassen sich alle Objekte und Attribute leicht anpassen und skalieren. Für viele Exportfunktionen braucht es in Sketch lediglich einen Klick. So verdoppelt beispielsweise die »@2x«-Option die Auflösung von Grafiken für Retina-Displays, für das iPhone 6 gibt es den »@3x«-Export. Genauso einfach kann man für seine Designs CSS-Code generieren, was den Workflow zwischen Designer und Developer unterstützt, während die Slice-Funktion vor allem dem Gestalter unliebsame Arbeit abnimmt.
Auf der Arbeitsfläche lassen sich in einem Dokument beliebig viele Screens anlegen, etwa um verschiedene Varianten zu evaluieren. Auch Grids und Hilfslinien kann man einblenden. Besonders praktisch: Als »Symbols« gruppierte Layer wie zum Beispiel Buttons synchronisiert Sketch automatisch im ganzen Dokument. Die »Mirror«-Funktion erlaubt es, Designs direkt auf iOS-Geräte zu spiegeln und live zu überprüfen, wie Anpassungen auf dem Zielgerät ausschauen. Zahlreiche Plug-ins und eine rege Community, in der sich auch die Sketch-Entwickler einbringen, machen Sketch zu einem versatilen, leicht adaptierbaren Tool.
Webflow
WYSIWYG im Browser Hersteller Webflow Inc. URLhttps://webflow.com Preis etwa 14 bis 70 Dollar im Monat Plattform browserbasiert
Die Web-App setzt auf einen WYSIWYG-Editor, mit dem sich eine responsive Webseite per Drag-and-drop frei erstellen lässt. Daneben gibt es aber auch bereits vordefinierte Layouts. Webflow basiert auf dem CSS-Frontend-Framework Bootstrap, dessen responsives Gridsystem auch viele WordPress-Templates verwenden. Ein Hosting-Service rundet Webflow schließlich zu einem Komplettangebot inklusive Back-up und Versionierung ab. Es ist möglich, den Code zu exportieren, um ihn extern weiterzubearbeiten und für eine eigens gehostete Seite zu verwenden.
Ähnlich wie in WordPress erstellt der Anwender eine Seitenstruktur mit Sections, die er mit Containern befüllt, in denen er wiederum seine Inhalte platziert: Texte, Bild-, Audio- und Videodateien, Links, Formulare et cetera. Auch anpassbare Widgets (Social-Media-Icons, Slider et cetera) stehen zur Verfügung. Webflow unterstützt viele Bildformate (GIF, JPEG, PNG, SVG), auch in Retina-Auflösung, sowie die Fontbibliotheken Google Fonts und Typekit. Designer mit Programmierkenntnissen können eigene CSS-Klassen oder Plug-ins ergänzen. Ein responsiver Vorschaumodus zeigt, wie ein Projekt auf drei fixen Devicegrößen aussieht, die man mittels eigener Code-Ergänzungen auch anpassen kann.
Antetype
Prototypen fürs UI Design Hersteller Ergosign Technologies URLwww.antetype.com Preis etwa 170 Euro Plattform Mac OS X
Mit Antetype entwirft man User Interfaces für mobile und Desktop-Anwendungen. Die Prototypen kann man per URL teilen, Assets pixel- oder vektorbasiert exportieren (auch in Retina-Auflösung), CSS-Code allerdings nur für einzelne Elemente generieren. Das Interface präsentiert sich übersichtlich und leicht verständlich: Neben der großen Arbeitsfläche in der Mitte befindet sich am linken Rand ein Baukasten für die gängigen Seitenelemente. Vorkonfigurierte Buttons, Checkboxen et cetera lassen sich als Widgets schnell per Drag-and-drop platzieren, man kann aber auch eigene Custom Widgets erstellen. Der Style Inspector erlaubt es außerdem, einmal konfigurierte Stile projektübergreifend anzuwenden. Mit der Version 1.6.2 stellt Antetype sämtliche Designs in seiner Vorschau auch responsiv dar. Breakpoints lassen sich dabei variabel definieren, die Seitenelemente ordnen sich automatisch neu an.
Sparkle
Website per Baukasten Hersteller River SRL URLhttp://sparkle.cx Preis rund 80 Dollar Plattform Mac OS X
Sparkle ist ein vektorbasierter Baukasten für Webseiten, der sowohl Templates anbietet, als auch die freie Seitengestaltung ermöglicht. Der Anwender befüllt die mit einem Raster strukturierte Arbeitsfläche mit Text, Fotos, Audio- und Videodateien. Die Bearbeitung von Textelementen gestaltet sich leider etwas umständlich, Bild- und Videofunktion erfüllen zumindest Minimalanforderungen, auch Retina-Displays werden unterstützt. Neben Links zu YouTube- oder Vimeo-Videos lassen sich auch andere URLs einfügen.
Im Vergleich zu den anderen hier vorgestellten Tools bietet Sparkle jedoch deutlich weniger Konfigurationsmöglichkeiten und hält vor allem einfache Einstellungen wie Rahmen, Schatten und Deckkraft bereit, dagegen fehlen Margin- oder Padding-Funktionen. Daher eignet es sich eher für kleine Projekte. Um responsives Verhalten anzulegen, gibt es zwar die Möglichkeit, verschiedene Breakpoints für eine Seite zu erstellen, allerdings werden die Elemente lediglich verkleinert und nicht neu angeordnet, sodass dabei Handarbeit gefordert ist. Eine Vorschau im Browser hilft bei der Kontrolle. Sparkle übersetzt den Inhalt des Webseitenentwurfs automatisch in HTML- oder CSS-Code, auch eigener Code lässt sich ergänzen.
Macaw
Konziser Code per Klick Hersteller Macaw LLC URLhttp://macaw.co Preis circa 180 Dollar Plattform Windows, Mac OS X
Auch Macaw bietet einen WYSIWYG-Editor, mit dem sich responsive Webseiten per Drag-and-drop bauen lassen. Der dabei entstehende Code in HTML, CSS und JavaScript lässt sich nicht nur zur Weiterverwendung exportieren, sondern ist im Vergleich zu ähnlichen Tools auch besonders konzise geschrieben. Macaw punktet speziell mit seiner Flexibilität im Responsive Design: So lassen sich die Breakpoints der Layouts frei definieren.
Die Benutzeroberfläche erinnert an klassische Layout- oder Bildbearbeitungstools. Designs erstellt man in einem frei konfigurierbaren Gridsystem. Bilder lassen sich zurechtschneiden und für Webseiten optimieren, auch für Retina-Auflösung. Darüber hinaus erlaubt das Tool die Implementierung von Web-Fonts (Google Fonts und Typekit), auch Blindtext kann man relativ komfortabel in definierbaren Längen anlegen. Mit Macaw erstellte Formulare haben allerdings nur Designcharakter, keine Funktionalität. Wie andere Photoshop-Herausforderer erspart auch das Tool dem Gestalter Arbeit durch Wiederverwertbarkeit einmal definierter Designs: Stylesheets lassen sich als »Global Styles« definieren und jederzeit erneut nutzen. Seine Projekte kann man im integrierten Macaw-Browser oder einem Browser seiner Wahl publizieren.
Squarespace
Schnelle Sites mit Templates Hersteller Squarespace URLwww.squarespace.com Preis etwa 8 bis 24 Dollar im Monat Plattform alle, da browserbasiert
Squarespace ist ein Baukastensystem auf Grundlage von Templates, mit dem man schnell und einfach eine eigene Webseite erstellen kann. Der Anwender startet mit einer von 25 Designvorlagen, deren Elemente, Layout und Inhalt (Fonts, Farben, Hintergrundbilder, Spacing, Padding et cetera) sich nachträglich verändern lassen. Zudem bietet Squarespace die Möglichkeit, die Seiten auf dem Squarespace-Server zu hosten.
Kenntnisse in HTML und CSS sind für Squarespace nicht zwingend nötig, das Business- oder Professional-Paket bietet aber die Option, das Design ebenfalls auf Code-Ebene (HTML, PHP, CSS) – wenn auch in begrenztem Umfang – zu bearbeiten. Außerdem gibt es einen Baukasten für Splash-Pages und eine »Device View«-Funktion, die die Darstellung auf unterschiedlichen Geräten im Browser anzeigt. Seit Version 7 ermöglicht das Tool über einen Splitscreen Änderungen an der Website direkt in einer Live-Vorschau zu begutachten.
Affinity Photo gibt es ebenfalls für Windows. Auch das dürfte für Kunden interessant sein.
Flow schreibt
Zu Affinity Photo:
Ist es doch. Eine Kompatibilität zu PhotoShop ist nicht zwingend notwendig. Durch den geringen Preis kann ich es jedem meiner Kunden schenken. Schaut euch doch mal bitte ein paar Demos davon an. Da kann sich Adobe aber warm anziehen.
Billy K. schreibt
Jetzt fehlt mir zur Vollständigkeit eigentlich noch ein Bericht zu Adobes XD (welches zur Zeit noch als Beta und ausschließlich für Mac OS angeboten wird). Es scheint mir sehr ähnlich zu Sketch zu sein und entwickelt sich mit jedem Update bedeutend weiter. Ich arbeite sehr gerne mit der Anwendung, obwohl auch hier noch einiges fehlt, zum Beispiel die Einbindung der CC Bibliotheken.
Affinity Photo gibt es ebenfalls für Windows. Auch das dürfte für Kunden interessant sein.
Zu Affinity Photo:
Ist es doch. Eine Kompatibilität zu PhotoShop ist nicht zwingend notwendig. Durch den geringen Preis kann ich es jedem meiner Kunden schenken. Schaut euch doch mal bitte ein paar Demos davon an. Da kann sich Adobe aber warm anziehen.
Jetzt fehlt mir zur Vollständigkeit eigentlich noch ein Bericht zu Adobes XD (welches zur Zeit noch als Beta und ausschließlich für Mac OS angeboten wird). Es scheint mir sehr ähnlich zu Sketch zu sein und entwickelt sich mit jedem Update bedeutend weiter. Ich arbeite sehr gerne mit der Anwendung, obwohl auch hier noch einiges fehlt, zum Beispiel die Einbindung der CC Bibliotheken.