So gewagt wie historisch: Theater-Identity im Supermarkt-Stil
Das Berliner Ensemble ist untrennbar mit Bertolt Brecht verbunden. Deshalb gestaltete das Berliner Designstudio Double Standards ein Erscheinungsbild, das sich auf den großen Dramatiker bezieht – und gleichzeitig das Neue beschwört.
1949 gründete Bertolt Brecht gemeinsam mit seiner Frau Helene Weigel das Berliner Ensemble – und machte zu einer der wichtigsten Bühnen Deutschlands. Mutter Courage wurde dort uraufgeführt, Peter Zadek und Heiner Müller gehörten zu den späteren Intendanten und bis 2017 äußerst lautstark Claus Peymann.
Mit dem neuen Intendanten Oliver Reese bekam das Berliner Ensemble jetzt auch ein neues Erscheinungsbild.
Dazu engagierte das Theater den Berliner Grafikdesigner Chris Rehberger und sein Büro Double Standards, das einen engen Bezug zu Kunst und Kultur hat. Es versah das Kunst Gewerbe Museum Berlin mit einer leuchtend roten und sehr präsenten Identity, verwandelte den Katalog für die Biennale in Venedig 2015 in ein ganz besonderes Buch, arbeitete für Schauspieler, aber auch für adidas und zuvor auch für das Schauspiel Frankfurt, an dem Oliver Reese Intendant war.
In der neuen Identity für das Berliner Ensemble bezieht Double Standards sich auf dessen Gründer Brecht, der soziale Belange und das Leben einfacher Leute auf die Bühne brachte und mit seinem Epischen Theater neben dem Gefühl vor allem das Nachdenken anregen wollte.
Deshalb griff das Designstudio auf eine Alltagsästhetik mit großer, fetter Schrift und in Gelb, Schwarz und Weiß zurück, die an Supermarkt-Broschüren erinnern soll und an die Schlagzeilen von Tageszeitungen – und gleichzeitig signalisieren, dass an dem Theater etwas Neues passiert.
Dafür steht auch die Schrift Bureau Grotesk 37 in der das typografische Erscheinungsbild gehalten ist und eine moderne Abwandlung der klassischen Grotesque der Foundry Stephenson Blake aus dem 19. Jahrhundert.
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