Schatzsuche II
Durch Recherche verschaffen sich Kreative nicht nur das nötige Wissen über Zielgruppe, Themenfelder und Branchen, sondern auch neue Gedanken und Ideen. In PAGE 01.2013 haben wir unter anderem rethink nach seinen Strategien, Tools & Tricks befragt.
Durch Recherche verschaffen sich Kreative nicht nur das nötige Wissen über Zielgruppe, Themenfelder und Branchen, sondern auch neue Gedanken und Ideen. In PAGE 01.2013 haben wir unter anderem rethink nach seinen Strategien, Tools & Tricks befragt.
rethink – Digitale Jubiläumsausstellung
Journalistische Skepsis und visuelles Denken bringen die Marken- und Unternehmenskommunikation auf den Punkt
Zum 100-jährigen Geburtstag Axel Springers entwickelte die Berliner Agentur rethink eine digitale Ausstellung rund um Leben und Arbeit des Verlagsgründers (http://meilensteine.axelspringer.de). Entstanden ist eine kurzweilige Online-Biografie mit vielen Zeitdokumenten. Sie fängt mit aussagekräftigen Bildern gesellschaftliche Stimmungen ein, eröffnen mit persönlichen Statements von Zeitgenossen zum Teil weniger bekannte Perspektiven auf die Persönlichkeit Springers und spart auch die kritikwürdigen Seiten, Machtdenken und Meinungsmache des streitbaren Verlegers nicht komplett aus. Die Kreativen gliederten die Site mit einem Zeitstrahl von Springers Geburt bis zur Wende in drei Handlungsstränge: seine Funktion als Verleger, Unternehmer und Freiheitskämpfer.
Für die Agenturgründer Albers und O’Connor zählt das Strukturieren von Inhalten zu den interessantesten Herausforderungen ihrer Arbeit: »Zum einen muss man sich dazu in den Leser hineinversetzen. Zum anderen braucht es auch das Selbstbewusstsein, eigene Themen zu setzen und den Mut zur Subjektivität.« Sie stellten zunächst die Frage: Warum endet der Zeitstrahl mit dem Tod des Verlegers? Reichte seine Wirkung nicht weiter? Die Ausstellung endet nun mit dem Fall der Mauer – obwohl Springer dieses Ereignis, auf das er lange hingearbeitet hatte, nicht mehr erlebte. Der Verlag forderte von rethink kritisches Hinterfragen dabei explizit ein. »Journalisten sind es gewohnt, die schmerzhaften Fragen zu Beginn zu stellen«, so O’Connor. »Um weiterzukommen, müssen auch Kreative Schwierigkeiten und Reibungsflächen in Unternehmen ansprechen.« Wie die Antworten nach außen kommuniziert werden, ist dann eine andere Sache.
Die historischen Fotos für die Website über Springer recherchierten zwei rethink-Redakteure aus der Bildermasse des Unternehmensarchivs der Axel Springer AG, dem Ullstein-Bilderdienst, und den Achiven von »Welt«, »Hörzu« und »Bild«. »Dass das Verlagsarchiv nicht chronologisch, sondern rund um die Person Axel Springer sortiert ist, verkomplizierte die Recherche«, berichtet O’Connor. Weil rethink Wert auf die Stimmigkeit von Text- und Bildinformation legt, arbeitete das Team für eine sorgfältige visuelle Recherche eng mit Bildredakteuren zusammen – eine Arbeit, die, anders als eigene Bildproduktionen, in vielen Agenturen erstaunlicherweise nebenbei erledigt wird. Dabei selektieren sie das, was der Leser als Erstes und am emotionalsten wahrnimmt: die Bildebene. Generell nutzt rethink im Corporate Publishing beispielsweise möglichst Reportagefotos, die das reale Leben besser widerspiegeln als Stockfotowelten. Visuelles Denken wird wichtiger, sagt Markus Albers, der selbst vom Text herkommt. »Im kreativen Prozess sind es oft Gestalter und weniger die Journalisten oder Strategen, die den Kern einer Botschaft finden.«
Recherche-Strategien von Markus Albers und Brian O’Connor
Euer Tipp für den Recherchebeginn?
Wirf das Netz erst weit aus, entwickle dann eine klare Idee, fokussiere dich anschließend auf deine Thesen. Dabei hilft es, zunächst ein knappes Exposé zu formulieren, um Klarheit über den thematischen Fokus zu schaffen.
Der häufigste Recherchefehler und wie lässt er sich vermeiden?
Allein dem von Marketing, Pressestelle oder Unternehmenswebsite vorge-
gebenen Faden zu folgen. Wichtig ist, darauf zu bestehen, auch mit Verantwortlichen in der Führungsebene und in der Produktion zu sprechen – diese Personen als Herz einer Marke zeigen, worum es wirklich geht.
Online oder offline?
20 bis 30 Prozent recherchieren wir online. Damit beginnen wir, um uns einen Überblick zu verschaffen. Dann gilt es, sich offline ein eigenständiges Bild von den Recherchethemen zu machen, Experten anzurufen, verschiedene Meinungen einzuholen, selbst Objekte zu fotografieren. Ausstellungen und Literatur öffnen den Blick und lassen auch zufällige Erkenntnisse zu.
Weitere Strategien, Tools und Tricks von Werbern, Gestaltern, Journalisten und Trendforschern lesen Sie in PAGE 01.2013
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