Recyclingpapier oder Frischfasersorten: Was ist nachhaltiger?

Eigentlich war alles sonnenklar: Wer der Umwelt etwas Gutes tun möchte, verwendet Recyclingpapiere, vor­zugsweise solche, die mit dem Blauen Engel zertifiziert sind. Dann aber veröffentlichte die im Verlag Springer Nature erscheinende Onlinezeitschrift »Nature Sustain­ability« unter der Überschrift »Limited climate benefits of global recycling of pulp and paper« die Ergebnis­se einer neuen Studie. Diese stellte die Umweltvorteile des Papier­recyclings infrage. Holmen Iggesund, schwe­di­scher Her­steller von Frischfaserkarton, nutzte die Stu­die für eine Pressemitteilung, die die geringere Klimabe­lastung bei der Produktion von Karton aus Primärfasern betonte. Ein Sturm brach los. In den Medien ging man so weit, zu behaupten, Holmen Iggesund habe die Studie bezahlt. An diesen Vorwürfen war allerdings nichts dran, die Schweden hatten die Studie lediglich für ihr Marketing genutzt. Übrig blieb die Frage, wie die Forscher der Yale University und des University College Lon­don zu ihren Schlussfolgerungen gekommen waren.

Was sagt die Studie wirklich aus?

Den Studienautor:innen war es vor allem um den en­er­ge­tischen Vergleich zwischen Papierrecycling und Frischfaserproduktion gegangen. Da beim Recycling normalerweise ein Mix aus fossilen und erneuerbaren Energien zum Einsatz kommt, kann der CO₂-Austoß dort tatsäch­lich höher sein als bei der Herstellung von Papieren aus Zellstoff. Denn hier kann man die energiereichen Lig­ni­ne, die beim Kochen des Holzmaterials ausgewaschen werden, zur Energieerzeugung nutzen, sodass eine annähernd klimaneutrale Produktion möglich ist. Doch auch beim Recycling sähen die Ergebnisse gleich ganz anders aus, würde sich der Energiemix hin zu mehr erneuerbaren Energien ändern.