Ob Kosmetik, Games oder Bierdosen: Warum Genderless Design – ganz pragmatisch betrachtet! – für alle attraktiv, befreiend und der Trend der Stunde ist
Der Name ist Programm: Die Kosmetikmarke Superfluid aus Mailand spricht Menschen an, denen Individualität wichtiger ist als die Geschlechterordnung. (Fotos: Superfluid; Illustrationen: Isabella Bersellini und Bianca Buoncristiani)
Um Verwechslungen gleich mal vorzubeugen: »Genderless« bedeutet nicht transgender. Auch wenn in der LGBT-Community das Interesse für Unisex-Produkte besonders groß ist, macht es auch für alle anderen Sinn, über geschlechtsneutrales Design nachzudenken. Und sei es nur aus marketingtechnischen Gründen.
Denn viele Millennials und Angehörige der Generation Z haben keine Lust mehr, sich in Rollenklischees einkasteln zu lassen. Die jetzt erst 18-jährige Billie Eilish wurde nicht nur wegen großartiger Songs, sondern auch wegen ihrer Looks zum Idol: Sie tritt mit form- und geschlechtslosen Outfits auf und schützt sich so konsequent vor der Stilisierung zum Sexsymbol, die weibliche Popstars sonst fast zwangsläufig ereilt. Kein Wunder, dass das Luxusmodelabel MCM sie zur Protagonistin seiner Unisex-Kollektion machte: In der von der New Yorker Agentur Lloyd&Co. entwickelten und von der Fotografin Lea Colombo geshooteten Kampagne tragen sie und Rapper Childish Major dieselben Klamotten und Accessoires.
Billie Eilish ist die Ikone des Unisex-Looks und war das Gesicht der letzten Winterkollektion von MCM – zusammen mit Rapper Childish Major
Man muss nicht so radikal sein, wie die junge (und erklärtermaßen nicht homosexuelle) Eilish es bisher ist. Auch Megastar Rihanna, getrost als Sexsymbol zu bezeichnen, macht sich für Genderless stark. Gerade erweiterte sie ihre erfolgreiche Marke Fenty Beauty mit der genderneutralen Pflegeproduktreihe Fenty Skin.
Auf Twitter gefragt, ob auch Kosmetik für Männer geplant sei, antwortete sie: »Whoever told you skincare has a gender, LIED to you!«
Hautpflege hat kein Geschlecht
Die Sängerin teilt diese Ansicht mit der American Academy of Dermatology, die rät, die Wahl von Pflegeprodukten weniger vom Geschlecht als vielmehr von Hauttyp und konkreten Problemen von Akne bis Alterung abhängig zu machen. Ebendiesen Ansatz verfolgen die sogenannten Cosmeceuticals, eine Wortschöpfung aus »cosmetics« und »pharmaceuticals«. Die gehypten und angeblich hochwissenschaftlichen Mixturen kommen gern in teuren Ampullen daher, aber ihr Laborlook hat längst auf das Branding erschwinglicherer Marken abgefärbt.
Entscheidend bei Kosmetik für Männer UND Frauen sind nur die Inhaltsstoffe, wie die Website von Le Labo deutlich macht
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