Highlights vom Creativ Club Austria – von rabiater Wutbürger-Suche bis zu zarten Porzellan-Memes.
Die besten Arbeiten österreichischer Kreativer wurden letzten Woche wieder beim wichtigsten Kreativwettbewerb des Landes gekürt (hier sind alle Gewinner zu sehen).
Das zweifelsohne spektakulärste Projekt: die Livemarketing-Kampagne»Wutbürger gesucht«von Demner, Merlicek & Bergmann / DMB. Dafür wurde eigens ein gläserner »Wutraum« eingerichtet, in dem sich jeder beim Zertrümmern von Porzellan, IT- und Elektrogeräten fünf Minuten lang mal richtig austoben konnte – vor den Augen der Passanten.
Die Glasbox stand im Haupthof des Wiener Museumsquartiers und läutete die Eröffnung der Spielzeit im Volkstheater ein. Diese begann mit dem Stück »Die Merowinger oder Die totale Familie«, dessen Hauptfigur Freiherr Childerich III. von Bartenbuch zu exzessiven Wutausbrüchen neigt … Als Boxsäcke verkleidete Menschen liefen durch die Stadt und warben für die Aktion. Alles zusammen sorgte für jede Menge Aufmerksamkeit und brachte verdientes Gold beim Creativ Club Austria.
Social-Media-Kampagne mit zartem Humor
In amüsantem Kontrast zum brachialen »Wutbürger«-Projekt steht eine ebenfalls mit Gold ausgezeichnete Idee von Jung von Matt/Donau. Kunde war die wunderbare Porzellanmanufaktur Augarten, die mitten im gleichnamigen Wiener Barockpark liegt und auf eine 300jährige Geschichte zurückschaut (bei interessanten Führungen kann man sich anschauen, wie dort gearbeitet wird).
Jung von Matt/Donau entwickelte nicht nur eine neue Corporate Identity für die Manufaktur, sondern stellte auch ihre typischen zierlichen Porzellanfigürchen in den Mittelpunkt einer witzigen Meme-Kampagne.
Auf diese Weise in die Gegenwart geholt, betrachte man die Figuren gleich mit ganz anderen Augen …
Wettbewerbsgewinner der Kategorie Design
Gleich zwei Mal Gold ging an die Linzer Designagentur OrtnerSchinko. Zum einen für den neuen visuellen Auftritt des ungewöhnlichen 2-Sterne-Restaurants Mraz & Sohn in Brigittenau, einem Brennpunktbezirk in Wien. Die Gestalter verfremdeten hippes minimalistisches Design mit witzigen Akzenten, so navigiert man etwa mit einer Gurke als Cursor über die Website.
Die zweite mit Gold preisgekrönte Arbeit von OrtnerSchinko ist die visuelle Gestaltung eine Veranstaltung im Architekturforum Oberösterreich mit Vitra-Trendscout Raphael Gielgen. Um Gedanken über die Gestaltung der Arbeitswelten von morgen anzuregen, platzierten die Gestalter dreidimensionale Möbel-»Platzhalter« im öffentlichen Raum.
Der Creativ Club Austria vergoldete ebenfalls das Erscheinungsbild des (natürlich) Salzburger Hotels The Mozart von Bruch—Idee&Form. Bronze kassierte die Grazer Agentur für ihr Design des Buchs über den Künstler Peter Raneburger, das gerade wenige Tage zuvor auch als eines der schönsten Bücher Österreichs ausgezeichnet wurde.
Natürlich war auch Studio Es unter den wichtigsten CCA-Preisträgern. In dem vom Wiener Designbüro gestalteten Buch »Swiss Psychotropic Gold« zu einer Ausstellung des Züricher Künstlerduos knowbotiq im Haus der der elektronischen Künste Basel ging es um echtes Gold – allerdings um einen kritischen Blick auf schmutzige Seiten der Gewinnung und Vermarktung des Edelmetalls.
In der Anfang September erschienenen PAGE 10.2020 findet sich ein Interview mit der Studio-Es-Designerin Verena Panholzer über dieses spannende Projekt.
Außerdem gewann das Büro, das Panholzer zusammen mit Paul Katterln betreibt, Gold fürs Erscheinungsbild von Helmuts Art Club. Der visuelle Auftritt beruht auf einem immer kleiner werdenden Raster – egal ob auf Plakate oder Website. Letztere mit ihren Effekten für die verschiedenen Ausstellungen unbedingt mal anschauen.