Bilder, Schriften, Software – Mieten, Kaufen, Abonnieren?
PAGE 01.2017: Ab sofort im Handel!
Editorial: Drum prüfe …
In Dänemark soll es einen Fitnessclub geben, der eine Mitgliedschaft anbietet, die so lange nichts kostet, wie man mindestens einmal in der Woche zum Training kommt. Fehlt man einmal, wird die volle Monatsgebühr fällig. Ein genialer Kniff des Anbieters: Wenn man wöchentlich erscheint, fühlt man sich gut und findet das Angebot klasse. Doch irgendwann wird es einem schlicht an Zeit mangeln, und man setzt eine Woche aus. Man zahlt, sieht die Schuld aber bei sich selbst. Anders als bei der üblichen Regelung, wo man für die Nutzung eines Sportstudios zahlt und nicht hingeht, möchte man hier nicht die Mitgliedschaft kündigen, sondern alles dafür tun, um wieder regelmäßig dabei zu sein.
Nun handhaben das die einschlägigen Softwarehäuser ja bekanntermaßen anders. Wenn man ein Programm auch nur einmal nutzen möchte, wurde früher gleich der volle Preis fällig. Heute, egal ob man es weiterverwendet oder nicht, eine Abogebühr. Und auch Fonts und Bilder gibt es zunehmend im Abo. Denn auch hier haben sich nach anfänglicher Skepsis die Vorteile dieser cloudbasierten Angebotsformen herumgesprochen: Man spart Zeit und Ärger bei Installation und Update, profitiert vom Crossplattform-Einsatz auf mehreren Geräten, gewinnt an Flexibilität in der Projektarbeit und kann nach einem Präsentationsmarathon dank nahtloser Foto-Library-Integration die in Layoutbildern vorgenommenen Bearbeitungen einfach übernehmen.
Und dennoch fühlen wir uns abgezockt. Denn auch wenn es nur recht und billig ist, dass gerade wir unseren Kollegen, den App-Developern etwa, einen monatlichen Obolus entrichten für Bugfixing und aufwendige Anpassungen an neue Betriebssysteme, und auch wenn ein jederzeit kündbares Abo zu konsequenter Weiterentwicklung und Qualitätssicherung anhält, gehören wird uns das Tool nie. Da heißen wir doch neue Distributionsansätze willkommen, bei denen wir zum Beispiel einzelne Assets erst einmal eine Stunde lang ausprobieren, dann monatsweise mieten, mit unseren Coworkern teilen können und zu guter Letzt die reguläre Lizenz für immer erwerben. Selbst wenn wir dabei draufzahlen.
Die verschiedenen Abosysteme bergen Vor- und Nachteile. Für User: Gestalter, Agenturen, Auftraggeber. Und für Urheber: Entwickler, Bildschöpfer, Typedesigner. Machen wir uns also fit in puncto Vertriebsmodelle und Provider, bevor wir uns auch nur einen Tag binden.
Gabriele Günder,
Chefredakteurin/Publisher
Schlagwörter:
Fonts,
Software
Das könnte dich auch interessieren