Wie sich junge Designstudierende in Märchen ihren Ängsten stellen
Ängste, die um die Zukunft kreisen und darum, den eigenen kreativen Weg zu finden, kennen wohl alle Designstudierenden. Sechs von ihnen haben sie beleuchtet und in ein spannendes Märchenbuch verwandelt.
»Was tatsächlich Orientierung gibt, steht nicht im Vorlesungsverzeichnis«, sagt Uta Jugert, Dozentin für Visuelle Kommunikation und Kreatives Schreiben.
Doch wie geht man mit seinen Selbstzweifeln und Zukunftsängsten um? Und damit, wenn die »Sehnsucht nach experimenteller Unbekümmertheit auf eine Realität mit einem War of Talents, Kundenbriefings und Credit Points trifft«?
In einem Orientierungsprojekt an der Hochschule Macromedia in Berlin haben sich sieben Studierende aus dem 4. Semester Kommunikationsdesign ihren Ängsten gestellt – und entstanden ist dabei das erstaunliche Anti-Märchen-Buch »Sieben M-nus Eins«.
»Vom Äußeren zum Inneren Design« nennt Uta Jugert den Prozess Kreatives Schreiben und Gestaltung zu verbinden, dabei biografisch und lebenswissenschaftlich zu arbeiten und so seine eigene Designerpersönlichkeit zu entwickeln.
Selbstreflexion, die in Kreativität mündet
In diesem Fall begann der Prozess mit der Reflexion der eigenen Arbeit und Persönlichkeit, bezog die Erfahrungen anderer Kommiliton:innen mit ein und endete mit einem Gemeinschaftsprojekt, in dem die eigenen Geschichten samt ihrer Gestaltung zusammengeführt wurden.
Sieben Designstudierende von denen schließlich einer absprang und so der Titel »Sieben M-nus Eins« zustande kam, haben darin ihre eigenen Problemfelder erforscht.
Aus dieser Beschäftigung entstanden sechs persönliche Geschichten, die sie jeweils selbst geschrieben und gestaltet haben und in ein Märchenbuch verwandelt, das auf ihren eigenen Wunsch nicht klassisch moralisch, sondern vielmehr dystopisch ist.
Von Zauberstiefeln und Selbstzweifeln
In »Die Tochter des Schusters« erzählt Jolene Klug von Zauberstiefeln, die einem zwar den Weg weisen, aber gleichzeitig furchtbar drücken und begleitet ihre Geschichte mit Illustrationen, die tief in den Wald führen. Daniela Gremm hingegen schildert, wie ein Maler für sein Können verspottet wird und findet für dessen Erstarren so passende Bilder wie am Boden festgeklebte Sneaker.
»Der Bildhauer« von Felix Kunath zieht sich immer tiefer in seine Höhle zurück während Lavinia Wertherns junge Schneidern bei ihrem ersten großen Auftrag die Zeit davonrennt und Sarah Zanges Hutmacherin sich vor lauter Fleiß und Anstrengung selbst verliert.
»Die Designstudierenden« von Amelie Schilling schließlich, lose angelehnt an Schneewittchen, beschreibt, wie Design Thinking sich in stickigen Nebel verwandelt, der bei immer neuen, doch immer gleichen Projekten, die Orientierung ebenso eintrübt wie die eigene Identität.
Haben die Studierenden ihren Geschichten jeweils eigene Illustrationen, Zeichnungen, Malereien oder Mixed Media zur Seite gestellt, sind das schöne und detailreiche Layout und Cover ein Gemeinschaftsprojekt, das Amelie Schilling mit ihren Kommiliton:innen entwickelte.
Und auch wenn die Anti-Märchen ein Happy End verweigern, gibt es auf eine Art natürlich dennoch eins.
Schließlich musste sich niemand alleine seinen Ängsten und Zweifeln stellen. Gemeinsam sind die Designstudierenden durch sie durchgegangen, haben sie in Geschichten, in Visuals und in ein gemeinsames Märchenbuch verwandelt. Und mit Glück haben sie sogar einige von ihnen überwunden.
»Sieben M-nus Eins« kann hier heruntergeladen werden.
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