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Wie Freelancer an Aufträge kommen: Digital Brand Designer Florian Satow

Warum entscheiden sich Designer fürs Freelancing? Wie kommen sie an Aufträge? Wir haben bei Florian Satow nachgefragt, freier Digital Brand Designer in Hamburg.

Florian Satow

Egal, in welcher Kreativdisziplin man als Freelancer unterwegs ist und wie viel Erfahrung man hat: Die Akquise von neuen Aufträgen ist und bleibt eine Herausforderung. In PAGE 4.2020 geben wir Tipps zu Positionierung und Akquise – sei es kalt, über Netzwerke oder mithilfe von Vermittlern. Die Ausgabe könnt ihr in unserem Online-Shop bestellen oder downloaden.

Für den Artikel sprachen wir mit vielen Freelancern, deren Antworten wir euch nicht vorenthalten wollen! Den Anfang unserer Interview-Reihe macht Florian Satow, freier Digital Brand Designer in Hamburg.

»Die Branche ist ein Dorf«

PAGE: Wie ist dein Werdegang? Warum hast du dich fürs Freelancen entschieden?

Florian Satow: Nachdem ich 2009 nach der Uni ins schöne Hamburg gezogen bin, habe ich ganz klassisch als Trainee in einer Agentur angefangen. Der Kontakt kam damals über einen meiner Dozenten und da ich nicht festgelegt auf ein Tätigkeitsfeld war, habe ich erstmal Dialogmarketing ausprobiert.

Nach ein paar Jahren wollte ich dann mal was anderes machen (Dialogmarketing auf Dauer ist dann doch nicht so meins) und bin zu einem Freund in eine Klassik-Agentur gewechselt. (Hamburg und die Werbe- /Design-Branche sind ja doch eher Dörfer und irgendwer kennt immer irgendwen, der gerade irgendwo arbeitet und Leute sucht).

Nach einer spannenden und vor allem arbeitsreichen Zeit, mit vielen tollen Kollegen, kam ein Freund (selber schon lange Freelancer) auf mich zu, und meinte, dass seine Freundin ein Designbüro gründen möchte, tolle Projekte machen und das Ganze mal anders als bisher, unter anderem mit humanen Arbeitszeiten. Das fand ich super, wir haben uns getroffen und schon ging’s los. Eine 4-Tage Woche gab’s leider nicht, aber 6 abgefahrene Jahre, ein großes Netzwerk und ein gutes Handwerkszeug fürs heutige Freelancen.

Dass ich jetzt Freelancer bin, hat sich eher zufällig ergeben. Ich hatte immer mal wieder daran gedacht, mich selbstständig zu machen – hab’s dann aber immer wieder verworfen. Mit Familie zu Hause und mitten im Job, der ja eigentlich Spaß macht, habe ich den Sprung nicht gewagt. Als das Büro im Oktober letzten Jahres plötzlich aufgelöst wurde, kam ein Wechsel in eine andere Agentur für mich nicht mehr in Frage. Unternehmensseite? Ja, vielleicht. Aber ich dachte mir: Wenn ich mich jetzt nicht selbstständig mache, dann mache ich’s nie. Tja – und so ist’s jetzt. Und das fühlt sich aktuell auch ganz gut an.

Was bietest du an und an welche Zielgruppen wendest du dich? Arbeitest du hauptsächlich für Agenturen oder für Unternehmen?

Was Agenturen oder Unternehmen angeht, bin ich überhaupt nicht festgelegt. In der kurzen Zeit, in der ich jetzt freelance, kam bisher beides zu ziemlich gleichen Teilen vor. Ich genieße aktuell aber auch den Luxus, dass ich weiterhin im alten Büro sitzen und partiell für Bestandskunden weiterarbeiten kann (jetzt als Bürogemeinschaft und Freelancer-Netzwerk). Zudem kamen bisher viele Aufträge über Freunde und/oder alte Kollegen.

Am Liebsten bin ich im Digitalen unterwegs. Also UI/UX-Projekte, Konzeption und Prototyping, ein wenig Motion-Design für Animationen & Co und ein bisschen was an Coding-Kenntnissen habe ich auch im Gepäck. Abseits dessen bediene ich aber klassische Design-Projekte, Illu-Jobs wie Icon-Entwicklung oder Infografiken. Kampagnenentwicklung oder Selfmailer & Co sind auch keine böhmischen Dörfer für mich.

Wie erlebst du die derzeitige Situation am Freelancer-Markt? Macht sich ein wirtschaftlicher Abschwung bemerkbar?

Momentan merke ich von einem wirtschaftlichen Abschwung zum Glück überhaupt nichts (klopf klopf). Besonders im digitalen Bereich gibt’s richtig was zu tun. Vielleicht sind das aber auch gerade die Auswirkungen von eventuellen Einstellungs-/Projekt-Stopps aus Rezessions-Angst-Gründen. Wenn ich aber die aktuellen Stellenausschreibungen im Netz durchscrolle, wird mein Finger wund. Bedarf an Unterstützung scheint also da zu sein.

Bist du bei irgendwelchen Online-Vermittlungsplattformen (wie bettertalk.to, 99designs, dasauge oder Freelancer.com)? Wenn ja: Welche und wie zufrieden bist du damit?

Ich hatte vor der Selbstständigkeit schon einen Account bei bettertalk. Den habe ich nach der Gründung gleich aktualisiert. Die Plattform von Mike und Nico ist super! Bisher kam darüber zwar noch kein Job rein, aber wenn ich mal Unterstützung brauche, dann schau ich da immer zuerst. Dort bin ich bisher immer fündig geworden. Die anderen Plattformen habe ich noch nicht getestet. Abseits dessen passiert aber auch viel in Freelancer-Gruppen auf Facebook. Da werden regelmäßig Freelancer-Anfragen gepostet und vermittelt.

Wie gehst du an die Auftragsakquise heran? Unterscheidet sich das Vorgehen je nachdem, ob es um eine Agentur oder ein Unternehmen geht?

Das kann ich, glaube ich, pauschal so gar nicht sagen. Im Grunde genommen sind die Anforderungen ja immer unterschiedlich und daher muss das Portfolio im Zweifelsfall immer angepasst werden. Ansonsten würde ich da aktuell keine großen Unterscheidungen machen.

Besuchst du regelmäßig Branchenevents, Meetups oder ähnliches? Bringt das deiner Meinung nach etwas für die Akquise?

Ich bin ab und an mal auf Meetups/Talks unterwegs und versuche, wenn zeitlich möglich und die Themen interessant klingen, zu Konferenzen/Events wie der NEXT. Da kommt man immer mal wieder ins Gespräch mit netten Leuten. Das erweitert das Netzwerk und führt dann eventuell mal zu einem neuen Auftrag. Soft-Akquise quasi.

Wo und wie bist du online vertreten (Portfolio-Site, Social Media, Blog)? Über welchen Kanal ergeben sich deiner Erfahrung nach die meisten Aufträge?

Momentan habe ich nur meine eigene Portfolio-Site. Die enthält aber leider noch kein Portfolio, sondern nur ein »Coming soon« und meine Kontaktdaten. Wenn ich mal die Zeit finde, wird die Seite endlich fertiggebaut. Der Klassiker also… Bis dahin schicke ich das Portfolio auf Anfrage und/oder zeige meine Arbeiten vor Ort. Neben der Website habe ich »nur noch« mein Xing- und LinkedIn-Profil. Aus Erfahrung von der »anderen Seite« würde ich aber schätzen, dass die Portfolio-Seite für neue Kontakte sowie die eigenen Kontakt-Netzwerke die wichtigsten Kanäle sind.

Machst du Kaltakquise?

Aktuell zum Glück noch nicht. 😉

Welche Tipps würdest du Newcomern im Design-Freelancing geben?

Netzwerken, Netzwerken, Netzwerken. Aus meiner kurzen Freelancer-Erfahrung, aber auch aus Erzählungen meines Bekanntenkreises, habe ich gemerkt, wie wichtig Kontakte und Empfehlungen sind. Die Branche ist ein Dorf und irgendwer kennt immer jemanden. Wenn du ein Projekt gut abgeschlossen hast, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich daraus, sei es direkt oder über Umwege, ein neuer Job generiert, gar nicht so gering. Da ist eine fehlende Visitenkarte oder Dummy-Website auch mal zu verschmerzen.

Käme es für dich in Frage, nochmal in Festanstellung zu arbeiten? Wenn ja: Unter welchen Voraussetzungen?

Ausschließen würde ich nichts. Man weiß nie, was die Zukunft bringt und wenn das Angebot spannend klingt, ein gesundes Maß an Selbstbestimmtheit mitbringt und es vor allem menschlich passt, dann kann man immer reden. Aber: Der Hund muss mit!

 

PDF-Download: PAGE 4.2020

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Nächste Woche gibt es das nächste Freelancer-Interview!

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