Weniger arbeiten – mehr verdienen?
Ja, das geht! Wie sich flexible Arbeitszeitmodelle in der Kreativbranche durchsetzen, lesen Sie in PAGE 03.2019
Editorial: Mehr oder weniger
Jean-Remy von Matt empfiehlt in der Sprechstunde von »ZEIT Campus« Nr. 5/2018, bei der Karriereplanung nach Gold und nicht nach Geld zu schielen, also dorthin zu gehen, wo man preisgekrönte Sachen machen kann (siehe unser Kreativ-Ranking in PAGE 03.2019). Überstunden? Warum nicht: ». . . so eine Nachtschicht kann auch erfüllende Aspekte haben. Wenn alles perfekt war, habe ich mich oft wie ein Held gefühlt.« Jeden, der geregelte Arbeitszeiten wünscht, schickt er zu Agenturen, die nicht unbedingt zu den Besten zählen wollen.
Ob er dabei an Digital Enabler dachte, wo man von einer 40- auf eine 25-Stunden-Woche umgestellt hat? Oder an young and hyperactive? Die Kölner Agentur hat auf 36 Wochenstunden reduziert und gibt den Freitag generell frei, in beiden Fällen ohne Kürzung der Urlaubstage und Bezüge. Weniger arbeiten, gleich viel verdienen, ja, das klappt – und zwar ohne dass die Leistung darunter leiden muss!
Doch gehen wir noch einen Schritt weiter: Weniger arbeiten, mehr verdienen – geht das? Klar. Wer sich bei Kräften hält, schafft mehr beziehungsweise hat den Kopf frei für die entscheidenden (besser bezahlten) Dinge. Außerdem gibt es ja auch immer mehr Algorithmen, die uns lästige Routinearbeiten abneh men und uns so den Freiraum für die wirklich wertgeschätzten Tätigkeiten geben: für die Entwicklung innovativer Konzepte und die hierfür unerlässlichen Qualifizierungsmaßnahmen.
Und dann gibt es natürlich noch diese Konstellation: gar nicht arbeiten, trotzdem viel verdienen. Das gelingt all jenen, die einer Arbeit nachgehen, die sie erst gar nicht als solche empfinden. Oder jenen hochbegehrten Freigeistern, die nicht auf ein gewünschtes Anforderungsprofil eingestellt werden, sondern weil sie etwas so gut können, dass man nicht auf sie verzichten möchte, ihnen alle Freiheiten gewährt und keine konstante Leistung erwartet, sondern ab und zu einen besonderen Impuls. Sie können arbeiten, wann und wo sie wollen. Und: was sie wollen.
Von wegen also »freizeitorientierte Schonhaltung«, wie Jean-Remy von Matt das Streben nach einer Work-Life-Balance pauschal abtat. So relativierte er seine Aussage auch mehr oder minder selbst: »Bei allem Ehrgeiz, auf Ballhöhe zu bleiben: Man merkt mir schon an, dass ich medial im vorigen Jahrhundert sozialisiert wurde.« Nun, dann werfen wir doch einfach mal einen genaueren Blick auf flexible Arbeitszeitmodelle für Kreative im Hier und Jetzt.
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Mit Kreativ-Ranking 2019
Auch dieses Jahr führt Jung von Matt unsere Toplist der 50 kreativsten Agenturen Deutschlands an. Den Spitzenreiter und neun weitere Kreativschmieden haben wir dazu eingeladen, ihre Sicht zum Thema »Polarisierung« zu visualisieren.
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