Christina Stohn wirft in ihrer Masterarbeit »Höllental und Himmelreich« einen kritischen Blick auf das Konzept (und ihre) Heimat und bricht mit traditionellen Darstellungsformen.
Die Masterarbeit von Christina Stohn besteht aus zwei Teilen: dem Bildband »Höllental und Himmelreich« mit Aufnahmen aus ihrer Heimat, dem Schwarzwald, sowie dem Theorieteil »Heimat(en)«. Abgelegt hat sie die Arbeit an der HFK Bremen im Masterstudio Kultur und Identität.
In »Höllental und Himmelreich« thematisiert sie folkloristische Besonderheiten des Schwarzwalds. »Obwohl der Schwarzwald mittlerweile Standort von vielen Hightech-Firmen ist, werden hier noch über Jahrhunderte überlieferte Bräuche gepflegt. In vielen Orten gibt es ein tief verwurzeltes, generationenübergreifendes Traditionsbewusstsein«, so Stohn über ihre Heimat.
Ihre Fotoarbeit ist eine Kombination aus Landschafts-, Architektur-, Interieur- und Porträtaufnahmen, wobei die einzelnen Figuren im Umfeld inszeniert sind. »Ich habe eine nüchterne, distanzierte Bildsprache gewählt, die durch neutrales Licht unterstützt wird, um mich von den üblichen in der Tourismusbranche und auf Ansichtskarten verbreiteten Klischees, die eine heile Welt von Brauchakteuren in intakter Natur bei strahlendem Sonnenschein mit blauem Himmel suggerieren, abzugrenzen«, erklärt Stohn.
Die Formgebung – also Seitenverhältnis, Satzspiegel, Schriftart – der beiden Publikationen hat sie aufeinander abgestimmt. Als Schrift wählte sie die Noe Text Book von Schick Toikka, eine Antiquaschrift, die sich auf traditionelle Serifenschriften bezieht, sie aber auf moderne Weise interpretiert mit scharfen, dreieckigen Serifen.
Bei der Gestaltung liegen die Fotografien klar im Fokus, Ortsangaben und Seitenzahlen dienen lediglich der Orientierung, das Layout ist auf das Wesentliche reduziert. »Höllental und Himmelreich« mutet an wie ein klassisches Fotobuch – ein Look, den die Gestalterin aber clever bricht, indem sie die Bilder dezentriert anordnet und relativ enge Ränder lässt und dadurch Spannung erzeugt. Für einen rhythmischen Duktus des Buches variiert der Bildspiegel zwischen Vollformaten und einem kleineren 3:4 Bildformat. »So korrespondieren die Aufnahmen und stehen nicht in Konkurrenz zueinander, und das Auge kann immer auf einem Bild ruhen«, sagt Stohn.
Die Publikation »Heimat(en)« enthält neben der Umschlagabbildung einen kritischen Text über den Terminus Heimat. Dabei stellt Stohn divergierende Assoziationen aus Politik, Literatur und Wissenschaft gegenüber, eingeleitet von einem Zitat von Martin Walser: »Heimat, das ist sicher der schönste Name für Zurückgebliebenheit«.
Eine sehr gelungene Arbeit und Annäherung an das emotionale Thema! Beide Publikationen sind leider jeweils auf 10 Exemplare limitiert.
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