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Warum Nein oft das bessere Ja ist

Malthe Luda von Swipe Circus erklärt, warum man auch in Krisenzeiten nicht zu allem Ja sagen sollte.

Malthe Luda von Swipe Circus
Malthe Luda von Swipe Circus

Ein Nein ist nicht per se negativ. Ein Ja nicht per se positiv. Haben wir diese beiden Sätze verinnerlicht, so haben wir bereits eine Menge erreicht.

Im beruflichen Umfeld sagen wir immer noch zu schnell Ja zu einem Auftrag, einer Idee oder einer Aufgabe, ohne uns wirklich der Tragweite dieses Jas bewusst zu sein. Das Nein geht erst mal gegen die menschliche Natur und kostet deshalb Überwindung. Gerade das macht es aber im Berufsleben so wertvoll.

Ob als Freelancer, Designstudio oder Agentur: Wir sollten uns Gedanken dazu gemacht haben, was wir gut können. Wofür wir stehen. Wo wir hinwollen. Was wir von uns selbst erwarten und erhoffen. Kurzum: »Was fasziniert und begeistert uns? Wofür brennen wir?« Zudem sollten wir uns bewusst sein, was uns wichtig ist, und sollten dann entsprechend unserer Prinzipien und Ansichten handeln. Wer sich über seine Grundsätze im Klaren ist, kann leichter, nachvollziehbarer und ohne schlechtes Gewissen Nein sagen.

Per Default Ja sagen, das macht uns unglaubwürdig – Was macht also ein Nein?

Ein Nein steht für Kompetenz und Selbstbewusstsein
Als Designschaffende sind wir immer auch beratende Personen. Menschen vertrauen uns und fordern unser Fachwissen ein. Sind wir also beispielsweise von einem Lösungs- oder Arbeitsvorschlag nicht überzeugt, sollten wir dies kommunizieren und eine Alternative präsentieren.

Ein Nein unterstreicht die Positionierung und das Fachwissen
Ein Nein kommuniziert, für welche Arbeiten man verfügbar ist, und zeigt, dass man für eine Haltung einsteht. Zuverlässigkeit und Nachhaltigkeit können ebenfalls durch Ablehnung gestärkt werden.

Ein Nein unterstreicht die Art zu Arbeiten
Wenn der Modus Operandi nicht dem entspricht, wie es branchenüblich ist, sollten wir die Hand heben und zum Dialog aufrufen. Überstunden, Nacht- und Wochenendschichten oder unstrukturiertes Arbeiten: Das will niemand, denn es führt zu Unmut und Demotivation.

Ein Nein schützt das Team
Eine Projektanfrage abzulehnen ist knifflig, kann aber das gesamte Team schützen und die Motivation aufrechterhalten. Daneben schafft es noch einen weiteren positiven Effekt: Fokus. Fokus auf die Arbeit, für die man wirklich brennt.

Ein Nein schützt Marktpreise
Jeder kennt es: Der Preis eines gesendeten Angebotes wird nach unten gehandelt. Wenn wir zu einem Kampfpreis Ja sagen, hat dies direkte Implikationen für unsere Branche. Denn der Marktpreis wird dadurch langfristig gedrückt.

Ein Nein bringt Chancen
Auch wenn es im Angesicht der aktuellen Pandemie sehr schwer erscheint Aufträge, Anfragen oder Jobs abzulehnen, kann ein Nein auch einen Dialog eröffnen. Denn: Ein Ja ist meist selbsterklärend, beim Nein ist Kontext angesagt. Hier haben wir dann die Möglichkeit unseren Standpunkt zu erläutern und schaffen dadurch die Aussicht auf einen Kompromiss.

Ein Nein zu einer Option ist also immer ein Ja für eine andere Situation

Bei Swipe Circus gibt es keine strengen Regeln, wie wir mit Projektanfragen, Extra-Arbeiten oder ähnlichem umgehen. Wir folgen unseren Werten und Prinzipien, die wir gemeinsam in regelmäßigen Abständen überprüfen und gegebenenfalls neu justieren.

So haben wir uns kürzlich für unsere Prinzipien und gegen die Zusammenarbeit mit einer der wertvollsten Marken der Welt entschieden. Die Zusammenarbeit hätte sicherlich viel Reputation gebracht, allerdings war der Umgang kompliziert, und es wurde sich auf einen Auftraggeber-Status ausgeruht.

So wollen wir nicht arbeiten: Ein Nein zu einer Option ist also immer ein Ja für eine andere Situation. Wenn wir Nein zu einem anstrengenden Kunden sagen, heißt es im Umkehrschluss Ja zu einem entspannteren Arbeitsalltag. Wir folgen unserer inneren Haltung. Wer also nach der inneren Haltung und Grundeinstellung denkt und handelt, findet für sich und die jeweilige Situation stets die passende Lösung.

Tipps, die du mitnehmen kannst:

  • Nimm dir Bedenkzeit, bevor du eine Entscheidung triffst.
  • Lerne, auf sanfte Art Nein zu sagen.
  • Sage Nein mit Verständnis und zeige eventuell eine Alternative auf.
  • Mache dir klar, welchen Preis du zahlst, wenn du Ja sagst.

Malthe Luda ist Digital Strategist, UX Writer und Partner beim Digital-Product-Design-Studio Swipe Circus in Hamburg und München.

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Kommentar zu diesem Artikel

  1. Beeindruckend!! Sehr starker Artikel . So sollten sich viel mehr Menschen und Branchen hinterfragen und positionieren

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