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Christine Lischka, Managing Director bei Serviceplan Design Hamburg, über Design für Tabu-Themen wie Inkontinenz, Wäscheeinlagen und Pilzkrankheiten.

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Welcher Designer gestaltet nicht gerne Premium-Produkte. Der ästhetische Anspruch an Typografie, der sensible Umgang mit Farben und Formen kann bei Premium-Projekten richtig ausgelebt werden. Das erfreut das Designerherz.

Man kann auf der Klaviatur der Veredelungen spielen und muss nicht in erster Linie an Produktionskosten oder Shelf Impact denken. Weiter gibt es die klassischen FMCG Jobs. Da geht es um breite Zielgruppen, große Sortimente und große Marken – auch super. Und dann gibt es noch ein Feld, das ist noch gar keine richtige Kategorie, aber psychologisch hochspannend. Design für Tabu-Themen. Man denkt ja, dass es in unserer Zeit gar keine richtigen Tabu-Themen mehr gibt.

»Inkontinenz, Wäscheeinlagen und Pilzkrankheiten sind Themen, da wird jedes Briefing bzw. Gespräch in der Agentur zum Eiertanz«

Stimmt aber nicht: Inkontinenz, Wäscheeinlagen und Pilzkrankheiten sind Themen, da wird jedes Briefing bzw. Gespräch in der Agentur zum Eiertanz. Bei Inkontinenz-Themen kann man schon mal eine halbe Stunde extra reservieren bis all die Kommentare wie: »lass laufen« abgearbeitet sind. Ich habe mit internationalen Managern bei Bayer in Basel über Vaginalpilz diskutiert und darüber, wie die Insights in den unterschiedlichsten Regionen der Welt sind. Und wie diese Insights dann in einem globalisierten Design wieder zu finden sind. Die Brasilianerin möchte einen high class Kosmetik-Approach, die Deutsche möchte medizinische Kompetenz und die Engländerin einen soften, blumigen, leicht rosigen Gesamteindruck.

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Das ist herausfordernd und richtig spannend. Hier ist neben dem Graphik Studium ein Psychologie Studium hilfreich. Mir machen diese Projekte riesigen Spaß und der globale Canesten Relaunch, den ich mit meinem Team gestaltet habe, ist weltweit erfolgreich.

Durch viele Studien, die man kundenseitig zur Verfügung gestellt bekommt, erfährt man vieles, über das man vorher noch nie nachgedacht hat. Zum Beispiel gibt es ein internationales Ranking von Tabu-Themen. Also Themen, über die man nicht bei Tisch im Kreise einer Abendgesellschaft reden sollte.

»Das Beispiel von tena lights zeigt aber auch, daß Designanspruch und Tabu-Themen gut miteinander verknüpfbar sind«

In Frankreich steht auf Platz eins Scheidung, gefolgt von Arbeitslosigkeit und dann Inkontinenz. In den USA ist Arbeitslosigkeit auf Platz eins und bei uns in Deutschland ist Inkontinenz unangefochten an der Spitze. Da macht es Spaß, wenn man von Kunden das Briefing bekommt, die Hürde und das Tabu herabzusenken. Das ist mein voller Ernst. Mehr Herausforderung geht nicht. Das Beispiel von tena lights zeigt aber auch, daß Designanspruch und Tabu-Themen gut miteinander verknüpfbar sind.

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Und dann noch die Herausforderung Männer: Wie bringt man einem Mann ein Tröpfchensystem bei? Richtig: gar nicht. Der will das auch nicht wirklich wissen und noch weniger will er Zeit im Drogeriemarkt vor einem Regal verbringen, um es zu lernen.

Also muss man auch hier das richtige gestalterische Vehikel finden. Ein Equalizer als Stärkegradmesser oder ein nummerisches System kommt einfach besser an.

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Ich habe auch durch Marktforschungsergebnisse gelernt, dass das Tragen einer Einlegesohle für Männer eigentlich gleichzusetzen ist mit Impotenz.

Also, liebe Hersteller von Einlegesohlen. Sie wandern auf heiklen Pfaden. Aber wir lieben Herausforderungen wie diese und würden auch hier die richtige Balance zwischen Design-Approach und der Vermittlung der richtigen Botschaft an die Zielgruppe finden.

Christine_Lischka_Gastautorin

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