Burkhard Müller, Digitalchef von Mutabor, sah sich für uns beim Superbowl für NFT-Interessierte in New York um: NFT.NYC. Hier teilt er seine Learnings und Highlights.
Die NFT.NYC ist mit circa 15.000 Teilnehmer:innen die größte Konferenz für NFTs weltweit. Alle Köpfe und Projekte, die in der Szene Rang und Namen haben, waren als Speaker:innen oder mit eigenen Sattelite-Events vertreten. Aus Deutschland reisten rund 200 Teilnehmer:innen an. Hier die Highlights von Burkhard Müller, Digitalchef bei der Hamburger Designagentur Mutabor:
Um NFTs ist es ruhiger geworden. Spätestens seit dem Wertverlust von Bitcoin und Ethereum ist die Euphorie gewichen. Immer wieder wurde ich in letzter Zeit von Marken-Entscheider:innen gefragt, ob der NFT Hype vorbei ist, oder ob es noch lohnt, dort jetzt etwas zu starten. Entsprechend gespannt bin ich in die USA zur NFT.NYC gereist. Um eines vorwegzunehmen: Die beste Zeit zum Starten ist jetzt!
Meine Top 10 NFT.NYC Learnings für Marken und Entscheider:innen
1. NFTs sind relevant
Sammeln und Besitzen stecken in unseren Genen. Fast alles, was heute mit NFTs gemacht wird, wäre grundsätzlich schon vor 15 Jahren möglich gewesen. Trotzdem hat es Blockchain und NFTs gebraucht, um durchzustarten. Es ist offensichtlich relevant für Menschen.
2. Der Crypto-Crash sorgt für Demut
Aktuell spricht niemand mehr von WAGMI (We all gonna make it) – weil es nicht alle schaffen werden! Die Zuversicht auf eine große Zukunft der NFTs ist aber ungebrochen. Jetzt wird über den echten Zweck von NFTs nachgedacht.
3. Run it like a business
Betrachtet man ein NFT Projekt als Start-up kann sich jeder die Frage stellen: Würde ich in diese Idee und das Team Geld investieren? Der Großteil der Start-ups schafft es nicht – bei NFT-Projekten ist das nicht anders. RTFKT (Clone-X), Yuga Labs (Bored Ape Yacht Club) und Doodles vereint, dass sie sich nach ihrem ersten Hype schnell erfahrene Partner zur Seite geholt haben und damit den Krypto-Winter überstehen und ihr Universum weiterentwickeln.
4. Live-Experience schafft Vertrauen
Nur Wenige schaffen es, den Hype aus dem Internet in die reale Welt zu übertragen. Es braucht ein professionelles Team, um neben ein paar bunten Profilbildern auch ein großes Event zu organisieren – wie diese:
World of Women holen Madonna
Bored Ape Yacht Club organisieren ein 4-tägiges Festival mit Snoop Dogg, Eminem, Future, the Roots und mehr
Coolcats bauen einen Themepark
RTFKT (Nike) stellen im Gagoshian aus
Das schafft Vertrauen darin, dass die Marke auch in Zukunft wachsen, mehr Menschen begeistern und damit wertvoller wird.
5. Next Level Shopping & Drops
Shopify prescht mit dem Token-based Shopping vor. Konkret funktioniert das so: Nutzer:innen verbinden ihre Wallet mit der Shopping Website. Sind die richtigen Tokens (NFTs) in der Wallet, erhält man Zugang und kann bestellen. Auch Ticketing für Events funktioniert mit dem Service Tokenproof auf diese Weise. World of Women und Bored Apes haben so ihre Tickets verteilt und Merch verkauft.
Das funktioniert aber auch im Real-Life, zum Beispiel mit einem Automaten oder via Scan von Mitarbeitenden. Doodles haben das besonders kreativ umgesetzt (siehe Video auf Twitter).
6. Die nächste Milliarde Menschen erreichen
Um Mainstream zu werden, muss der NFT Space nutzerfreundlich werden und sich von Spekulation und dem schnellen Profit hin zu echter Utility-First entwickeln. Das braucht Zeit, die viele kleine Projekte nicht haben. Hier liegt eine Chance für Marken darin, früh Partnerschaften mit innovativen Projekten einzugehen und ihr Know-how und Kapital einzubringen.
7. NFT- und Marketing-Bubble sprechen unterschiedliche Sprachen
Die teils idealistische Krypto-Welt und das KPI-getriebene Marketing können voneinander lernen, wie die nächsten Generationen erreicht werden und dies in ein nachhaltiges Geschäftsmodell übersetzt wird.
NFT Projekte setzen oft auf das Prinzip von DAOs (Dezentralisierte Autonome Organisation) und lassen ihre Investoren wichtige Entscheidungen treffen. Kreative wissen, dass solche Methoden oft zu Best-of-Average statt Innovation führen. Marken hingegen tun sich schwer, ihre Kunden ernsthaft zu involvieren. Der Erfolg von den Bored Apes beruht auch darauf, dass die Investoren selbst die Rechte an ihren Bildern haben. Einige verkaufen Merch mit ihrem Ape, gründen ein Restaurant, Snoop Dogg und Eminem produzieren einen Song rund um ihre NFT-Alter Egos.
8. Brand- und Digital-Abteilungen müssen einmal mehr zusammenrücken
Anfang der 2000er ist E-Commerce durchgestartet, mit den 2010ern kamen die Apps und nun, in den 2020ern NFTs. Mit jedem Innovations-Sprung müssen Brand- und Digital-Abteilung enger zusammenrücken.
9. Full-Thinking statt Full-Service
Niemand ist in allem gut. Die Stärke der NFT Community liegt in der Kollaboration. Agenturen sollten nicht versuchen alles intern abzubilden, sondern eng mit der Community zusammenarbeiten und ihren Kund:innen helfen, Konzepte ganzheitlich zu denken und sie darin unterstützen Brücken zwischen Brand-, Digital- und Legal-Abteilung zu bauen.
10. The time is now!
Liebe Entscheider:innen, die Opportunitätskosten werden immens hoch sein, wenn ihr nicht mit einsteigt. Jetzt wo der erste Hype vorbei ist, können wir alle experimentieren, lernen und die Zukunft gestalten. #buildinbearmarkets
Wer erinnert sich heute noch an das Web1, wo wir nur konsumieren, nichts kommentieren oder selbst erstellen konnten? Jetzt wird Web 2.0 abgelöst. Nicht zuletzt, weil die Vorteile des Web3 für Menschen, Marken und Technologie überwiegen und völlig neue Geschäftsmodelle ermöglichen:
Dezentrale Transparenz und Kontrolle über Daten, Besitz, Urheberschaft, Lieferketten und Werte
Community-getriebene Entscheidungsfindung
Kunden werden zu involvierten Partnern, die nicht mit ihren Daten zahlen, sondern für Investment beteiligt werden
Token-based Shopping bringt E-Commerce auf das nächste Level
Interaktion zwischen Services, durch einheitliche Schnittstellen via Blockchain
Den Nutzern Kontrolle zu geben und sie sogar an Erfolgen zu beteiligen, widerspricht vielen heutigen Geschäftsmodellen.
Mehr zum Thema NFTs:
In PAGE 8.22 machen wir eine Bestandsaufnahme, für wen NFTs wann sinnvoll sind – und wie man an die Vermarktung rangeht. Ab Freitag im Online-Shop!
D2C im Trend: New Brands ++ Für NGOs gestalten ++ Design für Musiklabels, Artists, Clubs ++ ENGLISH SPECIAL Yuk Fun ++ Speculative Design: Anti-Game mit AR ++ Erklärfilmserie für nature.org ++ Japanisch-deutscher Katalog