Kommende Woche erscheint unsere Ausgabe 06.2013, in der wir Illustratoren bei der Konzeption ihrer Bildideen auf die Feder geschaut haben. Hier geben internationale Zeichner Tipps zur konzeptionellen Illustration.
Bild: © Herr Müller
Kommende Woche erscheint unsere Ausgabe 06.2013, in der wir Illustratoren bei der Konzeption ihrer Bildideen auf die Feder geschaut haben. Hier geben internationale Zeichner Tipps zur konzeptionellen Illustration.
Herr Müller, Berlin
www.ilikeyourbadbreathdaddy.de
1. Werde niemals didaktisch. Zeige nicht, was offensichtlich ist, sondern was du gleich daneben findest. Oder zeige das Offensichtliche, aber in einer völlig ungewohnten Technik.
2. Unterschätze den Betrachter nicht. Überfordere und verwirre ihn, das macht fast jedes Bild interessanter.
3. Verfolge deine seltsamen Ideen und persönlichen Obsessionen. Vor allem beim Experimentieren entwickelt man sich weiter.
4. Vermittle Kunden deutlich, wenn du ihre Idee für schwierig hältst. Oft fehlt ihnen einfach die Erfahrung.
5. Sei aufmerksam für gute Ideen eines Auftraggebers – auch wenn er sonst häufig mit fragwürdigen Vorschlägen aufwartet. In solchen Fällen ist es wichtig, die richtige Idee dann auch anzunehmen – was mir nicht immer leichtfällt.
Thomas Fuchs, Berlin
www.thomasfuchs.com
1. Überzeuge den Kunden von neuen Konzepten, indem du auf seine Ideen einἀgehst. Nimm seine Vorgaben als Grundlage und wandle Elemente ab, füge welche hinzu und nimm andere weg.
2. Wenn es keine Headline gibt, schreibe dir selbst eine.
3. Gib dich nicht mit der ersten Idee zufrieden! Ist eine Bildidee nicht falsch, heißt das noch lange nicht, dass sie richtig ist.
4. Suche unbedingt Metaphern und niemals Analogien.
5. Lasse dich weniger von aktueller Illustration als von den alten Meistern inspiἀrieren. Meine Favoriten sind unter anderem Heinz Edelmann oder Guy Billout.
6. Bediene dich bei der Ideenfindung in Kunst, Film und Kultur – aber zeichne nicht nach Vorlage, sondern aus dem Gedächtnis. Ist eine Idee durch deinen persönlichen Kopffilter gelaufen, hat sie sich ja schon weiterentwickelt.
Katrin Rodegast, Berlin
www.katrinrodegast.de
1. Weniger ist mehr! Versuche nicht zu komplexe und komplizierte Ideen – meist ist sogar der erste Einfall der beste. Manchmal hilft es, die Idee ein paar Stunden liegen zu lassen und erst dann wieder draufzuschauen.
2. Zeige deine Ideen auch Personen, die nicht vom Fach sind. Gerade sie sollten ohne Vorkenntnisse schnell verstehen, was das Motiv bedeuten soll.
3. Lies das Briefing gründlich und finde so viel wie möglich über das Thema heraus. Sammle Hintergrundinfos. Sprich mit dem Kunden und lasse dir Details, etwa auch zur Zielgruppe, erzählen.
4. Um den Kopf freizubekommen hilft mir: Sport, ein Ausflug in die Natur, Verreisen.
5. Inspirieren lasse ich mich in Museen, Galerien und Supermärkten (am liebsten in ausländischen, die kann ich stundenlang durchforsten). Außerdem lese ich Blogs wie www.nowness.com, www.amerrymishapblog.com, http://aicuisine.com oder www.itsnicethat.com.
6. Meine Favoriten unter den konzeptionsstarken Illustratoren sind momentan: Jean Jullien, Blexbolex und Thomas Demand.
Jamel Akib, Salisbury, Großbritannien
www.jamelakib.com
1. Setze einen einzigen Fokus in deinem Bild. Binge nicht zu viele Inhalte unter.
2. Die meisten Artikel können auf ein allgemeines Thema heruntergebrochen werden – das gilt es darzustellen, nicht die Anekdote.
3. Ignoriere die Ideen des Kunden.
4. Ich liefere meinen Kunden sechs bis acht Ideen zur Auswahl – gerade so komplex, dass sie das Konzept klarmachen. Du weißt nie, welche sie nehmen, also investiere nicht zu viel Zeit in die Ausarbeitung der Zeichnungen, sondern in die der Idee.
5. Wenn du eine Idee in Briefmarkengröße verständlich machen kannst, funktioἀniert sie auch auf einem Poster.
6. Ich habe einen Koffer, der meiner Mutter gehörte – voll mit verworfenen Ideen, die ich über die Jahre gesammelt habe. Die meisten davon werden nicht brauchbar sein, aber immer mal wieder hineinzuschauen, kann kreative Prozesse auslösen.
Derek Bacon, London
www.derekbacon.com
1. Ich starte mit Wortspielereien, Assoziationen und visuellen Metaphern. Ich schaue, welches das beliebteste Bild im Internet ist, das sich zu dem Thema finden lässt – um sicherzugehen, dass ich etwas anderes und besseres anbiete. Wenn ich feststecke, mache ich ein Schläfchen. Das entspannt mich genug, um mir keine Sorgen mehr um die Idee zu machen, und meist kommt sie dann auch. Selbst wenn eine Idee bedeutungslos erscheint, kann sie – umgesetzt als Illustration –funktionieren.
2. Wenn du es schaffst, einen Witz ohne Worte zu machen, hast du schon gewonἀnen. Oft muss man eine lustige Idee oder einen Witz nur vom Verbalen ins Visuelle übertragen.
3. Versuche, mit Inhalten zu arbeiten, die jeder kennt. Werde nicht zu obskur. Ein Witz sollte deutlich genug sein, dass er auch in der Auslage eines Buchladens sofort verstanden wird.
4. Verwende niemals Totenköpfe oder Skelette – das funktioniert nie!
5. Am Ende des Tages musst du liefern, wonach der Kunde gefragt hat. Manchmal ist es hilfreich, vor dem Skizzieren zunächst auszuarbeiten, was der Kunde nicht will. Du kommst dem Ziel auch näher, wenn dir der Auftraggeber Beispiele aus deinem Portfolio und andere visuelle Arbeiten zeigt, die er mag.
6. Es ist wichtig, geduldig zu bleiben – auch wenn der Kunde Änderungen vorἀnimmt. Letztlich entscheidet er, und seine Weltsicht kann sich von deiner sehr unterscheiden.
7. Inspiration finde ich an vielen Orten – bei Dürer, Gauguin, Bosch, Bruegel zum Beispiel. Oft kommt Inspiration auch aus dem Nichts; manchmal träume ich eine Idee, manchmal kommt sie beim Fernsehen oder beim Musikhören.