Das erste Jahr JvM Academy ist um. Leiterin Simone Ashoff zieht eine positive Bilanz – modelt aber auch einiges um.
Im April 2014 nahm die Nachwuchs-Schmiede von Jung von Matt mit 20 Studenten ihren Betrieb auf. Ihr Anspruch ist nicht mehr und nicht weniger, als die Kreativen von morgen auszubilden. Die müssen laut Academy-Leiterin Simone Ashoff vor allem eines können: ganzheitlich denken und konzipieren.
Entsprechend dürfen sich die Absolventen Kreativkonzepter nennen – ein Jobprofil, das es in den meisten Agenturen (noch) nicht gibt. Das ist laut Ashoff aber nebensächlich: »Es ist völlig egal, ob die Position in Agenturen Kreativkonzepter heißt. Unsere Absolventen können später auch Texter oder ganz einfach Kreativer heißen. Der ein oder andere heißt vielleicht sogar Planner. Aber sie werden immer eines können: ganzheitlich denken und mit allen Medien konzipieren.«
An der JvM Academy wird nah an der Praxis gelehrt: Theoretische Vorträge werden auf ein Minimum reduziert (30 Minuten Maximum!), darauf folgt immer eine Umsetz- und Experimentierphase. Dazu kommen zwei Präsenz-Phasen bei Partneragenturen, zu denen neben den Jung von Matt-Agenturen auch GGH Lowe, fischerAppelt und TLGG gehören.
Nun ist das erste Jahr geschafft und die Gründer ziehen eine erste Bilanz. Simone Ashoff ist sehr zufrieden und freut sich auch über das positive Feedback der Agenturen – sowohl was die Werksstudenten als auch das Curriculum betrifft. Derzeit sieht es so aus, als würden alle Studenten von ihren jeweiligen Dual-Partnern übernommen.
Dass die Zusammensetzung der Klasse sehr heterogen war (von frisch gebackenen Abiturienten hin zum ausgebildeten Koch) hat laut Ashoff nicht gestört, sondern war vielmehr hilfreich, weil die Studenten so auch viel voneinander lernen konnten. Dennoch hat sich die Academy entschlossen, für den nächsten Jahrgang neue Bewerbungskriterien einzuführen:
»Ab diesem Jahr nehmen wir noch Bewerber mit 1 bis 2 Jahren Erfahrung auf – egal welcher Art. Das kann ein Studium, eine Ausbildung oder auch eine Weltreise sein«
erklärt Ashoff.
Dabei hat sie vor allem die Agenturen im Sinne, die mit erfahreneren Persönlichkeiten schneller etwas anfangen können. Schnell ist das Stichwort: Die Ausbildung wird nämlich auch noch gekürzt – und das um die Hälfte auf nur noch ein Jahr. Der theoretische Teil dauert dann vier Monate, der Rest ist Praxis. »Danach sind die Studenten fit für die Agenturen«, ist Ashoff überzeugt. An Lehrkonzept und -Themen ändert sich nichts.
Sollte sich die Umstellung als Fehler erweisen, wird wieder dran gedreht. »Wir sind flexibel und probieren aus, was für uns am besten funktioniert«, sagt Ashoff. Das ist ein deutlicher Vorteil einer frisch gestarteten Privatschule im Gegensatz zu traditionellen Hochschulen, wo die Akkreditierung eines Studiengangs Monate dauern kann.
Es bleibt spannend, was sich in den Klassenzimmern im Hamburger Karoviertel so tut!
Mehr zum Thema:
Praxis und Theorie, Handwerk und Haltung, Generalisten und Spezialisten: Vor welchen Herausforderungen die Designlehre Hochschulen, Agenturen und Studenten stellt, beleuchten wir in PAGE 08.2015, die am 1. Juli erscheint.
Wir statteten der JvM Academy im Sommer 2014 einen Besuch ab. Unsere Eindrücke gibt es in PAGE 07.2014 ab Seite 122.
Hier haben wir die Pläne der Academy-Gründer vor dem Start zusammengefasst.
Simone Ashoff ist außerdem Gründerin der Good School in Hamburg, die Seminare und Workshops zu Themen wie transmedialem Storytelling oder Internet of Things anbietet