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Kreative Berufe: Editorial Design

Was braucht ein guter Editorial Designer? Was muss er besonders können und welche Ausbildungswege kann man gehen?

Ein Blick fürs Ganze, ein besonderes Gespür für Grafik, Fotografie und Typografie sowie ein ausgeprägtes Interesse an Inhalten – diese Kombination macht gutes Editorial Design aus.

Berufsbezeichnung
Editorial Designer, Magazin- und Buchgestalter

Ausbildung
Der übliche Weg ist ein Kommunikationsdesignstudium; Editorial Design ist meist Bestandteil des Bachelorstudiums. Viele Hochschulen bieten die Mög­lich­keit, diese Disziplin im Masterstudium zu vertiefen.

Verdienst (brutto)
Je nach Büro oder Verlag sehr unterschiedlich, zwischen 2000 und 3500 Euro. Freelancer mit einigen Jahren Berufserfahrung haben einen Tagessatz zwischen 200 und 400 Euro.

Schon als Jugendliche hatte Kirs­tin Weppner ein gesteigertes In­te­res­se an Büchern und Magazi­nen. Die Bildsprache von »jetzt«, dem Jugendmagazin der »Süddeutschen Zeitung«, fand sie so fas­zinierend, dass sie beschloss, an der Fachhochschule Düsseldorf Kommunika­tions­design zu studieren.

Nach ihrem Abschluss arbeitete sie drei Jahre im Bureau Mario Lombardo und zwei Jahre als Corporate Designerin bei der Brillenmanufaktur Mykita, wo sie unter anderem das Mit­arbeitermagazin be­treu­te. 2012 gründete sie gemeinsam mit dem Kommunikations- und Produktdesigner Christian Steubing das auf Editorial Design spezialisierte Studio Cskw in Berlin.

Seit vier Jahren unterrichtet Kirstin Weppner Editorial Design und Typografie an der design akademie berlin und leitet Workshops an Hochschulen und für Verbände wie den Art Directors Club. Wir sprachen mit ihr über ihren Beruf und warum es sich trotz anhaltender Verlagskrise dennoch lohnen kann, Editorial Designer zu werden.

Bild oben © Luna Simic

 


Meint Editorial Design ausschließlich die Gestal­tung von Print- und Onlinemagazinen sowie Zeitungen oder zählt noch mehr dazu?

Kirstin Weppner: Für mich fällt auch die Gestaltung von Büchern darunter. Nicht unbedingt Belletristik, aber Bücher, in denen viele Bilder und unterschiedli­che Inhalte verarbeitet werden, auf jeden Fall. Darüber hinaus gehören zu den Aufgaben eines Editorial Designers die Auswahl und das Briefing von Fotografen und Illustratoren – das heißt, man muss sehr gut informiert und vernetzt sein.

Welche Fähigkeiten braucht man noch, die über die eines »normalen« Designers hinausgehen?

Ein besonderes Interesse an Inhalten und an deren Inszenierung, denn es ist eine sehr inhaltsbetonte Ge­staltungsdisziplin. Außerdem benötigt man ein Ge­fühl für Dramaturgie. Ein Magazin oder Buch ist ein bisschen wie ein Theaterstück: Es muss einen gu­ten Spannungsbogen aufbauen, um interessant und mitreißend zu sein. Es reicht nicht, eine gute Doppelseite zu gestalten, man muss die ganze Komposition überblicken können. Das geht nur, wenn man ganz und gar inhaltlich arbeitet. Nötig ist auch die Bereitschaft, sich in Themen einzuarbeiten, mit denen man sich sonst vielleicht nie beschäftigt hätte – und die sich dann häufig als ziemlich spannend entpup­pen. Au­ßerdem muss man kompromissbereit sein, ohne sich selbst untreu zu werden und sich auf Zwischenmenschliches verstehen.

Warum ist das so wichtig?

In ein Editorial-Design-Projekt sind in der Regel vie­le Personen involviert. Oft ganze Redaktionen plus Fo­tografen oder Illustratoren. Bei Publikationen für Ver­bände oder Unternehmen gerne auch der Ge­schäfts­führer. Und je mehr Stimmen es gibt, desto mehr Meinungen g­ibt es auch. Menschenkenntnis benötigt man zudem für die Wahl der Fotografen oder Illustratoren, die ja nicht nur die richtigen Fotos oder Illustrationen für den Job machen sollen, sondern auch in ihrer Arbeitsweise zu dem jeweiligen Team passen müssen.

Wie beginnt man ein Projekt? Was ist der erste Schritt?

Zunächst entwickeln wir einen zum Briefing passen­den Entwurf, das heißt, wir machen uns Gedanken um Typografie, Raster, Bildsprache und auch schon um die Materialität. Wir definieren sozusagen den grundsätzlichen Charakter des Mediums. Wenn wir nicht nur ein Konzept abliefern, sondern das Projekt auch weiter betreuen, folgt die Suche eines Fotogra­fen oder Illustrators und schließlich das Layout. Hier ist die größte Herausforderung die Auswahl der Bilder. Um eine gelungene Dramaturgie zu erzeugen, muss man noch wissen, was 20 Seiten vorher passiert ist. Zwischendurch gibt es natürlich immer wieder Abstimmungsrunden mit den Redakteuren.

Wie unterscheidet sich Editorial Design für Print- von dem für Onlinemagazine?

Da sich Online- und Printgestaltung so grundsätzlich voneinander unterscheiden, kann man auch Magazine in Print und Web nur bedingt vergleichen. Was für den Gestalter ähnlich funktioniert, ist das Selek­tieren von Inhalten, zum Beispiel Bildstrecken, sowie die Vielseitigkeit der Themen und Disziplinen. Funktionalität und Bedienung spielen online eine viel größere Rolle. Anderes, wie etwa Mikrotypogra­fie, die mir bei Printprojekten sehr wichtig ist, kann ich aufgrund der technischen Beschränkungen im Web noch immer weniger beeinflussen.

Was legen Sie Ihren Studenten besonders ans Herz?

Dass Editorial Design mehr ist, als schön zu gestalten. Dass eine hohe Affinität zu Inhalten essenziell ist. Aus diesem Grund unterrichten wir im Dreierteam, neben mir und einer zweiten Editorial De­si­gne­rin ist stets ein Redakteur dabei. Außerdem emp­feh­le ich den Studierenden, möglichst schon wäh­rend des Stu­diums viele Praktika in entsprechen­­den Büros zu absolvieren. Und jede Menge Erfahrun­gen zu sammeln, bevor sie sich selbstständig machen.

Vielen Verlagen geht es schlecht, haben Editorial Designer überhaupt eine Zukunft?

Ich denke schon. Okay, wahnsinnig reich wird man damit nicht. Aber der Tod von Print ist ja längst widerlegt. Es wird immer mehr gedruckt statt weniger. Und dann kommt ja das Medium Online dazu. Wenn man diesen Job mit Herzblut macht, sind die Aussichten durchaus gut.

Was fasziniert Sie besonders an Ihrem Beruf?

Die Vielseitigkeit. Nicht nur, was die Themen angeht, sondern auch, weil man mit so vielen ver­schie­de­nen kreativen Disziplinen zusammentrifft. Wenn ich einen Fotografen buche und der liefert wirklich tolle Fotos ab, beglückt mich das richtig. Ebenso, wenn ich mit interessanten Texten von tollen Redakteu­ren ar­beite, wenn also ein relevantes Produkt erzeugt wird.

Und was mögen Sie weniger?

Menschen, die nicht verstehen, dass Gestaltung eine Kompetenz ist, die nicht jeder hat. Kunden, die selber gestalten wollen, endlose Korrekturschleifen und Budgetzwänge.

Welches war Ihr aufregendstes Editorial- Design-Projekt?

Das Redesign der Zeitschrift »Liebling«. Das war 2008, ich hatte vor relativ kurzer Zeit bei Mario Lom­bardo angefangen. Das ganze Büro ist damals für sechs Wochen von Köln nach Berlin gezogen, um dieses Redesign zu realisieren. Wir haben teilweise ganze Nächte durchgearbeitet. Alles war sehr chaotisch und sehr anstrengend. Aber es war auch eine euphorisierende Erfahrung, die ich allerdings heute so nicht mehr machen möchte.


Mehr Jobprofile aus der Kreativbranche finden Sie hier.


Ausbildung zum Editorial Designer:

In fast jedem Kommunikationsdesignstudium steht auch Editorial Design auf dem Lehrplan. Folgende (Hoch-)Schulen widmen sich dieser Disziplin besonders intensiv und bringen immer wieder erfolgreiche Absolventen hervor.

Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, Masterstudiengang Editorial Design.

Muthesius Kunsthochschule, Kiel, Masterstudiengänge Editorial Design/ Typografie sowie Editorial Design/Fotografie.

Design Factory, International College of Communication Arts and Interactive Media, Hamburg: In der praxisnahen dreijährigen Ausbildung zum Kommunikationsdesigner ist Editorial Design einer von fünf Themenbereichen. Kosten: circa 15 000 Euro.

Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig: Die Hochschule hat eine lange Tradition im Bereich Typografie und Buchgestaltung – wichtig fürs Editorial Design.

Hochschule für Gestaltung Offenbach: Als Kunsthochschule legt die HfG Offenbach großen Wert auf Konzeption und inhaltliche Arbeit, der Unterricht ist künstlerisch und experimentell. Sehr gute Voraussetzungen fürs Editorial Design.

Und was ist mit Art Buyer, Art Director und Co.? Informationen dazu finden Sie hier.

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