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Innovation und Nachhaltigkeit: die Textile Week in Hamburg

Eine ganze Woche lang präsentieren Textildesigner:innen ihre interdisziplinären Konzepte und Projekte im Design Zentrum Hamburg

Vier Personen betrachten einen großen Wandteppich mit einem geometrischen Muster aus Dreiecken in Grau- und Grüntönen. Im Hintergrund sind Fenster mit Blick auf ein Gebäude.Bild: Anne KaiserVom Webstuhl als Vorreiter des Codes, bis hin zu generativen Tools, die Garnreste zu kunstvollen Stoffen verwerten – die Textilindustrie ist ein Hub für Innovation, so Annika Fitz, die zum zweiten Mal die Textile Week im Design Zentrum Hamburg kuratiert.

Schweden meets Hamburg

Eine ganze Woche lang werden die Räumlichkeiten in der Hafen City Hamburg zum Treffpunkt für Modebegeisterte, Textildesigner:innen und Tech-Nerds, die Projekte ausstellen und sich in Workshops und Vorträgen austauschen können.

Gastland ist in diesem Jahr Schweden – in der Ausstellung ist den skandinavischen Textildesigner:innen ein eigener Bereich gewidmet, in dem Marken wie Fjällräven neben innovativen Start-Ups wie Reparell und Södra ausstellen. Im Vordergrund stehen nachhaltige Lösungen für die Textilproduktion.

Neben dem Programm im Design Zentrum gehören zur Textile Week auch das FABRIC – Future Fashion Lab der Hamburg Kreativ Gesellschaft in der Galleria Passage, sowie ein Hackathon zum Thema Community Based Design in der Textilproduktion von House of All.

Ein Poster, das einen Kopf zeigt, der in einem Strickpullover steckt. Die Arme des Pullovers liegen auf einem Tisch, während der Rest des Körpers darunter verborgen ist.Bild: Anne Kaiser
Eine skulpturale Handtasche mit blauen und rosa Mustern. Sie ist von einem flexiblen, blauen Griff umschlungen, der in geschwungenen Linien verläuft.
Design: Laura Dieckwisch Bild: Anne Kaiser

Interdisziplinäre Impulse aus dem Textildesign

Wir haben die Ausstellung besucht, und spannende Vorträge gehört, die nicht nur für die Textilindustrie, sondern auch für Kreative aus dem Kommunikationsdesign neue Wege aufzeigen.

Darunter Barbro Scholz und Sabine Gärtner, die an der HAW Hamburg im interdisziplinären Forschungsprojekt Klima Act daran arbeiten, Menschen nicht nur die Folgen des Klimawandels zu vermitteln, sondern sie auch zum Handeln zu bewegen. In über drei Jahren entstand dazu eine VR-Anwendung, die vor allem beim Vernetzen mit anderen Menschen und über Storytelling eine bleibende emotionale Betroffenheit erzeugen soll.

Der Hebel für die Emotion: Textilien. Stoffe seien uns im Alltag viel näher als gewöhnliche Interfaces, erklären die beiden Forscherinnen. Deshalb eignen sie sich besonders gut, um in die VR-Welt einzutauchen und die Folgen des Klimawandels am eigenen Körper zu erleben. Dazu entwickelte das Klima Act Team mehrere Wearables aus Smart Fabric, das mit VR-Equipment im Raum getrackt werden kann, mit Gewichten Regen simuliert oder in Form einer Decke zu einem wandelbaren Objekt im Spiel werden kann.

Die Grafik des Spiels tritt dabei eher in den Hintergrund. Es geht um die Interaktion mit den anderen Spieler:innen – und um den bleibenden emotionalen Eindruck, den man anschließend über ein begleitendes Kartenset in gut informierten Tatendrang übersetzen kann.

Eine Schneiderpuppe trägt eine Jacke in verschiedenen Grüntönen mit geometrischen Mustern. Im Hintergrund sind ein Thermostat und eine Informationstafel zu sehen.
Design: Klima Act Bild: Anne Kaiser
Vier Personen betrachten einen großen Wandteppich mit einem geometrischen Muster aus Dreiecken in Grau- und Grüntönen. Im Hintergrund sind Fenster mit Blick auf ein Gebäude.Bild: Anne Kaiser

Generatives Stricken und Nachhaltigkeit

Besonders beeindruckt hat uns der generative Ansatz von Professorin Christine Krüger, die neben ihrer Arbeit an der AMD Hamburg selbstständig verschiedene Textildesignprojekte entwickelt. Sie verbindet KI, Creative Coding und handwerkliches Wissen aus der Textilproduktion.

Auf der Textile Week stellt sie ihr Konzept Mutagarn vor, das die enormen Mengen an Garnabfall in der Modeindustrie nachhaltig verwerten will. Die Idee: ein KI-getriebenes Tool analysiert, wie viel von welchem Garn übrig geblieben ist, und generiert in einem von Krüger entwickelten Pattern immer neue Textildesigns auf Basis des Bestands, die auf industriellen Strickmaschinen produziert werden können.

Zwei abstrakte Kunstwerke mit geometrischen Mustern in Grautönen und leuchtenden Orangetönen. Darunter ist ein Bildschirm, der eine ähnliche abstrakte Grafik zeigt, auf einem Gitterhintergrund montiert.
OLYMPUS DIGITAL CAMERA Bild: Anne Kaiser
Zwei hängende Wandteppiche mit abstrakten Mustern in Rot-, Grau- und Lilatönen. Im Hintergrund ist eine Projektion auf einer Wand und eine Informationstafel zu sehen.
Design: Christine Krüger Bild: Anne Kaiser

Noch ist Mutagarn nur eine Idee – in Zukunft könnten mit dem Tool aber verschiedenste Textilien hergestellt und Kleidungsstücke oder Accessoirs on Demand produziert werden. Künstliche Intelligenz macht dabei aber aber nur ein Bruchteil des Prozesses aus: denn – so heißt es in Kürgers Vortrag:  »Es reicht nicht, innovative Techniken zu nutzen, wir müssen die Technik innovativ nutzen.«

Ein Statement, das im Publikum und später beim Netzwerken einige Diskussionen angestoßen hat. Wir können die Textile Week nur empfehlen. Für heute (Donnerstag) und Freitag gibt es noch Plätze in den Workshops und Vorträgen, die Ausstellung läuft bis 23. Juni – also lasst euch inspirieren!

Hier geht es zum Programm

Eine Schneiderpuppe trägt eine gelbe, voluminöse Jacke mit Kapuze und roten Details. Darunter ist ein kariertes Kleidungsstück sichtbar. Im Hintergrund sind ein Fenster und eine skulpturale Struktur zu sehen.Bild: Anne Kaiser Eine Ausstellungsecke mit verschiedenen Kleidungsstücken an Ständern, darunter eine schwarze Jacke und eine Camouflage-Hose. Im Hintergrund steht eine gelbe Gummistiefel-Dekoration.Bild: Anne Kaiser Eine Person mit langen Zöpfen und einem Hut fotografiert ein Poster über das Färben mit Pilzen. Im Hintergrund hängt eine weiße Jacke.Bild: Anne Kaiser Ein Ausstellungsstück, das weiße, strukturierte Kleidung auf Kleiderbügeln zeigt, die von der Decke hängen. Weitere ausgestellte Textilien und Garnrollen sind im Hintergrund.Bild: Anne Kaiser Zwei weiße, futuristische Schuhe aus 3D-Druck auf einem Tisch. Im Hintergrund sind Poster mit Informationen zu 3D-Drucktechnologien zu sehen.Bild: Anne Kaiser

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