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Hätte ich das mal früher gewusst! Teil 8

Einige Fehler hätte man sich im Rückblick doch lieber gespart. Wir haben Kreative gefragt, welche Tipps sie ihrem jüngeren Ich geben würden.

© Scholz&Volkmer

Michael Volkmer

53, Inhaber und Geschäftsführer Scholz & Volkmer

Mit 20 … dass man sich Zeit lassen und treiben lassen sollte. Nicht genau wissen, was man machen will, ist gut. Ausprobieren und der inneren Überzeugung folgen, statt ein „Start-Up“ zu planen … mit Investorensuche, Börsengang, Exit-Strategie und dem ganzen Quatsch. Experiment statt Sicherheitsdenken. Zum Glück habe ich das irgendwie so gemacht. Ich sage das jetzt auch nur, weil ich so viele junge Leute auf der Bühne sehe, die diese Form von Business propagieren.

Mit 30 … dass Wachstum leider einen Haken hat. Wenn es gut läuft, freut man sich, ständig noch größere Projekte realisieren zu können. Wir sind innerhalb von drei Jahren um knapp 100% gewachsen. Da klopft dir jeder auf die Schulter. Erst später merkst du, wie es an den Nerven zehrt, die Qualität nachlässt, Prozesse kollabieren und gute Mitarbeiter kündigen. Und dann die Erkenntnis, dass Wachstum auch global nicht funktioniert. Dass Wachstum zum Verbrauch endlicher Ressourcen führt. Seitdem faszinieren mich zum Beispiel die Degrowth-Bewegung, Genossenschaftsmodelle, Open-Source-Mechanismen.

Mit 40 … dass rationale Argumente in puncto „Nachhaltigkeit“ leider nicht funktionieren. Warum wissen wir alles über die Welt, die Klimaerwärmung, die katastrophalen Produktionsprozesse, die Verschmutzung der Meere mit Plastik und trotzdem läuft alles weiter wie bisher? Warum ziehen wir nicht kollektiv an der Reißleine? Uns fehlen die positiven Bilder der Zukunft. Bilder, die auf sozialem Miteinander statt auf technischen Innovationen beruhen. Wenn du was verändern willst, fang an, mach es mit Freude – dann wollen die anderen irgendwann mitmachen.

Mit 50 … so alt bin ich ja noch gar nicht. Ich denke, mit 60 würde ich sagen: Du hattest viel zu viel auf dem Tisch. Zu viel Zeug. Zu viele Klamotten. Zu viele Projekte. Zu viele Wochenendaktivitäten. Ein wenig zu Ruhe kommen, Yoga oder sowas in der Richtung wäre ein guter Rat. Mal sehen. 😉

Hier finden Sie alle Beiträge aus dieser Serie.

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Dashaetteichgernegewusst2018
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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Nein, ich habe kein schlechtes Gewissen. Aber mit 53 blickt man allmählich, wie die Welt tickt. Ich nutze meine Spielräume – kenne aber auch meine Grenzen.

  2. Hat Michael Volkmer ein schlechtes Gewissen, weil er Coca Cola und Mercedes Benz beworben hat?
    Das Plastik im Meer stammt von Coca Cola und die Luft in den Großstädten von Mercedes Benz.

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